Blauhelme
die modernen Mietregimenter.
Zwar ist die Definition, was genau ein Söldner ist, ziemlich umstritten.
Geht es doch fast immer darum die eigenen Truppenverbände davon auszunehmen
und die des Gegners möglicherweise damit zu diffamieren. Etwas klarer
sind dagegen die Vorstellungen, die man sich von der Geschichte des Gewerbes
macht, und so werden gerade die
"verkauften Hessen" immer wieder gerne
als historisches Beispiel zitiert. Es handelt sich dabei um eine typische
Erscheinung des so genannten Soldatenhandels, der im späten 17. und
im ganzen 18. Jahrhundert in ganz Europa praktiziert wurde. Auf der Anbieterseite
findet man vor allem die deutschen Kleinstaaten und die
schweizer Kantone.
Aus heutiger Sicht ist das Interessante am Soldatenhandel, dass sich nicht
einzelne Söldner irgendwo im Ausland anwerben ließen (was natürlich
auch passierte), sondern dass stehende Regimenter, die im Besitz ihres
Souveräns blieben, für eine bestimmte Zeit vermietet wurden.
Obwohl die einzelnen Söldner natürlich weiterhin ihren - wenn
auch äußerst mäßigen - Sold erhielten, so machten
das eigentliche Geschäft die Regimentsinhaber. Manche finanzierten
damit ihre luxuriöse Hofhaltung und prächtige Bauten; die Schweiz
wurde in dieser Zeit mit kleinen Schlössern geradezu überzogen;
andere nutzten das Geld, um ihr stehendes Heer zu vergrößern,
wodurch sie noch bessere Geschäfte machen konnten, aber auch an politischem
Einfluss gewannen. Preußen wäre ohne Soldatenhandel nie zur
Großmacht geworden. Niemand sollte denken, dass die preußischen
Regimenter aus irgendwelchen patriotischen Motiven unter Prinz Eugen in
Italien oder in Flandern kämpften; sie verdienten dort eine Menge
Geld und schließlich sogar die Königskrone. Außerdem hatten
sowohl Preußen wie auch Bayern keine Skrupel, für die Subsidien
aus Frankreich gegen den Kaiser zu kämpfen. Hessen, eigentlich ein
Kleinstaat unterhielt mit Hilfe ausländischer Subsidien proportional
die größte Armee im Reich und wurde damit zum umworbenen Geschäftspartner
aller Großmächte. Möglichst ohne größere Ruhezeiten
vermietete Hessen an Dänemark, Venedig, Spanien, die Niederlande,
Großbritannien und manchmal sogar an den Kaiser.
Die höchste Kommandogewalt über die vermieteten Regimenter
lag zwar konstant bei der entsendenden Macht und deshalb konnten sie auch
immer ihre Truppen zurückrufen, dennoch war es nicht üblich,
dem "Feind" den Krieg zu erklären. Wenn hessische Regimenter z. B.
für die Niederlande gegen Frankreich kämpften, so befand sich
Hessen noch lange nicht im Krieg. Bei den Schweizern als Großanbieter
konnte es sogar gut passieren, dass ihre Regimenter auf beiden Seiten kämpften,
während die schweizer Kantone mit allen gute Beziehungen pflegten.
In der Regel ging es einfach um nüchterne Geschäfte, bei denen
die Regimenter Geld und politischen Einfluss einbringen sollten. Ob es
sich bei den Soldaten, die ja oft ausgehoben wurden und dann ihrem Souverän
ein ganzes Leben lang treu dienten, überhaupt um Söldner handelte,
könnte man sicher diskutieren. Im historischen Kontext gilt die ganze
Epoche jedoch als einer der Höhepunkte der Söldnergeschichte
und wird immer wieder gerne als Demonstrationsbeispiel benutzt. Wahrscheinlich
geht es dabei aber mehr um die Geschäftspraktiken an sich, als um
die Motivation der einzelnen Soldaten.
Betrachtet man nun die Geschäftspraktiken neuerer UN-Peacekeeping-Missionen
vor diesem historischen Hintergrund - und wir sind nun mal der Ansicht,
dass Politik immer auch Geschichte ist -, so entdeckt man mehr als ein
paar zufällige Gemeinsamkeiten. Die große Wende kam auch hier
mit dem Ende des kalten Krieges. Hatten vorher vorwiegend wohlhabende,
westliche Nationen Truppen geschickt, so dominieren nach 1990 arme Entwicklungsländer
oder solche, die große Armeen aufgebaut haben und diese von der UNO
subventionieren lassen.
