Die Rosenkriege
Ein Nachspiel des Hundertjährigen Krieges.
Die Wurzeln der langen dynastischen Auseinandersetzung, die erst viel
später den Namen "Rosenkriege" (1455-1487) erhalten sollten, reichen
weit in den Hundertjährigen Krieg zurück. Da waren erst einmal
die fünf Söhne Edwards III., von denen die meisten während
der Kämpfe in Frankreich nicht nur Kriegserfahrung, sondern auch große
Reichtümer gewonnen hatten. Thronfolger war der älteste, der
posthum dann der "Schwarze Prinz" genannt wurde. Da er jedoch noch vor
seinem Vater starb, ging die Krone 1377 an seinen vierjährigen Sohn
Richard II., für den sein Onkel John of Gaunt (Gent) die Regentschaft
übernahm.
Nachdem Richard dann volljährig geworden war, kam es zunehmend
zu Konflikten mit den mächtigen und an ihre Unabhängigkeit gewohnten
Adligen, allen voran John of Gaunt und dessen Sohn Henry den Herzögen
von Lancaster. Als sich die Auseinandersetzungen verschärften, gelang
es schließlich Henry den König zu schlagen. 1399 ließ
er sich dann vom Parlament zum König ernennen und begann als Henry
IV. die Herrschaft des Hauses Lancaster. In den folgenden Jahren musste
er zwar einige Rebellionen niederschlagen, konnte aber seine Macht so sehr
festigen, dass sein Sohn und Nachfolger Henry V. (1413-1422) bald nach
seinem Regierungsantritt den Krieg mit Frankeich wieder aufnehmen konnte.
Henry V. gelang zwar 1415 der spektakuläre Sieg Agincourt und dann
im Bündnis mit Burgund die Eroberung großer Teile Frankreichs.
Dennoch hatte er die englischen Möglichkeiten weit überschätzt.
Die begrenzten Ressourcen reichten bei weitem nicht aus um die notwendigen
Streitkräfte über längere Zeit zu finanzieren. Nachdem Frankreich
damit begonnen hatte seine Armee zu professionalisieren kam es zu den ersten
Rückschlägen, die dann nach Burgunds Separatfrieden zu schweren
Niederlagen wurden. Nur der desolate Zustand des schwer verwüsteten
Frankreich verzögerte das Kriegsende. Als nach einem längeren
Waffenstillstand 1449 der Krieg wieder aufgenommen wurde, wurden die Engländer
in lediglich zwei Jahren aus der Normandie und ihren alten Besitzungen
in der Guyenne vertrieben.
Viele Historiker sehen in den heimkehrenden geschlagenen Söldnern
eine der Hauptursachen der Rosenkriege. Sicher hatte es auch zuvor immer
mal wieder dynastische Konflikte gegeben, aber abgesehen vielleicht von
dem langen Fehdekrieg zwischen Königin Mathilde und Stephan von Blois
war nie so dauerhaft und erbittert um den englischen Thron gekämpft
worden. Die arbeitslosen Veteranen des Hundertjährigen Krieges waren
das ideale Reservoir für jeden, der erfahrene und skrupellose Kämpfer
suchte. Zudem hatten die Engländer in den letzten Jahrzehnten viele
Kolonisten in der Normandie angesiedelt. Auch sie kehrten zurück und
hatten alles verloren. Es waren aber nicht nur die Kleinen, auch die mächtigen
Magnaten hatten als Subunternehmer der Krone für ihre Dienste große
Ländereien in Frankreich erhalten, die nun wieder an französische
Adlige gefallen waren.
Bereits einige Zeit vor dem völligen Verlust der französischen
Besitzungen hatten vor allem in Südengland Raubüberfälle
und Banditentum stark zugenommen, wofür hauptsächlich heimkehrende
Söldner verantwortlich waren, die nur schlecht von ihren bewährten
Gewohnheiten lassen wollten. 1450 kam es dann zu einem großen Aufstand
unter einem gewissen Jack Cade, der wahrscheinlich auch in Frankreich gekämpft
hatte. Der Aufstand wurde zwar schnell niedergeschlagen, demonstrierte
aber durch die hohe Anzahl beteiligter Kriegsveteranen das vorhandene Potential.
