Blood Diamond
Executive Outcomes in Sierra Leone
In dem Film "Blood Diamond" erfuhren viele Zuschauer nicht nur erstmals
etwas über den grausamen Krieg in Sierra Leone und den Handel mit
Blutdiamanten, sondern bekamen auch einen völlig neuartigen Söldnertypus
vorgeführt. Plötzlich gab es Andeutungen über das 32. "Buffalo"
Bataillon, wo früher in Filmen mit van Dumme & Co immer von der
Fremdenlegion oder Vietnam die Rede gewesen war. Anstatt einen nackten
muskulösen Oberkörper zur Schau zu stellen oder das seit Rambo
fast obligatorische Stirnband zu tragen und mit schweren MGs oder Raketenwerfen
zu hantieren, agiert der Protagonist Danny Archer (Leonardo DiCaprio) mehr
mit dem Handy; er versteht viel von Diamanten und der internationalen Finanzwelt.
Auch seine Söldnerkollegen agieren mit dieser Professionalität:
sie errichten vor allem Ausbildungslager, beeindruckende Depots und Kommunikationssysteme
- im Hintergrund kann man russische Transportmaschinen entdecken.
Hier zeigt der Film tatsächlich eine neue Art von Söldnern,
und alle die es bislang noch nicht wussten, konnten es kurz darauf in den
Rezensionen lesen: hier handelt es sich um Executive Outcomes. Doch nach
dieser gut gemachten aber eben oberflächlichen Dekoration, fällt
der Film in die alten immer wieder aufgewärmten Söldnerklischees
zurück. Danny Archer entdeckt zwar wie üblich letzten Endes seinen
guten Kern, aber seine Kameraden sind einfach böse, böse. Von
den Schlächtern der RUF unterscheidet sie eigentlich nur, dass sie
ihr Handwerk kühler und mit mehr Technologie - kurz gesagt professioneller
- ausüben. Ansonsten sind sie von der gleichen Gier nach Diamanten
besessen, völlig skrupellos und fallen beim geringsten Anlass übereinander
her wie wilde Tiere.
Nun geht es wahrscheinlich in jedem modernen Krieg um Geld, Macht oder
Rohstoffe, die sich ja auch zu Geld machen lassen und in Sierra Leone versuchte
jeder an den Diamanten zu verdienen, nicht zuletzt hohe Offiziere verschiedener
UN-Kontingente. Besonders interessant wird es, wenn internationale Konzerne
wie de Beers heimlich an den Strippen ziehen und finstere Söldner
die Drecksarbeit erledigen lassen. Das ist zwar der Stoff, aus dem Legenden
geschmiedet werden, dennoch wollen wir uns die Mühe machen, etwas
genauer zu untersuchen, was Executive Outcomes eigentlich in Sierra Leone
getan hat.
Der Bürgerkrieg in Sierra Leone begann 1990 mit einer Offensive
der RUF (Revolutionary United Front) aus Liberia. Deren Führer Foday
Sankoh ein ehemaliger Kolonialsoldat und Berufsrevolutionär hatte
im libyschen Exil Charles Taylor kennengelernt, der zu dieser Zeit um die
Macht in Liberia kämpfte. Taylor versprach sich von der Unterstützung
der RUF Zugriff auf die Diamanten Sierra Leones, mit denen er seinen eigenen
Krieg finanzieren wollte. Das Fußvolk der RUF rekrutierte sich hauptsächlich
aus chancenlosen Jugendlichen, die voller Hass auf alle waren die etwas
mehr besaßen als sie selbst, und unbezahlten Angestellten. Bald kamen
jedoch immer mehr Kindersoldaten hinzu, die von der RUF bei ihren Raubzügen
verschleppt wurden. Zur Steigerung der Kampfmoral wurden reichlich Alkohol
und Drogen ausgegeben und gleichzeitig ein unglaublicher grausamer Terrorkrieg
gegen die Zivilbevölkerung geführt. Bei den unzähligen Gräueltaten
und Massakern wurde die RUF vor allem durch das Abhacken von Gliedmaßen
berüchtigt, was schließlich für sie zu einer Art Markenzeichen
wurde.
