Die Mietlinge
Söldner und ihr schlechter Ruf.
Söldner haben einen schlechten Ruf, und je mehr sie sich bemühen
ihn loszuwerden, desto mehr scheint er an ihnen haften zu bleiben. So schreibt
der Deutsche Rolf Steiner
in seinen Memoiren, dass er immer noch unter
der Bezeichnung "Söldner" leide: "Ich bin kein Söldner. Ich kämpfte
weder in Biafra noch im Sudan für Geld". Er bezeichnet sich statt
dessen als "Mann des Krieges", für den Treue, Kameradschaft und Ehre
zentrale Werte sind. Vergleichbare Äußerungen findet man auch
bei anderen Autoren, die gerne als Krieger, Abenteurer, Condottieri oder
was auch immer aber bitte nicht als Söldner verstanden werden wollen.
Hinter all diesen Anstrengungen steckt das Vorurteil, dass Söldner
feige, verräterisch, unmoralisch, grausam, unloyal und vor allem natürlich
geldgierig sind. Kurz und gut: ein Söldner ist jederzeit bereit seinen
Auftraggeber für die entsprechende Summe zu verkaufen.
Nun mag ja sein, dass der Begriff heute von manchen so verstanden wird.
Allerdings wird manchmal auch versucht Soldaten generell mit "Mördern"
gleichzusetzen. Wenn man also schon über das zweitälteste Gewerbe
der Welt spricht, sollte man dabei die historischen Tatsachen nicht vollständig
ignorieren und ein wenig analysieren, was hinter diesen Vorurteilen steckt.
Um gleich mit dem wichtigsten Punkt - der Loyalität - anzufangen:
Nicht erst seit König Davids berühmten "Krethi und Plethi"
(Kreter und Philister) wurden Söldner immer wieder als Leibgarden
und besonders zuverlässige Elitetruppen verwendet. Diese Tradition
lässt sich durchaus über das Mittelalter bis in die Neuzeit weiter
verfolgen. Von der Warägergarde
der byzantinisachen Kaiser, der schottischen Leibwache der französischen
Könige im Mittelalter, den englischen Bogenschützen Karls des Kühnen,
den deutschen Musketieren in polnischem oder venezianischem Sold bis zu
den Schweizer Garden der französischen Könige und des Papstes.
Es gibt zahlreiche Schlachten, in denen die fremden Söldner immer
noch kämpften, als die "nationalen" Truppen bereits längst das
Weite gesucht hatten. Normalerweise hielten Söldner ihren Herren immer
noch die Treue wenn das Volk längst rebellierte und der Adel mit dem
Feind konspirierte. Natürlich lässt sich so etwas kaum quantifizieren,
wir wagen jedoch die Behauptung, dass wahrscheinlich wesentlich mehr Könige
und Feldherren von ihren Landsleuten verraten und im Stich gelassen wurden
als von fremden Söldnern.
Des weiteren wird immer wieder angeführt, dass Söldner oft
keine Ehre hätten und sich der Sache, für die sie kämpften,
moralisch nicht verpflichtet fühlten. Dazu wäre zu sagen, dass
Söldner vor allem professionelle Krieger sind und deshalb unter ihnen
wie in allen Eliteformationen gerade Ehrenkodex und soldatische Wertvorstellungen
besonders stark ausgeprägt sind. Das Problem dabei ist allerdings,
dass sich ihre Wertvorstellungen im wesentlichen auf ihren Beruf reduzieren
und ihre oft sehr starke Loyalität auf die Vorgesetzten, die Kameraden
und manchmal den Soldherren begrenzt ist. Von Söldnern staatsbürgerliche
Tugenden oder Treue gegenüber einer abstrakten Verfassung zu erwarten
wäre sicher viel verlangt. Doch auch hier gleichen sie manchen Elitesoldaten.
Die höheren Ziele, die Ideale wegen denen Kriege geführt wurden,
waren Söldnern sicher oft relativ gleichgültig. Was manchmal
jedoch gerade den Effekt hatte, dass sie immer noch aushielten, wenn die
Moral der Idealisten längst zusammengebrochen war.
