Kriegsreisende

 die Sozialgeschichte der Söldner

Die Ritter

Combat Trente Der Kampf der Dreißig
Ritterliche Taten in einem kleinen schmutzigen Krieg.
Schiltberger Danach ritt ich mit Tamerlan
Ein Bayer kämpfte für Sultan Bayazid und für Tamerlan.
Abenteurer Friedrich von Chreutzpeck
bereiste als Ritter, Söldner und Pilger ganz Europa und den Orient.
Ritter Jörg von Ehingen
Ein fahrender Ritter sucht Abenteuer.
Holsteiner Der Isern Hinrik
Ein Berufskrieger im Spätmittelalter.
Gendarme Verneuil (1424)
Die Rückkehr der schweren Kavallerie.

Das Fußvolk

Langbogen Die englischen Bogenschützen
Legenden um eine "Wunderwaffe".
Kanoniere Der Sold des Sultans
Mehmed der Eroberer und seine Kanoniere.
Rosenkriege Die Rosenkriege
Ein Nachspiel des Hundertjährigen Krieges.

Die Freien Kompanien

Ritter u. Knechte Soldritter und Knechte
Die deutschen Reiter in Italien.
Hundsgugel Der Guglerkrieg
Die Freien Kompanien in der Schweiz
Condottiere Werner von Urslingen
Der Feind Gottes, des Mitleids und des Erbarmens.
Burg Der Krieg um Neapel
Deutsche und ungarische Soldritter in Italien.
Vitalier Die Vitalienbrüder
eine Freie Kompanie im Ostseeraum.
Hanse Die Likedeeler
Klaus Störtebeker und Godeke Michels.
England Der Hundertjährige Krieg
Die I. Phase (1339-1389).
Jeanne d'Arc Der Hundertjährige Krieg
Die II. Phase (1405-1453).
Ecorcheur Rodrigo de Villandrando
ein Écorcheur aus Kastilien im Hundertjährigen Krieg.
Marienburg Der Verkauf der Marienburg
Eine Episode aus dem Dreizehnjährigen Städtekrieg.
Legio Nigra Die Schwarze Legion
Das Söldnerheer von Matthias Corvinus.

Das Spätmittelalter – Das Gewerbe kommt in Schwung

Die meisten der großen Konflikte des Hochmittelalters waren nach der Mitte des 13. Jahrhunderts zu einem Ende gekommen. Der Fall von Akkon (1291) beendete die Zeit der Kreuzzüge; der Tod des letzten Staufers Konradin (1268) besiegelte den Sieg der Päpste über die deutschen Kaiser, und mit dem Vertrag von Paris (1259) fand auch die lange Auseinandersetzung zwischen den französischen Kapetingern und den englischen (eigentlich eher ebenfalls französischen) Plantagenets ihr vorläufiges Ende.

Diese Kriege waren im Namen von Religion und großer Dynastien geführt worden. Die Schlachten waren dabei fast immer von ritterlich gerüsteten Reitern im Dienste ihres Lehnsherren oder ihres Glaubens entschieden worden. Da aber oft mehr Truppen benötigt wurden und der Lehnsdienst zeitlich begrenzt war, kamen zunehmend Geld und Söldner ins Spiel. Daneben wurden auch die städtischen Milizen zu einem Machtfaktor. Die Staufer hatten sich an den norditalienischen Städten die Zähne ausgebissen, und die Flamen schlugen als erstes Fußaufgebot bei Courtrai (1302) ein Ritterheer.

Neben ihrer Verfügbarkeit hatten Söldner noch einen anderen entscheidenden Vorteil: Sie waren Profis. Den Rittern der Feudalaufgebote fehlte es nicht an Tapferkeit, dafür aber um so mehr an Disziplin, und einige entscheidende Schlachten wurden durch das unkontrollierte Draufgängertum des Adels verloren. Bei vielen begrenzte sich die Kampferfahrung auf Turniere und ritterliche Zweikämpfe. Auch wenn sie oft mit ihren Waffen gut umgehen konnten, so waren sie doch auf dem Schlachtfeld als taktische Einheit professionellen Kämpfern nicht gewachsen. Obwohl sich diese Entwicklung bereits seit längerem abzeichnete, führte sie erst Anfangs des 14. Jahrhunderts zu den ersten Einsichten und dann zu den entsprechenden Konsequenzen.

Der große Durchbruch gelang dem Söldnergewerbe in Norditalien. Dort waren nach der Niederlage der Staufer mehrere Dutzend Kleinstaaten entstanden, die sich in wechselnden Konstellationen gegenseitig bekämpften. Den Kern der Truppen bildeten dabei die Milizen der Städte, die sowohl aus gepanzerten Reitern wie auch aus Fußvolk bestanden. Je nach Bedarf wurde dieses Aufgebot durch Söldner verstärkt, die allerdings nie zum dominierenden Faktor wurden.