Die Armee von Sierra Leone, die RSLMF (Republic of Sierra Leone Military
Forces) hatte der RUF nicht viel entgegen zu setzen. Viele ihrer Soldaten
waren zwangsrekrutiert worden, hatten keinerlei Ausbildung und nur in Ausnahmefällen
eine Art von Sold erhalten. Auch sie konsumierten jede Menge Drogen und
Alkohol und ernährten sich von Plünderungen. Wenn es zum Zusammenstoß
mit dem Gegner kam, zogen sie sich meistens nach einem kurzen Schusswechsel
zurück oder verweigerten schon vorher den Befehl. Unter diesen Umständen
gewann die von Libyen und Taylor gut unterstützte RUF im Südosten
des Landes schnell an Boden. Bald kontrollierte sie die ersten Minen und
konnte sich durch den Verkauf der "Blutdiamanten" auch auf dem freien Markt
mit Waffen versorgen.
Während die RUF weiter vorstieß, tausenden die Hände
abhackte und hunderttausende zur Flucht trieb putschten in Freetown einige
schlecht bezahlte Offiziere und brachten Hauptmann Valentine Alfred Strasser
an die Macht. An der Unfähigkeit der Streitkräfte änderte
sich aber wenig. Strasser gelang es lediglich einige westafrikanische Staaten
(Nigeria, Ghana and Guinea) zum Eingreifen zu bewegen. Aber auch deren
Truppen - jedes Land schickte ein verstärktes Bataillon - waren nicht
in der Lage, die RUF aufzuhalten oder gar nach Liberia zurückzuschlagen.
Inzwischen hatte die RUF einen guten Teil der Minenregion besetzt und behinderte
durch ihre Präsenz die Förderung in den restlichen Minen. In
seiner Verzweiflung nahm Strasser Anfang 1995 die britische Sicherheitsfirma
GSG (Gurkha Security Guards) unter Vertrag. Die war jedoch mit etwa 60
Mann der Aufgabe nicht gewachsen. Nachdem ihr Kommandeur der Amerikaner
Bob MacKenzie und einige Gurkhas in einem Gefecht mit der RUF gefallen
waren, versuchte GSG noch einige Wochen Teile der RSLMF auszubilden, zog
sich schließlich aber frustriert zurück.
Nun ging es fast im freien Fall bergab. Die unbezahlten Regierungstruppen
marodierten inzwischen im Land fast so schlimm wie die RUF; die Soldaten
der ECOMOG hatten sich mit ihrem schweren Gerät am Flughafen eingegraben
und waren damit beschäftigt, sich selbst zu beschützen; Freetown
war von Flüchtlingen überflutet, die wie Lämmer auf die
Ankunft der Schlächter von der RUF warteten. Die Situation war so
verzweifelt, dass man spekulierte, ob der Regierung noch einige wenige
Monate oder gar nur Wochen blieben. Und dann kam tatsächlich die Kavallerie,
dann kam Executive Outcomes.
Strasser behauptete später, er sei auf die Firma durch einen Artikel
in Newsweek aufmerksam geworden. Das mag zwar sein; wir sind jedoch der
Ansicht, dass ihm dieser Artikel wahrscheinlich mit einigen warmen Worten
in die Hand gedrückt worden war. Zu seinem großen Glück
stellte der Siegeszug der RUF nämlich auch für ganz andere Leute
ein großes Problem dar. Die großen Bergbaukonzerne hatten in
Sierra Leone mit gutem Gewinn nicht nur Diamanten, sondern auch Bauxit
und Rutil abgebaut, womit in Friedenszeiten sogar höhere Exporterlöse
erzielt wordenen waren. Dass sie dabei korrupte Politiker schmierten, ihre
Arbeiter ausbeuteten und möglichst wenig Steuern bezahlten versteht
sich von selbst. An einem Bürgerkrieg, der das gute Geschäft
zum Erliegen brachte hatten sie dennoch kein Interesse. Einige schützten
ihre Minen mit privatem Sicherheitspersonal, an einen Betrieb war aber
dennoch nicht zu denken, andere schrieben ihre Investitionen ab und brachten
ihr Personal in Sicherheit. Es gab aber auch einige wenige, die bereit
waren, die Gunst der Stunde zu nutzen und neues Risikokapital zu investieren.