Kommen wir nun zum Standardargument, das gegen Söldner ins Feld
geführt wird: Sie kämpfen für Geld, sind sozusagen die Huren
des Krieges. Dabei geht man jedoch von der irrigen Vorstellung aus, dass
Söldner sozusagen auf dem freien Arbeitsmarkt je nach Angebot ihre
Auftraggeber frei auswählen konnten. Dies traf jedoch wie auch bei
der Prostitution immer nur auf einige wenige Spitzenkräfte zu. Die
große Masse gehorchte jedoch der Not und sehr oft kamen dann noch
Dummheit, Leichtsinn, Betrug oder Zwang ins Spiel. Zu den meisten Zeiten
ihrer Geschichte verdienten Söldner zudem weniger als Facharbeiter.
Dabei versteht sich von selbst welches Personal rekrutiert werden konnte:
gesellschaftliche Randgruppen, Deklassierte, Außenseiter, Emigranten,
Kriminelle und natürlich von Anfang an immer wieder Kriegsgefangene.
Auch hier kann man deutliche Parallelen zu Prostitution erkennen. Es bleibt
jedoch allerdings ein wesentlicher Unterschied: Söldner können
sich nicht mehrmals täglich verkaufen, sie bleiben meistens jahrelang
- manchmal ein ganzes Leben - bei einem Käufer. Und dabei entwickeln
sich eben nun einmal Loyalitäten.
Dass Söldner ihre Arbeitgeber wechseln, wie manche Leute ihr Hemd, ist
ein weit verbreiteter Irrglaube, der meistens mit Beispielen aus dem 15. und
16. Jahrhundert untermalt wird. In dieser Zeit spielten Söldner zwar bereits
eine wichtige militärische Rolle, allerdings war kaum jemand in der Lage
sie über längere Zeit zu bezahlen. Vor allem in Italien kämpften sie
deshalb oft einige Monate für Florenz und anschließend für Mailand
oder Pisa. Das hatte jedoch nichts mit Charakterlosigkeit zu tun, sondern lediglich
damit, dass sie sich als "Gelegenheitsarbeiter" nach neunen Dienstherren umsehen
mussten. Die große Masse der Söldner diente schon aus Bequemlichkeit nur
einem Herren, sobald ein geregeltes Steueraufkommen längere Kontrakte erlaubte.
Außerdem sollte man beachten, dass die Kontrakte nach Möglichkeit
mit solchen Arbeitgebern abgeschlossen wurden, mit deren Anliegen man sich
identifizieren konnte. So dienten die protestantischen Schotten im Dreißigjährigen
Krieg bevorzugt Schweden, die irischen Wildgänse dagegen den Habsburgern,
und selbst den Söldnern im Kongo der 60er Jahre sollte man zugestehen, dass
sie wahrscheinlich nicht für eine kommunistische Regierung gekämpft hätten.
Das Problem bei Söldnern, wenn sie nur halbwegs gut geführt
und bezahlt wurden, war deshalb auch nur in seltenen Ausnahmen ihre mangelnde
Treue, sondern dass diese im Nachhinein betrachtet den falschen Personen
gegolten hatte. So halfen die fremden Leibgarden meistens Volksaufstände
und Adelsverschwörungen niederzuschlagen, verteidigten Tyrannen oder
folgten ihren Offizieren ohne große Bedenken bei Staatsstreichen.
Es ist in diesem Zusammenhang bezeichnend, dass im spanischen Bürgerkrieg
das Militär weitgehend der gewählten Regierung die Treue hielt,
während sich die Putschisten auf die spanische Fremdenlegion und die
marokkanischen Söldner - die "Regulares" - stützten. Als dann
1961 einige französische Generäle in Algerien gegen de Gaulle
putschten benutzten sie dazu vor allem die Elite der Fremdenlegion: das
1. REP. Über 100 Fremdenlegionäre folgten ihren Offizieren dann
auch noch nach dem gescheiterten Putsch in den Untergrund und verübten
Attentate für die OAS (Organisation Armee Secrete). Dadurch wurden sie
aus französischer Sicht zwar zu Verrätern, als Söldner hatten
sie jedoch lediglich ihren Offizieren die Treue gehalten.