Weitaus gefährlicher aber waren die Machtkämpfe der großen
Magnaten, die um die Kontrolle des zunehmend wahnsinnigen Königs Henry
VI. rangen. Auch hier hatte der Krieg in Frankreich lange die Funktion
eines Ventils, durch das der machthungrige Adel überschüssige
Energien ablassen konnte. So hatte der gefährlichste Anwärter
auf die Macht, Richard Herzog von York – ebenfalls ein Abkömmling
Edwards III. und damit ein Plantagenet – mehrmals als Oberbefehlshaber
in Frankreich gekämpft. Nach der endgültigen englischen Niederlage
bei Castillon (1453) konzentrierte der Adel seine Kräfte auf den Machtkampf
am Hof, schon allein deshalb, da viele einen Ausgleich für verlorene
Güter und Ämter suchten.
Zuerst gelang es Richard von York sich so weit gegen die Fraktion um
Königin Margaret durchzusetzen, dass er als Regent anerkannt wurde.
Als sich der König jedoch wieder etwas erholte und er aus diesem Amt
verdrängt wurde, war 1455 mit der 1. Schlacht von St. Albans der Krieg
da. Der Krieg verlief sehr wechselhaft und wurde immer wieder von längeren
Waffenruhen unterbrochen, während derer man versuchte sich auf dem
Verhandlungsweg zu einigen. Richard von York fiel 1460 bei Wakefield, auf
ihn folgte sein Sohn Edward, der im nächsten Jahr bei Mortimers Cross
siegte und sich dann als Edward IV. zum König krönen ließ.
1461 schlug er die Lancaster-Fraktion vernichtend bei Towton und zwang
ihre letzten Anhänger ins Exil nach Frankreich zu fliehen.
Natürlich könnte man viele der englischen Bogenschützen
und Schwerbewaffneten als "Söldner" bezeichnen, da sie für den
kämpften, der sie bezahlte. Der Sold lag mit 6 pence am Tag für
einen Bogenschützen und 12 für einen "Man-at-arms" deutlich über
dem Verdienst eines Handwerkers und war für viele hungrige Heimkehrer
sicher ein entscheidendes Motiv. Dass der Sold im Lauf des Krieges deutlich
anstieg, ist ein weiteres Indiz für die zunehmende Söldnermentalität.
Dennoch folgten wahrscheinlich die meisten Männer, wenn auch gegen
gute Bezahlung, den Adligen ihrer Grafschaft und waren deshalb je nach
Region Anhänger von Lancaster oder von York. Wir wollen uns deshalb
bei der Frage nach den Söldnern ausschließlich auf die Ausländer
konzentrieren. Auch hier erscheinen die Rosenkriege als eine Fortsetzung
des Hundertjährigen Krieges, bei der Lancaster französische Unterstützung
suchte, während sich York an Burgund anlehnte.
Anfangs hatten beide Parteien wenig Grund, Hilfe im Ausland zu werben,
da in England mehr als genug ehemalige Soldaten auf Beschäftigung
warteten. Lediglich im Bereich der relativ neuen Feuerwaffen hatte England
deutlichen Nachholbedarf. Die Artillerie hatte ihren Wert in der Endphase
des Hundertjährigen Krieges vor allem bei Belagerungen bewiesen, war
aber auch zunehmend in Feldschlachten zu Einsatz gekommen. Es gab zwar
auch in England Geschützgießer und Kanoniere, diese erreichten
aber bei weitem nicht die Qualität der französischen und burgundischen.
Bei den ersten Handrohrschützen mit ihren äußerst langsamen
und unzuverlässigen Waffen scheint es sich fast ausschließlich
um fremde Söldner gehandelt zu haben. Man sollte in diesem Zusammenhang
auch wieder einmal an die modernen Legenden um den Langbogen denken. Er
war zur Zeit der Rosenkriege sicher noch eine äußerst effektive
Waffe, zudem standen tausende erfahrener Bogenschützen zur Verfügung,
dennoch warben viele Feldherren – alles erfahrene Veteranen, die wussten,
was sie taten – zunehmend für teures Geld Spezialisten auf dem Kontinent.
