Kriegsreisende

 die Sozialgeschichte der Söldner

Die neue Weltordnung

und die Wiederkehr der Söldner.

Pax Americana:Die neue Weltordnung Die Frage nach historischen Zäsuren wird von der Geschichtswissenschaft ganz besonders gern diskutiert. Wann beginnt das Mittelalter? Wann endet es? Diese und ähnliche Fragen beschäftigen immer wieder die Fachwelt. Meistens hält man sich an spektakuläre Großereignisse in denen eine bereits viel länger andauernde Entwicklung kulminiert, wie den Fall von Konstantinopel (1453), das zu dieser Zeit schon längst seine Macht an die Türken verloren hatte, oder die Entdeckung Amerikas (1492), die ja nur fortführte, womit die Portugiesen Generationen zuvor begonnen hatten. Zudem wirkt die vergangene Epoche oft noch kräftig weiter, da sich soziale Strukturen und Traditionen meistens als sehr zählebig erweisen. So ist die Französische Revolution ohne Zweifel eine der ganz großen historischen Zäsuren, die auch das Militär und damit die Existenz der Söldner grundlegend verändert hat. Dennoch halten wir es für angebracht - zumindest unter dem Gesichtspunkt des Söldnerwesens - die napoleonische Ära noch der Epoche vor 1789 zuzuschlagen, da sich hier einige der wichtigsten Elemente wie Soldatenhandel, die Rekrutierung Kriegsgefangener  und Abenteurertum zu einem letzten fulminanten Höhepunkt steigerten.

Die Französische Revolution ersetzte - zumindest theoretisch - den vaterlandslosen Söldner durch den Patrioten. Und selbst wenn Napoleon dann in bisher unerreichtem Maße Fremdtruppen verschliss, so stützte er sich doch im Wesentlichen auf nationale Truppen, die für Frankreich kämpften und starben. Aber auch seine Gegner hätten die notwendigen Truppenmassen nie zusammenbekommen, wenn sie nicht ebenfalls an den Patriotismus ihrer Untertanen appelliert hätten. Diese neu geschaffenen Millionenheere blieben anschließend ein Faktum. Da sie aber niemand richtig bezahlen konnte, führte man die Wehrpflicht ein. Der einst verachtete Militärdienst wurde damit zur patriotischen Pflicht. Man starb nicht mehr für Geld, sondern für das Vaterland. Dieses bedankte sich mit Denkmälern, Kriegsgräbern und Orden, die früher nur für den Adel reserviert waren. Dadurch verschwanden die Söldner, die seit dem Spätmittelalter die Schlachtfelder Europas beherrscht hatten. Die letzten führten eine kümmerliche Randexistenz in kleinen, oft unbekannten Kolonialkriegen.

Im Absolutismus hatte man die so genannten Kabinettskriege mit relativ kleinen professionellen Söldnerarmeen geführt und nach Möglichkeit vermieden, dass die Bürger damit besonders belästigt wurden; Politik ging sie nichts an, sie sollten arbeiten und ihre Steuern bezahlen. Durch die allgemeine Wehrpflicht und die Millionenheere wurde der Krieg wieder zu einer allgemeinen Angelegenheit, und die Völker Europas zahlten dafür mit Millionen von Toten. Als es am Ende des Ersten Weltkrieges den russischen Revolutionären gelang, die kriegsmüde Bevölkerung mit einer neuen Ideologie noch einmal in einem ungeahnten Ausmaß zu mobilisieren, waren auch Konservative davon derart beeindruckt, dass Ernst Jünger über den kommenden Staat schrieb: "Es sind hier Aktionen von einer Brutalität erforderlich, wie sie nur 'im Namen des Volkes', niemals aber im Namen eines Königs auszuführen sind." Das brisante Gemisch aus nationalistisch-faschistischen und sozialistisch-kommunistischen Ideologemen steigerte zwar weiter die Mobilisation der Massen, verwischte aber die Unterscheidung von Soldaten und Zivilisten, und bald übertraf die Zahl der getöteten Nichtkombattanten wieder zunehmend regelmäßig die der gefallenen Soldaten.

