Der Hundertjährige Krieg
Die II. Phase (1405-1453).
Am Ende des 14. Jahrhunderts schien der so genannte "Hundertjährige
Krieg" (1339-1453) für England bereits verloren. Ohne seine starken
Verbündeten in Flandern und der Gascogne war der Kampf gegen das wesentlich
stärkere Frankreich ziemlich aussichtslos. Der Waffenstillstand von
Leulinghen (1389) wurde also ständig aufs neue verlängert, das
wichtige Brest wurde geräumt und schließlich heiratete Richard
II. sogar eine Tochter des französischen Königs Charles VI.,
wodurch die Aussöhnung in greifbare Nähe rückte.
Als Richard dann von den Lancaster gestürzt und sein Cousin als
Henry IV. den Thron bestieg verschlechterten sich die Beziehungen wieder
rapide. Aber nun waren es die Franzosen, die mit Geld und Söldnern
Aufstände in Wales (1405) und Schottland (1408) unterstützten
und dadurch auf dem besten Weg waren, den Krieg nach England zu tragen.
Ein entschlossenes Vorgehen wurde nur durch die Machtlosigkeit von König
Charles verhindert, da dieser zunehmend dem Wahnsinn verfiel. Beim Versuch
dieses entstandene Machtvakuum am Hof zu besetzen gerieten nun mit Burgund
und Orléans die zwei mächtigsten Familien Frankreichs zunehmend
stärker aneinander - beide waren übrigens enge Verwandte des
Königs. Nachdem der Herzog von Orléans 1407 ermordet worden
war, hatte der Graf von Armagnac die Führung dieser Fraktion übernommen,
die deshalb meistens als "Armagnacs" bezeichnet wurde.
Nun entbrannte in Frankreich wieder einer dieser langwierigen Feudalkonflikte,
die eine geschlossene Politik nach außen völlig unmöglich
machten. Die Kämpfe konzentrierten sich anfangs auf Paris und den
Nordosten Frankreichs, wo die Parteigänger der Armagnacs und der Burgunder
am häufigsten zusammenstießen. Dabei wurden auf beiden Seiten
englische Söldner verwendet, die immer noch einen hervorragenden Ruf
hatten und über Bordeaux und Calais relativ leicht zu werben waren.
Dabei handelte es sich jedoch nur um kleine Kompanien einzelner Abenteurer,
für die es zu Hause wenig zu tun und die danach dürsteten, wie
einst ihre Väter in Frankreich Ruhm und Reichtum zu erwerben.
Es blieb nicht dabei. Als erster erhielt der Herzog von Burgund ein
Hilfskontingent von etwa 1.200 Mann, das ihm bei der Besetzung von Paris
1411 sehr gute Dienste leistete. Danach erhöhten beide Parteien ihre
Angebote, um an die begehrten Söldner zu kommen. Als die Armagnacs
Henry IV. schließlich die Rückgabe ihrer ganzen Besitzungen
in Aquitanien versprachen, schickte er 1412 2.000 Men at Arms und 6.000
Bogenschützen in die Normandie. Dort stießen dann noch einmal
600 Reiter aus der englischen Gascogne dazu. Diesen gut geführten
Truppen hatten die burgundischen Feudalaufgebote wenig entgegen zu setzen.
Sie verwüsteten die Normandie und Maine wie in den alten Zeiten der
Freien Kompanien. Auch als Burgunder und Armagnacs einen Waffenstillstand
schlossen, kümmerte sie das wenig. Sie pochten auf ihrem ausstehenden
Sold und waren erst zum Abzug bereit als sie einen guten Teil und wichtige
Geiseln für den fehlenden Rest erhalten hatten.
Im Gegensatz zu seinem Vater bevorzugte König Henry V., der 1413
die Herrschaft antrat, eindeutig die burgundische Fraktion. Aber er wollte
sich nicht mehr damit begnügen Söldner zu liefern, sondern begriff
den Bürgerkrieg als Chance seine eigenen Ansprüche in Frankreich
durchzusetzen. Bei Henrys großem Sieg bei Agincourt (1415) und der
folgenden Eroberung der Normandie blieb Burgund weitgehend neutral und
versuchte möglichst viel für sich selbst herauszuschlagen. Erst
nach der Ermordung des Herzogs wurde daraus 1420 ein festes englisch-burgundisches
Bündnis.