UN-Missionen bis 1990 | UN-Missionen nach 1990 | ||
Kanada | 17 | Bangladesch | 31 |
Schweden | 15 | Pakistan | 29 |
Irland | 13 | Jordanien | 28 |
Finnland | 12 | Russland | 28 |
Norwegen | 12 | Kanada | 26 |
Dänemark | 11 | Ägypten | 25 |
Indien | 11 | Ghana | 25 |
Italien | 11 | Argentinien | 24 |
Australien | 9 | Frankreich | 24 |
USA | 8 | Nigeria | 24 |
Beim eingesetzten Personal wird dies noch deutlicher: hier führt
Bangladesch vor Pakistan, Indien, Jordanien, Nepal, Äthiopien und
Nigeria. Stellt man die Zahl der entsandten Truppen in ein Verhältnis
zur Größe des Anbieters, so hält Nepal, eines der ärmsten
Länder der Welt, eine einsame Spitzenposition. Verstärkt wird
dieser Trend noch durch die gewaltige Steigerung der Peacekeeping-Missionen
nach 1990.
Die Gründe für diese Entwicklung liegen auf der Hand. So herrscht
in der einschlägigen Literatur die Meinung, dass vor allem Indien,
Pakistan und Nigeria die UN-Missionen hauptsächlich dazu nutzen, ihre
Armeen zu unterhalten, die sie in dieser Größe ohne das Geld
der UN gar nicht finanzieren könnten. Da die UN etwa 1 Million Dollar
pro Bataillon im Monat bezahlt, wovon manche Länder 50- 80% behalten,
kommen hier bedeutende Summen zusammen. Aber auch das Geld, das die Soldaten
erhalten, ist eine willkommene Devisenquelle. Dazu kommen zahlreiche andere
Hilfen. Gerade bei afrikanischen Kontingenten helfen reiche NATO-Staaten
immer wieder gerne mit Logistikgütern, Ambulanzen, Feldküchen,
Lastwagen, Telekommunikation und Ausbildung aus. Diese materiellen Hilfen
können sich schnell zu mehreren Millionen summieren.
Aber auch für die einzelnen Soldaten sind die Einsätze auch
dann noch äußerst lukrativ, wenn ihre Regierungen einen guten
Teil des Geldes behalten. Allein die tägliche Verpflegungspauschale
übersteigt manchmal schon den Verdienst in ihren Heimatländern,
dazu kommt noch alle paar Monate eine Art Erholungsgeld. Bei UN-Beobachtern
oder speziellen Aufgaben gibt es zahlreiche Zulagen und Prämien. So
stellte Anfang der 90er Jahre ein russischer Offizier in Kambodscha freudig
überrascht fest:"Ich verdiene das 17fache von zu Hause, und das dreifache
von dem, was der russische Botschafter hier hat." Als in Nepal 120 Polizisten
für eine UN-Mission gesucht wurden, meldeten sich 15.000 Freiwillige.
Ein nepalesischer Offizier sagte einer Zeitung: "Viele gehen zur Armee
in der Hoffnung an einer Peacekeeping-Mission teilnehmen zu können.
In sechs Monaten können sie mehr verdienen als in 10 Dienstjahren
zu Hause." Und ein anderer bestätigte: "UN-Missionen sind wie Prämien.
Sie sind die beste Methode, um unsere Moral zu heben und Geld zu verdienen."
Neben den UN beliefert Nepal mit seinen beliebten
Gurkhas Großbritannien, Indien,
den Sultan von Brunei und verschiedene Söldnerfirmen. Es wäre nun mehr
als billig einen Gurkha moralisch danach zu beurteilen, ob er von den UN, der
britischen Krone oder einer Sicherheitsfirma wie
Gurkha Security Guards unter Vertrag genommen wird. Der große
Unterschied für ihn selbst ist wahrscheinlich nur, dass er in einem britischen
Gurkharegiment eine Lebensstellung mit Pensionsanspruch hat. Pakistan stellt Piloten
und auch ganze Einheiten in Saudi-Arabien und einigen Golfstaaten. Wie beim Soldatenhandel
im 18.Jahrhundert geht es auch jetzt hauptsächlich ums Geld. Während
Pakistan ähnlich wie einst Preußen seine Mietregimenter zum
Ausbau seiner Militärmacht nutzt, geht es in Nepal - vergleichbar
der Schweiz - eher darum der armen Bergbevölkerung ein kleines und
den Politikern ein größeres Einkommen zu verschaffen. Dem gegenüber
stehen die großen Beitragszahler USA, Japan und Deutschland. Während
die USA ohnehin nur zum Teil ihren Zahlungsverpflichtungen nachkommen und
sich an Peacekeeping-Missionen nur noch beteiligen, wenn diese der eigenen
Außenpolitik dienen, haben große Exportnationen wie Japan und
Deutschland sicher ein gesteigertes Interesse am Weltfrieden, sind aber
nicht bereit, ihre Truppen größeren Risiken auszusetzen. Nur
leicht vereinfachend könnte man den momentanen Stand der UN-Missionen
so zusammenfassen: Die armen Länder der Dritten Welt tragen das Risiko
und haben die Toten, während die der Ersten bezahlen.