In Anbetracht der Lage waren die Preise im Keller und die verzweifelte
Regierung bereit, fast jede Art von Vertrag zu unterschreiben.
Eine ganz entscheidende Rolle spielte hier die britische Firma Branch
Energy, bei der Tony Buckimham, der beim Aufbau von Executive Outcomes
eine entscheidende Rolle gespielt hatte, einer der Hauptaktionäre
war. Kurz und gut Branch Energy und Executive Outcomes waren eine Art Schwesterfirmen,
weitgehend im Besitz derselben Leute, wenn auch offiziell unabhängig.
Branch Energy war relativ neu in Sierra Leone und im Gegensatz zu vielen
Konkurrenten daran interessiert seine Präsenz auszubauen. Dazu gründete
es auf dem Höhepunkt der Krise mit Strasser ein Joint Venture zum
Abbau von Diamanten und erhielt danach große Bergbaukonzessionen
für die Kono-Region (bei Koidu). Bei dieser Gelegenheit werden Buckingham
und sein Finanzberater Michael Grunberg Strasser auf die Dienste von Executive
Outcomes aufmerksam gemacht und auch die ersten Gelder in Aussicht gestellt
haben. Weitere Mittel kamen wahrscheinlich von der australisch-amerikanischen
Firma Sierra Rutile, deren äußerst ertragreiche Rutilmine von
der RUF besetzt worden war.
Man wird die geheimen Absprachen und Transaktionen wahrscheinlich nie
erfahren, dennoch sind sie großen Zusammenhänge und Interessenslagen
relativ klar. Branch Energy sollte neue Diamantenminen bekommen, Sierra
Rutile den Betrieb wieder aufnehmen können, und die Regierung Strasser
schloss unabhängig davon mit Executive Outcomes einen Vertrag, über
die Stellung von ca. 200 Söldnern zur Ausbildung der RSLMF, logistischer
Hilfe aber auch zur Kampfunterstützung gegen eine monatliche Zahlung
von1,8 Millionen Dollar.
Im Mai kamen dann die ersten 50 Söldner nach Freetown (6 Monate
später noch mal 130) und begannen mit der Ausbildung der ersten Einheiten.
Viel Zeit blieb nicht, denn die RUF stand bereits in den Vororten. Kurz
darauf entbrannte die Schlacht um die Stadt, in die die Söldner mit
2 BMP-2 Schützenpanzern, einem Mi-24 (Hind) Kampfhubschauber und den
von ihnen kurz ausgebildeten und geführten Truppen massiv eingriffen.
Die RUF erlitt ihre erste schwere Niederlage. Über 200 ihrer Kämpfer
fielen und etwa 1.000 desertierten. Für Executive Outcomes bedeutete
dies eine dringend notwendige Atempause.
Sie wurde vor allem zur Aufstellung neuer Verbände genutzt. Dabei
stützte sich Executive Outcomes aber weniger auf die unzuverlässigen
Regierungstruppen, sondern auf die "Kamajors", einheimische Jäger
vom Volk der Mende. Diese waren exzellente Spurensucher und hatten in einigen
Landesteilen schon Selbstschutzmilizen gegen die Angriffe der RUF gebildet.
Von den Söldnern wurden sie nun mit modernen Waffen versorgt und für
den Kleinkrieg in Zusammenarbeit mit anderen Truppenteilen ausgebildet.
Die Kamajors wurden zu Augen und Ohren von Executive Outcomes, stellten
aber auch einen Großteil der Kampftruppen, die in der Folgezeit zum
Einsatz kamen.