Man kann den Großteil der englischen Truppen, die Henry V. nach
Frankreich führte, sicher nicht einfach als "Söldner" bezeichnen.
Viele folgten ihrem Souverän oder ihren Lehnsherren, wenn auch gegen
Bezahlung und oft getrieben von Beutegier und Abenteuerlust. Aber der Krieg
selbst hatte sich gewaltig verändert und formte eine neue Art von
Kombattanten. Unter Edward III. hatten die Engländer alle paar Jahre
einen Verwüstungszug, eine "Chevauchée" unternommen und versucht
damit den Gegner zu einer Entscheidungsschlacht zu provozieren. Die einzige
erfolgreiche englische Belagerung, die der Kleinstadt Calais, hatte über
ein Jahr gedauert. Henry V. dagegen begann nun mit der systematischen Eroberung
der Normandie mit Städten wie Harfleur, Caen und Rouen. Nach dem Bündnis
mit Burgund ging es dann zunehmend darum, das ganze Land unter feste Kontrolle
zu bringen.
In den glorreichen Schlachten wurde wenig entschieden, viel wichtiger
waren dagegen die langwierigen Belagerungen und die zahllosen Garnisonen,
und dafür brauchte man Söldner. Diejenigen, die aus Idealismus
in den Krieg gezogen waren, gingen schnell wieder nach Hause oder passten
sich den Realitäten an. Zum Gros der Engländer kamen wie immer
die Ausländer: Niederländer, Deutsche, Savoyarden, Lombarden
und Aragonesen. Im Vergleich mit der ersten Phase, als Edward III. noch
tausende Helme im Reich geworben hatten, waren es jedoch nie besonders
viele und bekannte Namen sucht man vergeblich unter ihnen. Das lag hauptsächlich
daran, dass der magere Sold nur sehr unregelmäßig bezahlt und
im Laufe der Jahre auch die Beute immer magerer wurde.
Bei der Finanzierung des permanenten Krieges, an Stelle einzelner Feldzüge,
stieß jede Partei schnell an ihre Grenzen. Deshalb war es einfacher
in England Truppen auszuheben und sie dann weitgehend sich selbst zu überlassen,
als viel Geld für fremde Söldner vorzustrecken. Oft warben die
großen Magnaten auch auf eigene Kosten und erhielten Land in Frankreich
dafür. Ein deutscher Fürst wäre dazu wohl kaum bereit gewesen.
Man leerte auch konstant die Gefängnisse und gliederte gefangene Schotten
ein. Das Zahlenverhältnis von Men at Arms zu Bogenschützen, das
einst 1:2 betragen hatte, stieg nun auf 1:3 und schließlich auf 1:10.
Diese Entwicklung hatte nichts damit zu tun, dass sich der Langbogen als
Wunderwaffe erwies - die Bogenschützen wurden oft genug als leichte
Infanterie eingesetzt -, sondern war eine ganz banale Preisfrage.
Bereits Henry V. hatte einige tausend Iren in die Normandie gebracht,
die zwar äußerst schlecht bewaffnet, dafür aber sicher
konkurrenzlos billig waren. Die größte "fremde" Truppe im englischen
Lager bildeten allerdings die Franzosen selbst, die in den vom Krieg heimgesuchten
Provinzen immer leicht zu rekrutieren waren. Obwohl ihr Anteil durch Vorschriften
offiziell auf unter 10% gehalten werden sollte, stieg er im Laufe des Krieges
von einem Viertel bis auf ungefähr die Hälfte in den 1440er Jahren.
Die Franzosen waren mit ihrem traditionellen Feudalaufgebot in den Krieg
gezogen und - als hätte es Crécy und Poitiers nie gegeben -
berauscht von der eigenen Pracht auf den schlammigen Felder von Agincourt
in ihren Untergang marschiert. Nach diesen Katastrophe und versuchte man
die Verluste durch verstärkte Werbungen im Ausland auszugleichen.
Aus Genua kamen unter den Doria und Grimaldi wieder tausende von Armbrustschützen,
die sich besonders bei den Belagerungen bewährten. Schwere Reiter
warb man hauptsächlich in Kastilien und der Lombardei. Der berüchtigte
Rodrigo de Villandrando begann zwar in burgundischen Diensten, wechselte
aber bald zu den Armagnac. Auffällig ist allerdings auch hier die
weitgehende Abwesenheit des deutschen Adels.