Von der Moral mal abgesehen, wäre daran nun nicht viel auszusetzen
(die Zyniker sind hier nicht wir), wenn es denn funktionieren würde.
Das grundlegende Problem ist, dass die UN, selbst wenn sie gut bezahlen,
praktisch keine anständige Leistung für ihr Geld fordern und
oft schon glücklich scheinen, wenn die Truppen nur eine Art symbolische
Präsenz zeigen. So boten 1994 zwar 19 Staaten insgesamt 31.000 Soldaten
an, es fanden sich aber keine 5.000 für Ruanda. 2000 offerierten sogar
88 Staaten 147.900 Soldaten, trotzdem gab es kaum welche für den Kongo
oder Sierra Leone. Wenn dann tatsächlich einmal UN-Truppen in einer
Bürgerkriegsregion eingesetzt und nicht sofort fluchtartig abgezogen
werden, sind sie meistens mit ihrem eigenen Schutz beschäftigt. Es
ist uns leider kein Fall bekannt, wo UN-Truppen durch ihr entschlossenes
Eingreifen ein größeres Massaker verhindert hätten, dafür
einige, wo sie die Bevölkerung erbärmlich im Stich gelassen haben.
Ein besonders eklatantes Beispiel war hier das Verhalten des niederländischen
Kontingents in Srebrenica unter dem Befehl von Oberstleutnant Thom Karremans.
Allerdings ist das nur selten den Soldaten vor Ort anzulasten, die oft gerne
ihre Aufgabe erfüllen würden, sondern vielmehr den Politikern,
die sich um die Wählerstimmen in der Heimat sorgen oder durch ihr
Geschacher in den UN einen effektiven Einsatz ganz verhindern. So versuchte
z.B. der Kommandeur der UN-Truppen in Ruanda, der kanadische General Roméo
Dallaire mit seinen bescheidenen Mitteln den Genozid zu verhindern. Seine
Bitten um Unterstützung wurden in New York ignoriert, und nachdem die
Hutu-Milizen 10 seiner belgischen Soldaten grausam ermordet hatten, wurde
das Kontingent hastig abgezogen. Er selbst soll an diesen Ereignissen fast
zerbrochen sein.
Die Probleme, die durch unklare Mandate und mangelnde Kontrolle entstehen,
verschärfen sich dadurch, dass die UN nur äußerst nachlässig
bezahlen und dann auch noch dulden, wenn diese Gelder zu guten Teilen unterschlagen
werden. Die Resultate sind dann die selben, wie beim Soldatenhandel schlimmster
Machart: die Offiziere sind vorwiegend damit beschäftigt sich
zu bereichern und die einfachen Soldaten verlieren den Rest an Kampfmoral,
plündern und vergewaltigen. Ein besonders eklatantes Beispiel war
der Einsatz von UN-Truppen in Sierra
Leone im Jahr 2000. Da den Briten
der Einsatz zu riskant geworden war, mussten sie durch ein internationales
Kontingent ersetzt von dem Nigeria den Löwenanteil stellte. Der
London Sunday Telegraph schrieb dazu: "Nur wenige der Soldaten wollen Risiken
eingehen - fast 500 Sambier kapitulierten und übergaben den Rebellen
ihre Waffen ohne einen Schuss abzufeuern; es gab Berichte, dass Freetown
vor dem Fall stünde, als jordanische Truppen auf eine Gruppe bewaffneter
Männer stießen, flohen und ihren Kommandeuren sagten, dass eine
Rebellenarmee auf die Hauptstadt vorstieße."