Beim Kleinkrieg im afrikanischen Busch, wo eine feste Front fehlt, spielen
Feindaufklärung, Konzentration der Feuerkraft, schneller Transport
und Hinterhalte entscheidende Rollen, und die meisten Söldner hatten
hierin als ehemalige Mitglieder südafrikanischer Eliteverbände
während des Krieges in Angola reichlich Erfahrungen gesammelt. Für
die Aufklärung sorgten die Kamajors und ein eigenes Flugzeug; Hinterhalte
lassen sich vermeiden, wenn man seine Truppen mit Helikoptern transportiert,
und für die Feuerkraft sorgten die gefürchteten Mi-24 Kampfhubschrauber,
zudem stellte die nigerianische Luftwaffe zwei Alpha Jets zur Unterstützung
ab.
Die ersten Operationen richteten sich gegen Basen der RUF in der Nähe
von Freetown. Anschließend wurde sie in wenigen Tagen völlig
aus dem Minengebiet Kono vertrieben. Dabei fielen lediglich zwei Kamajor-Soldaten,
fünf weitere und zwei Söldner wurden verwundet. Die RUF hatte
dagegen hunderte an Toten und noch wesentlich mehr Deserteure. Am wichtigsten
war jedoch sicher, dass sie mit den Minen ihre wichtigste Einnahmequelle
verlor. Die Einsätzen liefen immer nach einem ähnlichen Muster
ab. Zuerst wurden die feindlichen Stellungen genau ausgekundschaftet, dann
folgte ein intensives Bombardement durch die Alpha-Jets der Nigerianer.
Anschließend griffen kleine mobile Kampfgruppen unterstützt
von Granatwerferfeuer den beiden Schützenpanzern, Landrovern mit schweren
MGs und den Kampfhubschraubern den demoralisierten Gegner an, trieben ihn
aus seinen Stellungen, meistens direkt in die Hinterhalte, die zuvor eingeflogene
Kamajor-Gruppen gelegt hatten.
Ende 1995 wurde dann die Sierra Rutile Mine zurückerobert, deren
Betrieb aber noch nicht aufgenommen werden konnte. Anschließend bereitete
Executive Outcomes einen entscheidenden Schlag gegen ein RUF-Lager in den
Kangari-Hügeln vor. Speziell für diese Operation wurden noch
einmal 200 Söldner aus Südafrika eingeflogen. Wieder ging alles
äußerst präzise, schnell und mit geringsten Eigenverlusten
über die Bühne. Die RUF verlor dagegen nicht nur viele Kämpfer,
sondern auch wichtige Leute aus ihren Führungskadern. Ständig
verfolgt von mobilen Kamajor-Kampfgruppen signalisierte sie schließlich
ihre Bereitschaft zu Friedensverhandlungen und verlangte einen Waffenstillstand.
Währenddessen hatten in Sierra Leone erstmals im Februar freie
Wahlen stattgefunden, aus denen Ahmad Tejan Kabbah als Präsident hervorging.
Dieser war fest entschlossen, den Bürgerkrieg zu beenden. Zu Reorganisation
des verwüsteten Landes erhielt er zwar Finanzhilfen von der Weltbank
und vom IWF, die forderten jedoch immer deutlicher, das enorme Staatsdefizit
zu kürzen. Das meiste Geld wurde zwar für die Subvention von
Lebensmitteln und für die RSLMF ausgegeben, falls man den Rebellen
aber keine neuen Rekruten in die Arme treiben wollte, durfte man daran
nicht rühren. So blieb nur der große Posten, den die Zahlungen
an Executive Outcomes verschlangen. Kabbah verhandelte mit der Firma und
erreichte eine Reduzierung der monatlichen Zahlungen, die aber auch zum
größten Teil gestundet werden mussten. Außerdem sollte
der Vertrag zum Jahresende auslaufen.