Dass aber gerade die Feuerwaffen ihre Tücken hatten zeigte sich bereits
1461 in der 2. Schlacht von St. Albans. Edwards Verbündeter der mächtige
Herzog von Warwick hatte hier einige burgundische Kanoniere und Handrohrschützen
unter seinen Truppen. Durch den Schneeregen war aber das Pulver nass geworden,
so dass viele Kanoniere niedergemacht wurden, bevor sie ihre Geschütze
abfeuern konnten, und auch die Handrohrschützen konnten nichts ausrichten.
Es blieb jedoch nicht bei einigen wenigen Spezialisten. Nach der ersten
Phase der Rosenkriege wurde es üblich, dass die Führer der unterlegenen
Partei auf den Kontinent ins Exil gingen und von dort mit geworbenen Söldnern
zurückkehrten. Als erste hatte sich Königin Margaret, die inzwischen
die treibende Kraft des Lancaster-Widerstandes geworden war, bei ihrem
Cousin König Ludwig XI. von Frankreich Hilfe besorgt. Der hatte ihr
einen seiner bewährtesten Hauptleute Pierre de Breze und einige hundert
Söldner zu Verfügung gestellt, mit denen sie nach Schottland
segelte, um weitere Truppen zu werben. Mit diesen führte sie den Krieg
noch einige Zeit recht erfolgreich im Norden, bis die Lancaster 1464 bei
Hexham auch dort entscheidend geschlagen wurden.
Edward IV. regierte nun relativ ungestört, bis er sich mit seinem
wichtigsten Helfer dem Herzog von Warwick überwarf. Nachdem Edward
eine Warwick nicht genehme Frau geheiratet und vor allem deren Verwandte
bevorzugt hatte, rebellierte dieser. Zuerst siegte Warwick und konnte den
König sogar gefangen setzen, bald wurde er jedoch geschlagen und musste
1470 selbst nach Frankreich fliehen, wo Margaret weiterhin versuchte Emigranten
um sich zu scharen und von Ludwig Geld zu bekommen. Ludwig hatte genug
Schwierigkeiten und eigentlich kein Interesse an einem neuen Krieg mit
England, aber Edward hatte ein Bündnis mit dem rebellischen Herzog
der Bretagne geschlossen und seine Schwester mit Herzog Karl dem Kühnen
von Burgund verheiratet. Zudem hatte er beiden Herzögen größere
Kontingente der immer noch sehr begehrten englischen Bogenschützen
vermittelt – eine Fortsetzung des Hundertjährigen Krieges zeichnete
sich ab. Also förderte er das Bündnis zwischen Warwick und Margaret
und stattete sie auch großzügig mit Geld und Schiffen aus.
Der neuen Allianz war Edward nicht gewachsen, von den meisten seiner
Verbündeten verlasen musste er Warwick kampflos das Land überlassen,
der zumindest pro forma Henry VI. wieder auf den Thron setzte. Edward floh
nach Holland, an den Hof des Herzogs von Burgund. Der sah seinen armen
Schwager nur ungern und weigerte sich sogar eine Zeit ihn zu empfangen.
Als sich seine Beziehungen zu Frankreich jedoch wieder verschlechterten,
vermittelte er Edward 1.500 deutsche und burgundische Söldner, darunter
300 flämische Handrohrschützen, und stellte die notwendigen Schiffe
zur Verfügung. Mit dieser Streitmacht landete Edward 1471 in England,
wo sich ihm wieder viele Adlige anschlossen, die inzwischen mit Warwicks
Regime unzufrieden waren.
Kurz darauf schlug Edward seine Gegner nacheinander vernichtend bei
Barnet und Tewkesbury, wo die Artillerie eine entscheidende taktische Rolle
spielte. Warwick und der Lancaster-Thronfolger waren gefallen, Margaret
kam für Jahre in Haft, bis sie von Ludwig XI. freigekauft wurde, und
der arme Henry VI. wurde ermordet. Lancaster schien endgültig erledigt
und damit eigentlich auch die Rosenkriege; weiter schwelte dagegen der
alte Konflikt mit Frankreich. Von Karl dem Kühnen ermuntert landete
Edward 1475 mit einem großen Heer in Calais, um noch einmal gemeinsam
mit Burgund auf Paris zu marschieren. Doch Karl der Kühne wollte den
Engländern die Hauptarbeit überlassen und hielt sich zurück.