Als dann zweihundert Jahre nach dem Sturm auf die Bastille die Berliner Mauer fiel, waren sich eigentlich alle Beobachter einig, den Beginn einer neuen Epoche zu erleben. Doch welche Auswirkungen hat das auf das Militär und auf die Kriegsführung? Die Militärgeschichtsschreibung geht vereinfachend gesagt von einer Entwicklung vom allgemeinen Volksaufgebot über Ritter und Söldner hin zum Patrioten und Soldaten aus. Und obwohl der Soziologe Werner Picht bereits in den fünfziger Jahren festgestellt hat, dass der Soldat ein geschichtliches Gebilde, das heißt er zeitbedingt ist, tendieren doch viele Menschen zu der Ansicht ihre momentan erlebte Zeit für die Krönung und damit das Ende jeder historischen Entwicklung zu halten.

Söldner wie auch Räuber und Piraten sind vielleicht manchmal romantische oder mehr noch finstere Gestalten, die aber auf jeden Fall in längst vergangene Zeiten gehören. Liest man dennoch von ihnen in der Zeitung, denkt man automatisch an seltsame Relikte, die lediglich in solchen Regionen ihr Unwesen treiben, die noch nicht ausreichend mit den Segnungen der modernen Welt - wie Rechtsstaatlichkeit, Demokratie oder eben der allgemeinen Wehrpflicht - beglückt wurden. Es fällt uns schwer uns vorzustellen, dass die Welt, die wir kennen, vielleicht längst der Vergangenheit angehört, und sich völlig neue Strukturen herauszubilden beginnen. Söldner wären dafür sicher nicht die Ursache, aber ohne Zweifel ein sicheres Indiz für einige derartige Veränderung.

Eines der ersten Resultate, die das Ende des Kalten Krieges mit sich brachte, war die Einsicht, dass zumindest in Europa niemand mehr Massenheere aus Wehrpflichtigen braucht. Man benötigt statt dessen kleine, mobile Einheiten aus Professionellen für so genannte "out-of-area" Einsätze. Natürlich spricht dabei niemand von Söldnertum, dennoch sollte man unter historischen Aspekten vielleicht doch an das Römische Reich denken, wo währen der Republik der Militärdienst noch Recht und Pflicht der Vollbürger war, die dann nach und nach durch Berufssoldaten aus ärmeren Schichten ersetzt wurden, diese wiederum durch Barbaren, bis die alten Legionen vollständig versöldnert waren und die Macht im Imperium an sich rissen. Wir sind zwar keineswegs der Ansicht, dass sich Geschichte wiederholt, dennoch glauben wir, dass es Strukturen und Mechanismen gibt, die immer wieder zur Wirkung kommen können. So ist es in den USA heute schon üblich, Soldaten vor allem aus den Unterschichten und unter Immigranten zu rekrutieren. Durch den Militärdienst können Einwanderer die begehrte amerikanische Staatsangehörigkeit erlangen. Auch beim Eintritt in die französische Fremdenlegion dient der Passport dieses EU-Landes sicher manchem als Anreiz, und Spanien wirbt ganz offen Lateinamerikaner für seine Armee, denen danach ebenfalls die Staatsbürgerschaft versprochen wird.

Doch mit dem Kalten Krieg verschwanden nicht nur die großen Armeen mit ihren Panzerdivisionen, sondern auch viel von den alten Ideologien, die es vorher noch zu verteidigen galt. Übrig geblieben ist in weiten Teilen der Welt ein wilder Turbokapitalismus, der weniger nach gut und böse fragt, als nach der Höhe der Rendite. Eines der Lieblingsschlagworte moderner Wirtschaftsberater ist "Outsourcing", das heißt man überlässt bei großen Firmen Teile der Produktion, die nicht zum Kerngeschäft gehören, Fremdfirmen, oder gliedert zu diesem Zweck ganze Firmenteile aus. Inzwischen hat das Outsourcing auch das Militär ergriffen. In den USA, die selbstverständlich auch auf diesem Gebiet führend und richtungweisend sind, gibt es zur Zeit über drei Dutzend Söldnerfirmen, die problematische Aufträge in Kolumbien Bosnien, Mazedonien, Nigeria, Äquatorial-Guinea, den zentralasiatischen Nachfolgestaaten der Sowjetunion oder in anderen Krisenherden ausführen. Einige dieser Firmen sind Tochtergesellschaften großer Konzerne. So ist zum Beispiel "Kellog Brown & Root" ein Ableger des Ölmultis Halliburton, oder "Logicon", eine Tochter des Flugzeug- und Raketen-Bauers Northrop Grumman. Sie beschützen Produktionsanlagen im Ausland oder bilden Soldaten anderer Armeen an exportierten Waffensystemen aus.