Das änderte sich, als nach dem überraschenden Tod des deutschen Kaisers Heinrich VII. 1313 eine große Zahl brot- und herrenloser Ritter in Norditalien zur Verfügung stand. Diejenigen, die es sich leisten konnten, zogen umgehend wieder nach Norden. Aber gerade die Abenteurer, die zu Hause nicht viel erwartete, waren schnell bereit ihre Dienste zu vermieten.

Das ghibellinische Pisa nahm circa tausend von ihnen in Sold, um sich gegen eine überlegene Koalition unter der Führung von Florenz zu wehren. Entgegen aller Erwartungen schlugen die Pisaner das weit überlegene Heer der Florentiner 1315 bei Montecatini. Als entscheidend hatte sich die schwerer Kavallerie der Söldner erwiesen, und das nicht in erster Linie durch ihre Bewaffnung, sondern vor allem durch ihre Disziplin. Chronisten berichten beeindruckt, dass sie immer fest Formation hielten, und dass sich ihre Einheiten auf Signale hin "wie ein Mann" bewegten.

Söldner hatten in Norditalien wie gesagt bereits vorher eine bedeutende Rolle gespielt; der spektakuläre Sieg bei Montecatini, verlieh ihrer Verwendung enormen Auftrieb. Bereits nach relativ kurzer Zeit avancierten Söldnerkompanien aus gepanzerten Lanzenreitern und professionellen Armbrustschützen zur Hauptstreitmacht der norditalienischen Kleinstaaten. Die einst so bedeutenden Bürgermilizen dienten bestenfalls noch zur Ergänzung.

Das politisch stark fragmentierte aber sehr reiche Norditalien bildete den idealen Nährboden, auf dem sich diese zunehmend selbstständigen Söldnerkompanien unter der Führung eines Condottiere entwickeln konnten. Einigen dieser Condottieri wie Castruccio Castracani oder Francesco Sforza gelang es sogar sich zu unabhängigen Herrschern aufzuschwingen. Wesentlich häufiger dienten die Söldner jedoch lokalen Fürsten dazu, die Macht an sich zu reißen und sich dann dort zu halten.

Während das Fußvolk der Söldnerkompanien fast ausschließlich aus Italien kam, stellten Ausländer lange den Großteil der Reiter. Zuerst dominierten die Deutschen, von denen schon von den Staufern viele nach Italien geholt worden waren. Dazu kamen seit dem Krieg um Neapel Franzosen, Katalanen, Spanier und schließlich auch noch Ungarn. Später folgten in den Ruhephasen des Hundertjährigen Kriegs Engländer, Bretonen, Gascogner und viele andere. Mit der Zeit wurden jedoch auch die schweren Reiter immer mehr vor Ort rekrutiert, so dass im späteren 15. Jahrhundert Italiener den Markt dominierten.

Der Wechsel von Bürgermilizen zu Condottieri mit ihren professionellen Söldnern ist später von Machiavelli vehement kritisiert worden (und die meisten modernen Vorurteile gehen auf diese Polemik zurück). Machiavelli bezeichnete Söldner als "uneinig, herrschsüchtig, undiszipliniert und treulos; mutig unter Freunden und feige vor dem Feind; ohne Furcht vor Gott und ohne Treue gegenüber den Menschen". Man sollte jedoch beachten, dass Machiavelli rein ideologisch argumentierte und vom Militär selbst recht wenig verstand. Die unter seiner Regie aufgestellte Bürgermiliz wurde dann von spanischen Söldnern ohne nennenswerte Gegenwehr auseinander gejagt mit grausamen Folgen für die von ihnen verteidigte Stadt.

Dass professionelle Söldner aber nicht nur städtischen Bürgermilizen überlegen waren, sondern inzwischen auch den klassischen ritterlichen Adelsaufgeboten, zeigte sich dann als weiter im Norden der alte Konflikt zwischen Frankreich und England wieder entflammte.

Aus der ersten Runde war Frankreich als strahlender Sieger hervorgegangen und hatte England fast vollständig vom Kontinent vertrieben. Unter der Herrschaft von Philipp dem Schönen war Frankreich zur dominierenden Feudalmacht im Abendland geworden. Selbst die Päpste mussten sich diesen Realitäten fügen und ihren Sitz nach Avignon verlegen. Zu Beginn des Krieges konnte Frankreich über 27.000 ritterlich Bewaffnete mustern, England dagegen maximal 5.000. Bei all diesem Glanz und Reichtum hatte man in Frankreich wenig Grund an den Verhältnissen etwas zu ändern. Lediglich wenn Spezialisten wie zum Beispiel Armbrustschützen gebraucht wurden, war man bereit Söldner anzuwerben.

England war zwar was die Feudalmacht anging deutlich unterlegen, dafür hatte man aber in den langen Kriegen in Wales und Schottland eine Menge Erfahrungen gesammelt. Vor allen Dingen aber war man längst dazu übergegangen, Kriege mit bezahlten Freiwilligen anstatt mit Lehnsleuten zu führen. Die englischen Armeen bestanden also größtenteils aus professionellen Kriegern, die man lediglich deshalb nicht als "Söldner" bezeichnen muss, da sie ihrem König dienten. Wie in den italienischen Söldnerkompanien spielten auch in den englischen Heeren gut ausgebildete Schützen eine wichtige Rolle.