So nahm Edward schließlich die großzügige Tributzahlung
Ludwigs XI. und zog wieder ab.
Während Edward bis zu seinem friedlichen Tod 1483 sich einem angenehmen
Leben widmete, kümmerte sich Ludwig XI. erst einmal um Burgund. Er
animierte heimlich die Schweizer zum Krieg gegen Karl den Kühnen,
der dann im Kampf gegen diese 1477 bei Nancy ein elendes Ende fand. Der
listige Ludwig konnte aber nur einen Teil der Beute kassieren, da nun Habsburg
das burgundische Erbe antrat. Man sollte nun nicht denken, dass diese fernen
Ereignisse nichts mit den Rosenkriegen zu tun hätten, denn ohne Unterstützung
von Burgund oder Frankreich, wären diese höchst wahrscheinlich bereits
1461 nach Towton zu Ende gewesen. Von den Ereignissen auf dem Kontinent
hing ab, wo sich die Geschlagenen Hilfe und vor allem Söldner besorgen
konnten.
Als Maximilian von Habsburg mit Frankreich um Flandern kämpfte,
suchte er in guter alter Tradition die Hilfe Englands. Doch Edward winkte
ab; er war mit den französischen Tributzahlungen zufrieden, die Lancaster
existierten nicht mehr und außerdem hatte er genug Ärger an
der schottischen Grenze. Das änderte sich erst, als nach seinem Tod
sein Bruder Richard der Herzog von Gloucester den Thron an sich riss. Als
König Richard III. ließ er erst einmal seine minderjährigen
Neffen ermorden und einige unzufriedene Adlige hinrichten. Das sorgte nun
für einen neuen Strom von Emigranten. Diese scharten sich nun um Henry
Tudor einen Waliser Adligen, der stets ein treuer Parteigänger der
Lancaster gewesen war und sich in die Bretagne abgesetzt hatte.
Die Situation verschärfte sich als Ludwig XI. im Sommer 1483 starb
und ihm sein elfjähriger Sohn auf den Thron folgte, für den aber
seine ältere Schwester Anne de Beaujeu die Regentschaft ausübte.
Wie so oft versuchten große Adlige daraus ihren Nutzen zu ziehen.
In diesem Fall strebte der Herzog von Orleans nach der Krone, der sich
dazu mit dem Herzog der Bretagne und Maximilian von Habsburg verbündete.
Nun fehlte nur noch England, um die alte Koalition perfekt zu machen. Richard
III. War nicht abgeneigt seine Bogenschützen in die Bretagne zu schicken,
forderte aber erst einmal die Auslieferung von Henry Tudor und der anderen
Exilanten. Die flohen daraufhin nach Frankreich und baten dort um die notwendige
Unterstützung.
Sie mussten sich allerdings etwas gedulden. Als jedoch im März
1485 der schlecht geplante Aufstand des Herzogs von Orleans scheiterte,
war Anne de Beaujeu bereit sich des englischen Problems anzunehmen. Sie
verfügte nach dem schnellen Ende der Kämpfe ohnehin über
zu viele Truppen, die man am besten ins Ausland abschob, bevor sie die
Landstraßen unsicher machten. Als erstes gab sie Henry Tudor ein
Darlehen von 40.000 livres, mit dem er seine Werbungen beginnen konnte.
Das größte geschlossene Kontingent stellten an die 1.000 Schotten,
die wegen der Rebellion des Herzogs von Orleans vom Kommandeur schottischen
Garde nach Frankreich geholt worden waren und es nun nicht eilig hatten
so schnell wieder heimzukehren, außerdem waren sie sicher leicht
zu einem Einfall in England zu bewegen. Die Zahl der Franzosen - entlassene
Söldner, Bretonen, Kanoniere und Abenteurer, die sich solchen Unternehmen
immer gerne anschlossen – wird auf ca. 1.800 geschätzt. Dazu
kamen schließlich noch einige hundert englische Exilanten.