Ein Großteil der Söldnerfirmen arbeitet jedoch mehr oder weniger direkt für das Pentagon oder die Geheimdienste CIA und NSA. Sie bieten hier erst einmal den Vorteil aller ausgegliederter Tochterfirmen: sie sind billiger. Obwohl Ex-Soldaten als Söldner wesentlich mehr verdienen als bei der US-Army, braucht sich das Pentagon keine Gedanken um Pensionen oder Abfindungen zu machen, und muss vor allem nur bezahlen, wenn es Arbeit gibt. Vielleicht noch wichtiger ist allerdings, dass sich die Regierung nicht wegen jeden Einsatzes mit dem Parlament und der öffentlichen Meinung herumschlagen muss. Wenn irgendwo die Truppen eines Diktators ausgebildet oder aktiv bei der "Rebellenbekämpfung" unterstützt werden, so geschieht das meist und in aller Stille. Und von hier kommt man dann schnell zum gewichtigsten Argument, das die Söldnerfirmen auf ihrer Seite haben: bei ihren Einsätzen sterben zwar Amerikaner aber keine US-Soldaten. Wahrscheinlich die einzige Chance, die sich Saddam Hussein im Krieg mit den USA ausrechnete, war, seinen  Gegnern mehr Tote zuzumuten, als die amerikanische Öffentlichkeit ertragen konnte. Es gibt in allen westlichen Ländern immer ein gewaltiges Medienspektakel, wenn die Särge bei Auslandseinsätzen gefallener Soldaten auf den heimatlichen Flughäfen ankommen. Söldner sterben dagegen diskret und viele Amerikaner wissen wahrscheinlich gar nichts von ihren Landsleuten, die im Dienst ihrer Regierung bei Einsätzen in Kolumbien ums Leben gekommen sind.

DynCorps Arbeit in Columbien Die beiden wichtigsten Firmen auf diesem Gebiet sind DynCorp- und MPRI (Military Professional Resources Incorporated). DynCorp-Mitarbeiter kämpfen bereits seit langem im unerklärten Drogenkrieg in Kolumbien, Bolivien und Peru, bildeten Truppen in Bosnien und im Kosovo aus und warten die Flugzeuge der Saudi-Arabischen und Kuwaitischen Luftwaffe. Der nächste Großauftrag ist bereits unterschrieben, denn DynCorp soll den Aufbau einer Polizeitruppe im Irak übernehmen. MPRI hat vor allem durch seine Einsätze in Ex-Jugoslawien von sich reden gemacht. So waren seine Söldner dort bereits kräftig als Ausbilder und Berater am Werk, als sich die USA noch offiziell an ein UN-Waffenembargo halten mussten. 1995 bei der Rückeroberung der Krajina - der so genannten Operation "Storm" - sollen sie die kroatischen Armee dann logistisch und planerisch tatkräftig unterstützt haben. Schließlich überwachten sie auch den Abzug der serbischen Armee aus dem Kosovo. MPRI hat aber auch in Äquatorial-Guinea gearbeitet, wo sie dem Diktator Teodoro Obiang Nguema Mbasogo beim Aufbau einer Küstenwache behilflich waren, die die Interessen des Mineralöl-Konzerns ExxonMobil schützen soll.