Diese professionellen Heere unter erfahrener Führung brachten dem zahlenmäßig weit überlegenen aber meist plan- und disziplinlos angreifenden französischem Adel bei Crécy (1346) und Poitiers (1356) vernichtende Niederlagen bei. Erst als Frankreich in der Not zunehmend auf Söldner zurückgriff, wurden die Engländer von einer kastilischen Flotte 1372 bei Rochelle geschlagen und von Bertrand du Guesclin und seinen Bretonen aus den meisten eroberten Gebieten vertrieben.

Als der Krieg nach einem längeren Waffenstillstand erneut ausbrach, zog der französischem Adel erneut arrogant und siegessicher in die Schlacht und erlitt bei Agincourt (1415) die wohl schlimmste Niederlage seiner Geschichte. Nun waren die Verluste so gravierend, dass an der massiven Rekrutierung von Söldnern kein Weg vorbeiführte. Im armen Schottland wurden ganze Heere geworben, in der Lombardei die schwere Kavallerie der Condottieri und in Genua tausende der bewährten Armbrustschützen. Diese Truppen erfochten zwar einige Siege, wurden aber immer mehr zur Landplage als sich der Krieg in die Länge zog und sie nicht bezahlt werden konnten.

Die große Wende kam dann nicht mit der Jungfrau von Orleans, sondern mit einer Steuerreform, die es König Karl VII. 1445 ermöglichte aus Teilen der unkontrollierbaren Söldner die so genannten "Ordonnanzkompanien" zu bilden. Hier wurden sie nun fest besoldet und wurden zur Basis eines stehenden Heeres. Mit den Ordonnanzkompanien wurden zuerst die marodierenden Söldner bekämpft und unter Kontrolle gebracht und schließlich die Engländer aus Frankreich vertrieben.

Der Trend zur Professionalisierung lässt sich auch im Reich beobachten. Dort waren es vor allem die Reichsstädte, die ihn vorantrieben. Die Bürger waren zwar zur Verteidigung ihrer Stadt bereit, für die lästigen Wachdienste oder gar weitere und längere Kriegszüge kauften sie sich gerne los. In der Regel bezahlten die Städte Adligen ein Wartegeld, für das sich diese verpflichteten im Kriegsfall mit einer bestimmten Anzahl an Reitern und Fußknechten zuzuziehen.

Den mächtigen Familien der Habsburger, Wittelsbacher und Luxemburger, die sich um die Kaiserkrone stritten, fehlten die Mittel für große Reformen und so setzten sie weiter hauptsächlich auf ihre Vasallen oder vermieteten gar deren Dienste. Zu Beginn des Hundertjährigen Krieges findet man einige Wittelsbacher Fürsten in englischem Sold, und König Johann von Böhmen fiel auf französischer Seite bei Crécy.

Bei den zahlreichen Fehden kamen zwar zunehmend Söldner zum Einsatz, allerdings nie in dem Maße dass sich wie in Italien oder Frankreich große selbstständige Kompanien gebildet hätten. Lediglich die Vitalienbrüder, die sich um 1400 kurz Gotlands bemächtigten kann man damit vergleichen. Der Spuk war jedoch schnell vorbei und die Reste wurden dann wieder von der Hanse oder dem Deutschen Orden in Sold genommen.

Die traditionellen Aufgebote der Habsburger wurden mehrmals vernichtend von den Schweizern geschlagen und die der Luxemburger von den Hussiten. Dies führte dann dazu, dass bei den Fehden im Reich Schweizer Söldner bald sehr begehrt waren und schließlich nach ihren großen Erfolgen auch "Böhmen" (Hussiten).

Wesentlich erfolgreicher als die deutschen Fürsten bei der Umsetzung notwendiger Reformen war Matthias Corvinus, der 1458 König von Ungarn wurde. Durch äußerst intelligente Steuerreformen gelang es ihm das Einkommen der Krone um ein vielfaches zu steigern. Einen Großteil dieser Gelder verwandte er zum Unterhalt eines stehenden Heeres, der legendären "Schwarzen Legion". Die Basis der Legion bildeten hussitische Veteranen, die dann mit Söldnern aus ganz Südosteuropa verstärkt wurden. Auf dem Höhepunkt seiner Macht hatte die Legion eine Stärke von ca. 28.000 Mann und ermöglichte ihm erfolgreich Krieg gegen rebellische Magnaten, die Türken, die Habsburger, Polen und Böhmen zu führen. Erst als nach seinem Tod die geregelte Finanzierung der Legion durch interne Streitigkeiten verhindert wurde, begann diese zu zerfallen. Mit der Größe und Unabhängigkeit Ungarns war es bald darauf vorbei.



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