Zum Hauptlieferanten entwickelte sich jedoch Schottland. Die Aussicht, die
englischen Erbfeinde in Frankreich zu bekämpfen, war den Werbungen
sicher dienlich, weit wichtiger war jedoch die eigene Armut, die Sold-
und Beuteversprechen in einem ganz anderen Licht erscheinen ließen.
Diejenigen, die den Krieg überlebten, kehrten dann auch eher selten
in ihre Heimat zurück, sondern blieben lieber in Frankreich. Die Schotten
kämpften normalerweise wie die Engländer in einer Kombination
aus abgesessenen Men at Arms und Bogenschützen.
Mehrmals wurden ganze Armeen in Schottland geworben, die dann von der
kastilischen Flotte nach Frankreich gebracht wurde. Dazu kamen immer wieder
kleine Gruppen und Kompanien, die von einzelnen Hauptleuten aufgestellt
wurden. 1419 sollen sich gut 10.000 schottische Söldner in Frankreich
befunden haben - eine enorme Zahl, wenn man die geringe Volksgröße
bedenkt. Sie trugen wesentlich zum ersten französischen Sieg bei Beaugé
(1421) bei und hatten schwere Verluste in der Niederlage bei Cravant (1423).
In der äußerst blutigen Schlacht bei Verneuil (1424) hielten
sie lange das Zentrum und wurden praktisch aufgerieben. Danach spielten
sie als große selbständige Einheit zwar keine Rolle mehr, sind
aber weiter in allen Kämpfen anzutreffen und stellten sogar die Leibgarde
der französischen Könige.
Eine neuere Studie schätzt den Ausländeranteil in der französischen
Armee in den 1420er Jahren auf gut die Hälfte, danach sank er langsam
auf 15%. Doch die Einheimischen, die nun immer stärker an ihre Stelle
traten, unterschieden sich kaum von ihnen. Die Armagnacs rekrutierten vorwiegend
in der Gascogne, dem alten Söldnerreservoir Englands, und man kann
davon ausgehen, dass die Väter und Onkel von vielen einst in den Freien
Kompanien das Rhonetal und Burgund verwüstet hatten. Die beiden berühmtesten
französischen Söldnerführer Étienne de Vignolles,
genannt "La Hire" (die Wut) und Jean Poton de Xaintrailles waren beide
Gascogner eher bescheidener Herkunft. Krieg war für sie eine Art organisierte
Räuberei, der sie nach Möglichkeit in englischem oder burgundischem
Gebiet nachgingen. Zur Not hielten sie sich aber auch an königstreuen
französischen Untertanen schadlos.
Frankreich hatte nach den vielen schweren Niederlagen und dem Verlust
eines Großteils seines Territoriums noch weitaus größere
Probleme als England den Krieg zu finanzieren. Sold wurde meistens nur
am Anfang bezahlt und später bestenfalls sporadisch. Ein Hauptmann
glich deshalb mehr einem Kaperkapitän, der seine Truppe durch einen
Freibrief zum Raub selbst bei der Stange halten musste. Wie die "Routiers"
der Freien Kompanien führten sie den Krieg mehr auf eigene Rechnung.
jetzt bezeichnete man sie aber als "Écorcheur" (Schinder), da sie
das Land noch gründlicher ausplünderten. Denn der große
Unterschied war, dass der Krieg inzwischen ohne große Unterbrechungen
geführt wurde. Ist die Geschichte der Routiers noch voll von mehr
oder weniger erfolgreichen Bemühungen, sie nach Spanien, Italien oder
gar ins Heilige Land abzuschieben, so wurde dies bei den Écorcheur
nur ein einziges Mal (1444) versucht. Man warb konstant Söldner und
hielt sie über Jahrzehnte im Dienst, natürlich ohne sie regelmäßig
zu besolden. Die Konsequenzen für die Bevölkerung waren deshalb
sicher noch wesentlich schlimmer als in der ersten Phase.
Der Krieg war mit diesen Banden vielleicht nicht zu entscheiden, dennoch
waren es harte und erfahrene Krieger - die besten, die Frankreich hatte.