Der Kleinkrieg im Busch dauerte zwar an, zu größeren Operationen
war es aber wegen des Waffenstillstandes nicht gekommen. Die RUF hatte
diese relative Ruhe genutzt, um ihre Kräfte neu zu sammeln und Kriegsmaterial
aus Liberia heranzuschaffen. Sie plante eine neue Großoffensive gegen
Freetown. Aufgrund der hervorragenden Feindaufklärung - Kamajors,
Funküberwachung und Luftbilder - war man bei Executive Outcomes aber
recht gut über diese Vorbereitungen im Bilde. Nachdem Präsident
Kabbah informiert worden war, erteilte er die Erlaubnis zu einem Gegenschlag.
Im September 1996 wurde dann in gewohnter Zusammenarbeit von Söldnern,
Kamajor-Kampfgruppen und der nigerianischer Luftunterstützung ein
großes Hauptquartier der Rebellen im Südosten zerschlagen. Die
RUF hatte nun so schwere Verluste, dass sie in ernsthafte Verhandlungen
einwilligte und im November das Abidjan Friedensabkommen unterzeichnete.
Natürlich war niemand so naiv zu denken, dass damit der Krieg vorbei
sei. Man nahm aber wohl an, das Schlimmste hinter sich zu haben. Der IWF
und deshalb auch Präsident Kabbah drängten nun immer mehr auf
den Abzug der kostspieligen Söldnerfirma, diese hatte ihrerseits mehrmals
damit gedroht, da Sierra Leone seinen Zahlungsverpflichtungen nur sporadisch
nachkam. Im Januar 1997 räumte Executive Outcomes dann das Land und
entging wahrscheinlich nur dem Bankrott, da durch den Einsatz in Angola
Reserven angehäuft worden waren. Von den vertraglich vereinbarten
35,3 Milionen Dollar waren nur 15,7 Milionen gezahlt worden. Ein gutes
Geschäft war der Einsatz für sich betrachtet also keinesfalls.
Man kann jedoch davon ausgehen, dass die eigentlichen Besitzer durch ihre
Anteile an Branch Energy letzten Endes reich entschädigt wurden.
Kurz vor ihrem Abzug warnten einige Offiziere Präsident Kabbah
noch vor einem Militärputsch - die RSLMF fühlte sich durch die
gestiegene Bedeutung der Kamajors in ihren Privilegien bedroht. Als Ersatz
für die Söldner kamen 900 Nigerianer nach Freetown und sollten
dort den Präsidenten beschützen. Die Sicherung der Diamantenminen
von DiamondWorks übernahm die LifeGuard - eine Art Tochterfirma von
Executive Outcomes. Es nützte alles nichts, im Mai putschte das Militär
und Kabbah musste ins Exil fliehen. Im Kampf gegen das westafrikanische
Truppenkontingent (jetzt ECOWAS), das weiterhin den Flughafen hielt und
die Kamajor-Milizen verbündete sich das Militär mit der RUF.
Es kam zu einer mehrtägigen Gewaltorgie in Freetown; die ECOWAS-Truppen
schossen vom Flughafen mit schwerer Artillerie ohne Rücksicht auf
Verluste dazwischen und sorgten für tausende von Toten - ein paar
Putschisten waren sicher auch dabei.
Der Bürgerkrieg in Sierra Leone schleppte sich dann noch bis 2002
hin und konnte erst nach jahrelangem Einsatz von UN-Kontingenten - die
hunderte von Dollarmillionen verschlangen - und massiven Eingriffen britischen
Militärs beendet werden. Gerade verglichen mit den inkompetenten UN-Missionen
(ECOWAS wurde auch großteils von den UN finanziert) war die Arbeit
von Executive Outcomes geradezu ein Wunder an Effizienz. Dabei sollte man
auch bedenken, dass die Firma meisten nur um die 200 Mann in Sierra Leone
unterhielt - der Höhepunkt waren 350. Selbstverständlich war
ihr Einsatz teuer; man sollte dabei aber bedenken, dass allein die ersten
740 UN-Beobachter in 8 Monaten allein 47 Millionen Dollar kosteten und
absolut nichts erreichten.