Obwohl die UN zu diesem Zeitpunkt noch bezahlten, war zumindest bei
den nigerianischen Soldaten in Sierra Leone über Monate nichts angekommen.
Von den überwiesenen Geldern behielt die nigerianische Regierung ganz
offiziell ca. 60% für Essen, Ausrüstung und Verwaltung. Der Rest
verschwand irgendwo auf dem Weg in den Taschen korrupter Politiker und
Offiziere. Ein UN-Sprecher musste einräumen auf die Auszahlung des
Soldes keinerlei Einfluss zu haben, und ein britischer Offizier bemerkte:
"Länder wie Nigeria sind begeistert, Männer hierher zu schicken,
weil dies bedeutet, dass sie zu Hause ihr stehendes Heer mit den UN-Geldern
subventionieren können."
Doch damit nicht genug sorgten die nigerianischen Truppen fortwährend
für Schlagzeilen, weil führende Offiziere der UN-Missionen in
Liberia (ECOMOG) und Sierra Leone (ECOMOG und UNAMSIL) in den illegalen
Handel mit Diamanten verstrickt waren und deshalb auch nicht vor Geschäften
mit Warlords der RUF zurückschreckten, die Tausenden Arme und Beine
hatten abhacken lassen. Schließlich sah sich der indische Kommandeur
von UNAMSIL Generalmajor Vijay Jetley gezwungen einen Report an den Sicherheitsrat
zu schreiben, in dem er den Kommandeur der nigerianischen ECOMOG-Truppen
Maxwell Kobe anklagte, 10 Millionen Dollar von der RUF erhalten zu haben,
um deren Aktivitäten zu dulden. Seiner Ansicht nach war die gesamte
Führungsschicht des Kontingents darin verwickelt und "arbeiteten hart
daran, den Friedensprozess zu sabotieren". Natürlich protestierte
Nigeria gegen diesen unverschämten General, der die Gefallenen beleidige,
und drohte mit dem Abzug seiner Truppen, falls er nicht abgesetzt würde.
Man muss sich deshalb nicht wundern, dass die Soldaten, die monatelang
ohne Sold, oft fast ohne Munition und mit verrosteten Waffen allein gelassen,
keine große Kampflust zeigten; ganz besonders, wenn ihnen klar war,
dass ihre Vorgesetzten mit dem Gegner Geschäfte machten. Es gab deshalb
sowohl in Liberia wie auch Sierra Leone Berichte über Plünderungen
von UN-Truppen und darüber, dass diese Waffen und Munition an den
Gegner verkauften. Zunehmend gab es auch Klagen von Hilfsorganisationen
über Vergewaltigungen und erzwungene Prostitution.
Je mehr sich der Einsatz aber hinzog, desto mehr konnte Nigeria darauf
verweisen, dass die UN selbst mit ihren Zahlungen im Rückstand waren
und inzwischen viele Millionen Dollar schuldig waren. Das lag sicher zum
Teil am chronischen Geldmangel der UN. Allerdings sicher viel mehr daran,
dass die UN auf Probleme am liebsten mit der Entsendung neuer Truppen reagiert;
Qualitätskontrolle ist aus politischen Gründen nicht opportun,
und das notwendige Geld wird sich irgendwann auch einmal auftreiben lassen.
Vor allem durch die Geldprobleme ließ sich der Vergleich mit den
ungeliebten PMCs nicht mehr vermeiden. Executive
Outcomes hatte von April 1995 bis
Januar 1997 im Auftrag der offiziellen Regierung von Sierra Leone relativ
schnell für Ordnung gesorgt und die RUF fast bis an die Landesgrenzen
zurückgetrieben. Während sich die äußerst effektiven
Dienste der Söldnerfirma auf lediglich 1,2 Millionen Dollar im Monat
belaufen hatten, gab die UNO für ihre erbärmliche Show monatlich
47 Millionen aus. Aber es war nicht nur das Geld, sondern auch die Inneffizienz
der UN-Truppen, die durch die Korruption und Intrigen ihrer Führung
kaum etwas zur Besserung der Lage beitrugen, und so ergaben Umfragen, dass
sich ein großer Teil der geplagten Bevölkerung eine Rückkehr
von Executive Outcomes an Stelle der Peacekeeper wünschte.