Mit dieser relativ kleinen Armee landete Henry Tudor im August in Wales,
wo er unter seinen Anhängern weiter rekrutierte. Da man jedoch annimmt,
dass er in der folgenden Schlacht bei Bosworth lediglich über etwa
5.000 Mann verfügte, dürfte seine Armee zu über der Hälfte
aus fremden Söldnern bestanden haben. Richard III. war sicher wesentlich
stärker; man schätzt 8.000 Mann auch wenn einige Quellen in der
üblichen Übertreibung von 70.000 sprechen. Die Schlacht wurde
von beiden Seiten von den Bogenschützen eröffnet, dann prallten
die Fußtruppen aufeinander und die Schlacht wogte unentschieden hin
und her. Nun hätte eigentlich Richards stärkstes Kontingent unter
Lord Stanley eingreifen müssen. Doch dieser verhielt sich abwartend,
wahrscheinlich hatte er längst heimlich Absprachen mit Henry Tudor
getroffen.
Eine neue Studie (Michael K. Jones, Bosworth 1485: psychology of a battle)
geht nun davon aus, dass in dieser Phase, Richard von dem spanischen Hauptmann
Juan Salaçar (auch Salazar) den durchaus sinnvollen Ratschlag erhielt,
durch eine Kavallerieattacke der königlichen Reserve die Entscheidung
zu suchen. Mit diesem geballten Angriff gelang es Richard dann auch sich
fast bis zu Henry Tudor durchzuschlagen. Allerdings soll er hauptsächlich
von den französischen Söldnern, die auf "schweizer Art" mit dem
Langspieß kämpften lange genug aufgehalten worden sein, bis
Lord Stanley sich entschieden hatte, nun definitiv die Seiten zu wechseln
und den Truppen des Königs in den Rücken fiel. Salaçar
soll dem König dann noch zugerufen haben, es sei alles verloren und
er solle sich in Sicherheit bringen, worauf dieser geantwortet habe "an
diesem Tag werde ich als König sterben oder siegen".
Er starb kurz darauf. Vom Pferd gerissen wurde er von zahlreichen Feinden
erschlagen, und Henry Tudor wurde noch auf dem Schlachtfeld von Lord Stanley
zum König gekrönt. Salaçar war dagegen unter den wenigen,
denen es gelang sich durchzuschlagen. Bereits im nächsten Jahr findet
man ihn in den Diensten von Maximilian von Habsburg bei der Eroberung von
Thérouanne, was den Schluss nahe legt, dass er vielleicht von diesem
als eine Art Militärberater an die verbündeten York abgetreten
worden war. Jones verweist in seinem Buch auf die guten Erfahrungen, die
man in Kastilien kurz zuvor mit schwerer Kavallerie gemacht hatte. Als
Hauptmann in Richards Sold ist es zudem höchst unwahrscheinlich, dass
er alleine war, sondern zumindest eine Lanze oder mehr schwere burgundische
Reiter als Gefolge hatte.
Die schweizer Kampfweise der französischen Söldner erklärt
sich wahrscheinlich dadurch, dass Ludwig XI. gleich nach den spektakulären
Siegen der Schweizer in den Burgunderkriegen einige tausend als Rückhalt
und Ausbilder der französischen Infanterie angeworben hatte. Nach
dem Frieden mit Maximilian hatte er sie dann wieder aus Kostengründen
entlassen. Es ist aber dennoch möglich, dass der eine oder andere
Schweizer, der in Frankreich zurückgeblieben war, bei Bosworth kämpfte.