Beim Führungspersonal handelt es sich häufig um pensionierte Generale mit besten Kontakten zu ihren alten Kameraden und zur Rüstungsindustrie. Das einfache Fußvolk fürs Grobe wird zum Teil unter den Veteranen der Eliteeinheiten rekrutiert, dann aber durch Ausbildung vor Ort ergänzt. Weit wichtiger sind aber Piloten und Techniker. Da sehr oft Aufgaben aus dem Sicherheits- und Logistikbereich übernommen werden müssen, braucht man Spezialisten für Telekommunikation, Telefonüberwachung und Personenschutz, zur Auswertung von Satellitenbildern, zur Geiselbefreiung und zur Analyse möglicher terroristischer Anschläge. Es erstaunt deshalb nicht, dass die führenden Anbieter dieser Dienstleistungen nach den USA aus England und Israel kommen, beides Länder, die lange Erfahrungen im Umgang mit Terroristen haben.

Während also auf der einen Seite von hoch organisierten Staaten Kompetenzen privatisiert und dadurch an Söldner abgetreten werden, kann man in anderen Regionen der Welt den völligen Zerfall staatlicher Strukturen und damit auch einer organisierten Kriegsführung beobachten. Der Militärhistoriker Martin van Creveld schreibt deshalb in seinen Buch "The Transformation of War", künftig würden "nicht Armeen Kriege führen, sondern Gruppierungen, die wir heute als Terroristen, Guerillas, Banditen und Räuber bezeichnen, denen aber ohne Zweifel höflichere Namen für sich einfallen dürften". Dabei würden die Grenzen zwischen organisierter Bandenkriminalität, Krieg und fanatisiertem Gemetzel bald verschwinden. "Praktiken, die jahrhundertelang als unzivilisiert galten, etwa die Gefangennahme von ganzen Gemeinden, um Lösegeld zu erpressen, werden wahrscheinlich ein Comeback erleben." Diese Entwicklung beschränkt sich allerdings nicht nur auf eine "Wiederkehr der Warlords", wie sie manchmal von den Medien beschrieben wird, sondern gewinnt über das organisierte Verbrechen Einfluss auf die große Politik. Ein extremes Beispiel, aber sicher nicht Dritte Welt, ist Russland. Man schätzt, dass hier ca. 3.000 kriminelle Organisationen zusammengeschlossen in etwa 150 großen Syndikaten gut die Hälfte der Banken und Wirtschaftsunternehmen kontrollieren.

In modernen Kriegen bilden nun oft viele dieser verschiedenen Gruppierungen kurze Allianzen, um dann wieder unter anderen Umständen die Seiten zu Wechseln. Globale Konzerne, die vielleicht sogar über eine eigene Söldnerfirma verfügen paktieren mit einem Diktator. Andere beliefern Freiheitskämpfer mit Waffen, da diese vielleicht eine rohstoffreiche Region kontrollieren. Westliche Regierungen und Geheimdienste hofieren Warlords, die die Menschenrechte mit Füßen treten und ihr Vermögen im Drogenhandel machen, da sie deren Truppen als Kanonenfutter brauchen. Man sollte hier nur an die Unterstützung der Mudschaheddin durch die USA denken, während des Krieges gegen die Sowjetunion denken. Danach protegierten die USA dann die Taliban, da sie für eine projektierte Pipeline durch Afghanistan stabile Verhältnisse wünschten. Anschließend waren dann wieder die Mudschaheddin an der Reihe, da sie das Fußvolk für den Bodenkrieg liefern sollten. Wer im Moment in Kolumbien oder im Kongo gegen wen kämpft und von wem dabei aus welchen Gründen unterstützt wird, lässt sich auch von Fachleuten nicht immer ganz genau durchschauen.

An diesen Beispielen wird aber auch deutlich, dass die Phase der neuen Kriege nicht abrupt 1989 begonnen hat. Manche Konfliktforscher lassen sie sogar direkt nach dem Zweiten Weltkrieg beginnen. Dagegen spricht jedoch, dass die Großmächte im Kalten Krieg immer noch für ein gewisses Maß an Stabilität sorgten. So hielt der Westen z.B. im Kongo Mobutu an der Macht und im Auftrag der Sowjets stabilisierten die Kubaner Angola und Äthiopien. Auch in Vietnam hatten es die USA mit einem richtigen Gegner zu tun, mit dem immerhin Verhandlungen möglich waren, und nicht mit zahllosen Warlords wie später in Somalia. Auch waren schon vor 1989 Söldnerfirmen in einigen arabischen Staaten als Militärberater im Einsatz. Dennoch kann man feststellen, dass durch das Ende des Kalten Krieges eine ganze Reihe von Staaten durch den Verlust ihrer Schirmherren weiter destabilisiert wurden und nun von einzelnen Warlords als ökonomische Pfründen aufgeteilt werden.