Die Ereignisse führten praktisch zwangsläufig zu einer Diskussion
über die Verwendung von PMCs bei UN-Missionen. Doch nach wie vor ist
niemand bereit Söldnerfirmen mit solchen Aufgaben zu betrauen. Die
Argumente sind dabei hauptsächlich die, dass Gewalt ein Staatsmonopol
bleiben muss und dass Söldner nicht ausreichend zu kontrollieren seien.
Wahrscheinlich geht es aber mehr darum, dass einige Anbieter um ihre fetten
Pfründen und politischen Einfluss fürchten. Auf der Seite der
Einzahler geht es wohl mehr darum, dass niemand aussprechen darf, dass
der König keine Kleider hat. Denn wenn die UNO Söldner bezahlen
würde, wäre jedem klar, dass es um Geschäfte geht. Statt
dessen bezahlt man lieber die Mietregimenter der Dritten Welt; macht also
längst Söldnergeschäfte, kann aber behaupten, dass das doch
etwas ganz anderes sei. Sozusagen als Feigenblatt dieser Heuchelei dienen
dann ein paar europäische Einheiten, die in ungenügender Zahl
und mit möglichst geringem Risiko entsandt werden.
Zur Kontrolle wäre vielleicht noch zu sagen, dass sich keine PMC
solch ein Desaster wie in Sierra Leone hätte leisten können.
Im Unterschied zu den Ländern, die große UN-Kontingente stellen
und auf die entsprechende Rücksichten genommen werden, muss eine PMC
an einer effektiven Ausführung ihres Auftrages gelegen sein, da sie
sonst um ihre Bezahlung und um Folgeaufträge fürchten muss. Es
kann wohl kein Zweifel bestehen, dass die UNO auf das eklatante Fehlverhalten
einer PMC wesentlich schneller und energischer reagieren würde als
auf das einer wichtigen Regierung - falls hier überhaupt eine Reaktion
erfolgt. Aber Söldner haben nun einmal einen schlechten Ruf, und so
genügt oft schon die Erwähnung des Wortes, um jede vernünftige
Diskussion abzuwürgen.
Blauhelme sind aber nicht immer "die Guten". Diejenigen, die das immer
noch glauben, sollten sich vielleicht einmal die Mühe machen im Internet
unter den Suchbegriffen "Sexual violence peacekeeping" zu suchen oder "sex
scandals" mit den verschiedenen Peacekeeping-Missonen ECOMOG, UNAMSIL,
UNTAC (Kambodscha), KFOR (Bosnien), UNMEE (Eritrea) oder MONUC (Kongo)
zu kombinieren. Man erhält Lesestoff für Tage. Die Liste enthält
u.a. Frauenhandel, Zwangsprostitution, Sex mit Minderjährigen, Folter
und Mord. Betroffen sind nicht nur Blauhelme aus Dritte-Welt-Ländern,
sondern auch solche aus West- und Osteuropa und Nordamerika. Zwar war auch
die US-Firma Dyncorp in solche Skandale in Bosnien verwickelt, wir sind
jedoch der Ansicht, dass sich keine PMC eine solche Liste an Vergehen und
Verbrechen erlauben könnte, wie sie seit Jahren unter dem Banner der
Vereinten Nationen verübt und dann regelmäßig unter den
Teppich gekehrt werden. Falls es dennoch dazu kommt, sollte man sich vielleicht
wirklich ernsthaft über den Auftraggeber Gedanken machen.
Zur Zeit erscheinen fast schon monatlich neue Bücher über Söldnerfirmen
mit denen die Lust des Publikums an finsteren Gestalten bedient werden soll.
Über die neuen Mietregimenter der UN, die damit verbundene Korruption und
Ineffektivität gibt es dagegen keine einzige üergreifende Studie. In
einem effekhascherischen Ritual schlägt man auf die "bösen" Söldner
ein, und übersieht dabei gekonnt, dass man diese längst auf ganz andere
Weise beschäftigt. Zum Teil liegt das an der üblichen Nabelschau des
Westens, die sich natürlich mehr für europäische oder nordamerikanische
Söldner interessiert als für die der Dritten Welt. Dies ist allerdings
besonders dumm, da man sich sehr leicht ausrechnen kann, dass die Zukunft des
Geschäfts genau diesem Personal gehören wird. Auf Dauer wird der
Westen bestenfalls Stabsoffiziere, Ausbilder, Techniker und Piloten stellen,
das Fußvolk wird man in ähnlichen Regionen anwerben, wo sich
die UN schon heute bedienen.