Durch den Sieg von Bosworth begann die Herrschaft der Tudors, aber es
gab immer noch einige Mitglieder der Familie York, die nun nach Burgund
flohen, wo die Schwester Richards III. und Witwe Karls des Kühnen
eine einflussreiche Person am Hof war. Sie vermittelte ihnen die Dienste
des deutschen Landsknechtsführers Martin Schwarz (im Englischen oft
Swartz), eines der frühen Kriegsunternehmer, die im Auftrag der Fürsten
die neue begehrte Infanterie rekrutierten und dann vermieteten. Schwartz
kam aus einfachen Verhältnissen – es heißt er sei ein ehemaliger
Schuhmacher aus Augsburg gewesen. Dennoch hatte er als Landsknechtsführer
schnell Karriere gemacht. Bereits 1475 hatte er sich bei der Belagerung von Neuß
ausgezeichnet und war dann bei den Kämpfen um die Niederlande von Maximilian zum
Ritter geschlagen worden. Unter seinem Kommando dienten meistens auch viele
Schweizer, die zu dieser Zeit noch wichtig waren, um den Landsknechten
das notwendige Selbstvertrauen zu geben.
Gemeinsam mit John de la Pole, einem Neffen Richard III., führte
Schwartz 2.000 Landsknechte, Schweizer und Niederländer nach Irland,
wo sie einen gewissen Lambert Simnel als Edward VI. zum König krönten
- der echte Edward von York saß im Tower. In Irland rekrutierten sie noch
etwa 5.000 leichtbewaffnete Iren, die mit kurzen Schwerten und Wurfspeeren
bewaffnet waren und keinerlei Panzer trugen. Dazu kamen noch einige englische
Adlige mit ihrem Gefolge. Zusammen waren es 7-8.000 Mann, mit denen sie
1487 in England landeten.
Dort kam es dann im Juni bei Stoke in der Nähe von Nottingham zur
Schlacht mit dem gut dreifach stärkeren königlichen Heer.
Die Königlichen eröffneten wie üblich den Kampf mit einem
vernichtenden Feuer ihrer Bogenschützen, dem vor allem die ungepanzerten
Iren zum Opfer fielen. "Voller Pfeile wie Igel" hätten sie ausgesehen,
berichten Quellen. Obwohl von den Landsknechten und Schweizern sicher nur
die ersten Glieder Rüstungsteile trugen, scheinen sie den Pfeilhagel
ganz gut überstanden zu haben. Sie griffen im Gevierthaufen an und
konnten von den englischen Rittern im Zentrum nur unter starken Verlusten
aufgehalten werden. Von Rittern und Bogenschützen in die Zange genommen lieferten
Schwartz’ Söldner dennoch einen verzweifelten Kampf fast bis zum letzten
Mann. Sie haben ihr Leben teuer verkauft, da die ca. 3.000 gefallenen der
Tudor-Armee fast ausschließlich auf ihr Konto gegangen sein dürften.
Von den Söldnern selbst sollen nur etwa 200 die Schlacht überlebt
haben, denen man im Gegensatz zu den gefangenen Engländern und Iren
das Leben schenkte und die Heimkehr erlaubte
Die Schlacht von Stoke ist auch unter dem Gesichtspunkt "Wunderwaffe
Langbogen" von einer gewissen Bedeutung. Es wäre offensichtlich für
die bestenfalls mittelmäßig gepanzerten Landsknechte und Schweizer
ein leichtes gewesen eine weitaus größere Anzahl englischer
Bogenschützen einfach zu überrennen, was ja die Schweizer in
den Burgunderkriegen mehrfach vorgeführt hatten. Es wurde also hier
am Ende des Mittelalters bereits deutlich, dass man gegen dieses neue,
gut disziplinierte Fußvolk andere Waffen brauchen würde.
Es ist übrigens eine der seltsamen Wendungen der Geschichte, dass
Richard de la Pole der jüngere Bruder des bei Stoke gefallenen John,
später die deutschen Landsknechte in französischem Sold führte.
Das Bündnis zwischen England und Frankreich war bald der Realpolitik
gewichen, und so hatten auch die Tudorkönige das Bündnis mit
Habsburg/Burgund wieder erneuert. Die letzten York, das hieß die
de la Pole suchten deshalb wie die Tudor vor ihnen Schutz und Hilfe in
Frankreich. Richard de la Pole der letzte York-Anwärter auf die englische
Krone fiel dann als Führer der berühmten "Schwarzen Bande" 1525
bei Pavia.