Unserer Ansicht nach wäre es ganz ohne Zweifel wesentlich billiger
und zumindest für die Bevölkerung besser gewesen, wenn die UN
einfach die Bezahlung für Executive Outcomes bis zum Abschluss des
Friedensprozesses übernommen hätten. Natürlich wäre
das nicht machbar gewesen. Denn die UN müssen ja vor allem jede Menge
politische Rücksichten nehmen und nicht zuletzt auf die öffentliche
Meinung, und da sind Söldner eben einfach die Bösen, die rücksichtslos
hinter den Blutdiamanten her sind, wie das ja auch im Film vorgeführt
wird. Wird sind jedoch der Meinung, dass Söldner vor allem für
den kämpfen, der sie bezahlt. Dabei sind sie zudem wesentlich einfacher
zu kontrollieren als die UN-Kontingente wichtiger Staaten. So waren in
den Handel mit Blutdiamanten einige hohe nigerianische UN-Offiziere verstrickt,
teilweise sollen sie dafür sogar Waffen an die RUF geliefert haben.
Als der UNAMSIL-Kommandeur Generalmajor Vijay Jetley diese Vorfälle
schließlich dem Sicherheitsrat meldete, forderte Nigeria seinen Rücktritt
- das war alles.
Söldner haben einen schlechten Ruf, und so fehlt es auch nicht
an Berichten, in denen von südafrikanischen "rassistischen Killern"
die Rede ist. Man liest auch immer wieder von den schrecklichen Aerosolbomben,
die Executive Outcomes in Sierra Leone eingesetzt haben soll. Seltsamerweise
ist in Texten von Militärspezialisten und Waffennarren, die solche
Einsätze mit großem Interesse beobachten, nie davon die Rede.
Und so kann man diese Berichte wohl in den Bereich der Legende verweisen.
Beschäftigt man sich ein wenig mit den "rassistischen Killern",
kommt man zu ähnlichen Schlüssen. Natürlich gibt es Söldner,
die schießen und töten wollen, doch dieser Typus ist in den
fast allen Eliteformationen anzutreffen - der Film "Jahrhead" vermittelt
einen ausgezeichneten Eindruck davon. Richtige Killer haben in einer gut
geführten PMC aber nicht viel verloren, da sie für viel mehr
Schwierigkeiten sorgen als sie nützen. Außerdem übersehen
viele Leute, dass das Personal von Executive Outcomes zu über 90%
aus Schwarzen aus Südafrika und Angola bestand - professionelle Veteranen
sicher, aber wohl kaum Rassisten. In Sierra Leone wurden die Söldner
von der einheimischen Bevölkerung oft als "Befreier" bejubelt, die
endlich Schutz vor den Schlächtern der RUF boten. Manchmal kam es
sogar zu Dankesgottesdiensten.
Gerade die Südafrikaner hatten während des langen Krieges
in Angola die Erfahrung gemacht, dass ohne die Bevölkerung nicht viel
zu erreichen war. Für den Erfolg von Executive Outcomes war die Zusammenarbeit
mit den Kamajor-Milizen, die zum Schluss um die 3.000 Mann stellten, entscheidend.
Die französische Zeitung L’Express, die den Söldneraktivitäten
in Westafrika durchaus kritisch gegenübersteht, beschrieb den Kommandeur
der Kono-Region Oberst Rudolph van Heerden deshalb mehr als eine Art Kolonialoffizier,
der sich vor allem um die Bedürfnisse der Bevölkerung kümmerte,
Medikamente und Lebensmittel verteilen ließ und guten Kontakt zu
den Häuptlingen pflegte.
Die ein, zwei Dutzend weißen Söldner, die für Executive
Outcomes in Sierra Leone tätig waren, wurden wohl kaum dahin geschickt
und so gut bezahlt, um ihre rassistischen Killerinstinkte auszuleben. Leute,
die töten wollten, gab es dort ohnehin mehr als genug. Von entscheidender
Bedeutung waren dagegen kühle Köpfe, die planen und organisieren
konnten. Es ging eben nicht darum, höchstselbst möglichst viele
Feinde zu erschießen, sondern darum, das Vertrauen von Teilen der
Bevölkerung zu gewinnen und unter der dann das notwendige Fußvolk
zu rekrutieren.