Wenn man in dieser Situation nach historischen Parallelen sucht, stößt man schnell darauf, dass einige der nobelsten europäischen und amerikanischen Familien als Warlords begonnen haben oder den Grundstein ihrer Vermögen durch Drogen- und Sklavenhandel, brutalste Unterdrückung oder einfach schlichten Raub gelegt haben. Man könnte also einfach abwarten, bis die Warlords und Mafiosi ihre Kinder auf gute Universitäten schicken und ihre Konflikte mit Anwälten austragen, kurz bis sich das junge schmutzige Geld in gutes altes verwandelt hat.

Weit bedenklicher ist jedoch die Professionalisierung der Armeen, das Outsourcing der ehemals staatlicher Monopole und die steigende Bedeutung der Söldnerfirmen. So sollen Mitarbeiter dieser Firmen in Kolumbien selbst am Drogenhandel beteiligt sein oder im Kosovo Minderjährige zur Prostitution gezwungen haben. Das größte Problem dabei ist jedoch, dass die Einsätze dieser Firmen nomalerweise von keinem Parlament kontrolliert werden, selbst wenn der Steuerzahler für die Kosten aufkommen muss. Dadurch können aber nicht nur Regierungen Kriege führen, sondern auch große Konzerne. Dabei verbinden sie sich mit Warlords, Mafiabossen und kleinen Diktatoren, die dadurch erst hoffähig werden.

Man braucht nicht allzu viel Phantasie, um sich vorzustellen, dass in nicht allzu ferner Zukunft irgendwo in Afrika die Privatarmeen zweier großer westlicher Konzerne aufeinander stoßen, um auf diese Art ihren Konkurrenzkampf um Bohrrechte und Schürfkonzessionen auszutragen. Ihre fest angestellten Söldner könnten sich dabei als Instrukteure und Techniker diskret im Hintergrund halten; das blutige Geschäft würde von lokalen Milizen eventuell sogar Kindersoldaten erledigt. Wenn man sich nur ein wenig mit den aktuellen Konflikten im Ostkongo beschäftigt, bei denen es hauptsächlich um das von der Elektronikindustrie heiß begehrte Coltan und Diamanten geht, drängt sich sowieso der Verdacht auf, dass wir längst so weit sind und die lokalen Warlords eigentlich im Auftrag von Motorola, Matsushita, Nokia, De Beers und anderer Großkonzerne agieren.

Nun wäre das zwar moralisch alles höchst verwerflich, würde uns aber nicht wirklich bedrohen. Schließlich haben Söldner ja schon oft genug den Reichtum satter und zufriedener Bürger geschützt und gemehrt, ob bei der Hanse, den Venezianern oder den Ostindienkompanien. Das Problem ist allerdings, dass es zumindest historisch betrachtet einen recht engen Zusammenhang zwischen dem Militärdienst der Bürger und ihren demokratischen Rechten gibt. Das eine bedingt sicher nicht zwingend das andere. Dennoch sticht diese Verbindung ins Auge, ob man nun die griechischen Kleinstaaten der Antike, die italienische Städterepubliken des Spätmittelalters oder das Römische Reich betrachtet. Als im römischen Reich in den Legionen die Bürger durch Profis ersetzt wurden, brach das Imperium noch lange nicht zusammen und selbst die Republik hielt sich noch ein paar Generationen. Die Söldner traf an diesen Umwälzungen sicher nur am Rand die Schuld, sie waren immer mehr Werkzeug als Täter. Dennoch war ihr Auftreten ein deutliches Zeichen für einen tiefen sozialen Umbruch.

© Frank Westenfelder  


 
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