Vor allen Dingen aber machten sie den Gegner mit den unzähligen Überfällen,
Scharmützeln und Raubzügen mürbe. Am schlimmsten traf es
die Burgunder, deren Ländereien konstant verwüstet wurden. Als
ihnen der neue König Charles VII. faktisch die Unabhängigkeit
Burgunds anbot, waren sie zum Frieden bereit, der dann 1435 in Arras unterzeichnet
wurde. Durch das Ausscheiden Burgunds war die Sache der Engländer
eigentlich schon verloren. Sie verfügten einfach nicht über die
Ressourcen um einen Krieg dieser Größenordnung weiter über
Jahre zu führen.
Dann war da natürlich noch Jeanne d'Arc, die Jungfrau von Orléans,
die große Legende vom "nationalen Befreiungskrieg" gegen die Engländer.
Es ist sicher nicht abzustreiten, dass Jeannes Eingreifen vor Orléans
und all die Geschichten um sie nicht unwesentlich zur Stärkung der
stark angeschlagenen Truppenmoral beigetragen haben. Im großen ganzen
blieb es jedoch eine sehr kurze Episode, der die Zeitgenossen keine allzu
große Bedeutung gaben. So wurde von französischer Seite nie
versucht sie auszulösen, was bei gefangenen Hauptleuten der Regelfall
war. Der Mythos von Jeanne d'Arc als Retterin des Vaterlandes ist denn
auch eine Erfindung aus der Zeit Napoleons, als man damit den Patriotismus
zum Kampf gegen England mobilisieren wollte. Ohnehin ist jede "nationale"
Interpretation des Hundertjährigen Krieges lächerlich. Man sollte
sich an dieser Stelle lieber einmal überlegen, was wohl passiert wäre,
wenn Edward III. oder Henry V. wirklich dauerhaft auf den französischen
Thron gekommen wären. Allein schon wegen des ökonomischen und
demographischen Ungleichgewichts, hätten diese Könige sicher
hauptsächlich von Paris aus regiert, und England wäre sehr schnell
zu einer französischen Provinz verkommen. Elizabeth I. hat später,
indem sie den schottischen König als ihren Nachfolger akzeptierte,
aus Schottland eine englische Provinz gemacht.
Letzten Endes wurden die Engländer nicht vom Volk sondern von einer
professionellen Armee, die im Wesentlichen aus den alten Écorcheur-Banden
gebildet worden war, aus Frankreich vertrieben. Die entscheidende Gelegenheit
für die notwendige Umstrukturierung bot sich, als die Engländer
nun auch schwer angeschlagen 1444 zu einem längeren Waffenstillstand
bereit waren. Das dringendste Problem waren die überall umherstreifenden
Écorcheur. Um ihre Zahl zu reduzieren kam man in Kontakt mit den
Habsburgern, die wieder einmal Truppen für ihre Kriege gegen die Schweizer
benötigten. Geld hatte der Kaiser zwar auch keines, aber war bereit
das Elsass zur Plünderung freizugeben. So führte der Dauphin,
der spätere Louis XI. bald ein beeindruckendes Heer von gut 20.000
Kombattanten gegen Basel. Allgemein bezeichnete man sie dort als Armagnaken,
aber auch ein starkes englisches Kontingent, zahlreiche Schotten und Spanier
hatten sich angeschlossen.
In der Nähe von Basel bei St. Jakob an der Birs stießen sie
dann auf ein kleines Aufgebot der Schweizer, die mit einer derartigen Wildheit
bis zum letzten Mann kämpften, dass alle weiteren Feldzugspläne
aufegeben wurden. Das Heer plünderte dann noch ausgiebig im Elsass,
wobei auch einige Gruppen aufgerieben wurden, und zog sich dann langsam
zurück. Kurz darauf hielt der König in Nancy eine große
Heerschau und veröffentlichte seine berühmte "Ordonnanz". Danach
wurden aus dem versammelten Heer die 15 besten Hauptleute ausgewählt
und jeder erhielt den Befehl über eine Kompanie von 100 Lanzen, von
denen jede aus einem Schwerbewaffneten, einem Knappen, einem Pagen und
zwei Bogenschützen bestehen sollte. Der Rest wurde einfach entlassen.
Diese 15 Kompanien gelten als Basis der ersten stehenden Heeres des
europäischen Mittelalters. Vier Kompanien dienten speziell zur Aufnahme
der Ausländer: es gab zwei schottische unter Pettilot und Cunningham,
eine spanische unter Salazar und eine italienische unter Valpergue. Das
entscheidende war, dass diese Kompanien nun regelmäßig besoldet
werden sollten - die Stände hatten dem König dazu extra neue
Mittel bewilligt. Im Gegenzug versuchte man das Plündern zu unterbinden
und Disziplin durchzusetzen. Natürlich konnte man die alten Écorcheur-Banden
nicht einfach per Dekret in Soldaten verwandeln. Selbst die schöne
Gliederung der Kompanien in jeweils 100 Lanzen war pure Theorie und
auch der Sold kam lange nur sehr unregelmäßig, aber er kam.
Damit gelang es nun nach und nach, die anderen weiterhin frei operierenden
Banden zu zerschlagen, aufzulösen und eben auch teilweise zu absorbieren.
Es war ein langer und schwieriger Prozess, aber an seinem Ende stand ein
halbwegs diszipliniertes Heer aus erfahrenen Berufssoldaten.
Zur gleichen Zeit begann man unter Jean Bureau und seinem Bruder Gaspard
mit dem Aufbau einer starken Artillerie, die hauptsächlich bei Belagerungen
aber auch auf dem Schlachtfeld eingesetzt werden sollte. Während die
Bureaus hunderte von Geschützen verschiedenster Kaliber produzierten,
wollten die Engländer von diesen neuen Waffen relativ wenig wissen.
Sie hatten zwar auch bei Belagerungen immer wieder Geschütze eingesetzt,
waren aber bei ihrer Produktion fast vollständig auf Gießer
aus Burgund und dem Reich angewiesen.
Ihr größtes Problem war aber, dass sie wahrscheinlich einfach
zu viele Schlachten gewonnen hatten und wie viele erfolgreiche Militärs
auf die Methoden von vorgestern setzten. Sie waren fest davon überzeugt,
dass ein Engländer mindestens ein Dutzend Franzosen wert war und Schlachten
wie einst bei Crecy und Agincourt von abgesessenen Men at Arms und Bogenschützen
entschieden würden. Dabei waren sie allerdings auf die Dummheit ihrer
Gegner und eine starke Verteidigungsstellung angewiesen. Bereits 1429 bei
Patay hatte die schwere Kavallerie unter La Hire und Poton de Xantrailles
die englischen Bogenschützen überritten und dabei kaum Verluste
erlitten. Als es nun kurz nach Wiederaufnahme des Krieges bei Formigny
1450 wieder zu einer größeren Schlacht kam, gelang es den Franzosen
mit zwei kleinen Feldgeschützen, die Engländer zum Verlassen
ihrer sicheren Position zu bewegen und dann mit einem Flankenangriff niederzureiten.
Aber Schlachten haben in diesem Krieg meist nur wenig bewirkt, als entscheidend
erwies sich dann auch die neue Belagerungsartillerie. Die Normandie, die
Henry V. so viel Geld und Blut gekostet hatte, wurde in einem Jahr zurückerobert.
Gleich am Anfang konnten in nur zwei Monaten 20 Städte und Burgen
eingenommen werden. Die englischen Stützpunkte in Aquitanien fielen
im folgenden Jahr. Ein englisches Heer, das 1453 zur Unterstützung
eines Aufstandes in Bordeaux gelandet war, wurde dann bei Castillon von
Bureaus Artillerie zusammengeschossen.
Damit gilt der Hunderjährigen Krieg allgemein als beendet. Man
sollte jedoch beachten, dass die große Anzahl unbeschäftigter
Söldner, die nun nach England zurückkehrten, als wichtiger Auslöser
für die kurz darauf ausbrechenden Rosenkriege (1455-1485) gelten,
in die dann Frankreich und Burgund ihrerseits mit Söldnern eingriffen.
Edward IV. versuchte 1475 gemeinsam mit Burgund den Krieg noch einmal aufzunehmen,
ließ sich aber durch eine Große Summe wieder zum Abzug bewegen.
Erst Henry VIII. (1509-1547) nahm dann im Bündnis mit Habsburg, das
das burgundische Erbe angetreten hatte, den alten Konflikt wieder auf und
führte drei Feldzüge in Frankreich. Dabei wurde dann endgültig
deutlich, dass England den Anschluss an die militärische Moderne verschlafen
hatte.