Auch die anderen Punkte, die Söldnern immer wieder angekreidet
werden - Disziplinlosigkeit, Beutegier und Grausamkeit -, erweisen sich
bei genauerer Betrachtung als äußerst relativ. Das Problem dabei
ist, dass meistens der Söldner als etwas unhistorisches verstanden
wird, und man eine Art finsteren mittelalterlichen Kriegsknecht mit Soldaten
verschiedenster Epochen konfrontiert. Vergleicht man jedoch Söldner
mit anderen Kombattanten der gleichen Zeit und Kulturkreise, stellt man
fest, dass sie als professionelle Kämpfer meistens nicht nur über
mehr Disziplin als Milizen und Volksaufgebote verfügten, sondern auch
über mehr als die adligen Standeskrieger. Bei der Beutegier muss man
beachten, dass z.B. im Mittelalter mit Soldtruppen oft größere
Massen von Kriegern aus ärmeren Schichten auf der Bühne erschienen,
für die sich manches lohnte, was die Herren vom Adel verschmähten.
Wenn allerdings Volksaufgebote wie die der Hussiten oder Schweizer im Krieg
erfolgreich waren, so waren sie auch sehr schnell für ihre Raublust
berüchtigt. Für die Zeit der französischen Revolution und
der napoleonischen Kriege kann man dagegen feststellen, dass die modernen
Massenheere sogar ausgiebiger plünderten als die Söldnertruppen
des Absolutismus. Auch in puncto Grausamkeit haben Söldner sicher
selten andere in gleichen Kriegen tätige Truppen übertroffen.
Viele der ganz großen Schweinereien im Laufe der Geschichte sind
sogar von so genannten Idealisten im Namen eines höheren Ziels wie
Religion, Rasse oder Klasse verübt oder zumindest angeordnet worden.
Sucht man nun nach den Ursachen für den schlechten Ruf der Söldner,
so stößt man automatisch Niccolo Machiavelli (1469-1527) dem
sicher wichtigsten und einflussreichsten politischen Theoretiker am Beginn
der Neuzeit. Machiavelli erlebte wie Italien zu Zankapfel und Beute von
Franzosen und Spaniern wurde. Sein erklärtes Ziel war es "Italien
von den Barbaren zu befreien". Aber das Kriegswesen Italiens lag zu seiner
Zeit völlig in den Händen privater Söldnerführer, der
so genannten Condottieri, die ihre Dienste an den Meistbietenden verkauften.
Machiavelli polemisierte eifrig gegen ihre "unblutigen Schlachten", in
denen sie sich gegenseitig schonten und nur ihren eigenen Vorteil verfolgten.
"Vom Kriege lebend, hatten sie gleichsam ein Bündnis und Einverständnis
miteinander; sie hatten den Krieg zum Handwerk gemacht und zogen ihn, sich
schonend, auf eine Weise hinaus, dass größtenteils beide kriegführenden
Teile verloren." Sein Gesamturteil ist vernichtend: "denn sie sind
uneinig, ehrgeizig, disziplinlos und untreu, überheblich den Freunden
und feig dem Feind gegenüber; sie sind ohne Furcht vor Gott und ohne
Treue gegen die Menschen."
Wie in seiner Zeit üblich suchte er die Lösung in der Antike.
Seiner Ansicht nach waren Römer und Griechen allein durch Volksheere
frei geblieben, und der Anfang des römischen Untergangs begann mit
den gotischen Söldnertruppen. Um von der seiner Meinung nach fatalen
Institution des Söldnerwesens loszukommen, förderte er in Florenz
die Aufstellung einer Bürgermiliz, die aber wie nicht anders zu erwarten
1512 von spanischen Söldnern vernichtend geschlagen wurde. Machiavellis
grundlegendes Problem war, dass er das Söldnerwesen zu einer Zeit
bekämpfen wollte, als es gerade zu seinem ganz großen Siegeszug
angetreten war. Bürgermilizen oder auch die in so genannten Landesdefensionen
zusammengefassten Bauernaufgebote hatten gegen Söldnertruppen nicht
mehr die geringste Chance, und selbst den Adligen blieb oft nur noch die
Möglichkeit als Offizier Solddienst zu nehmen. Außerdem übersah
er völlig, dass die von ihm so geschätzten absoluten Fürsten
das Volk gar nicht bewaffnen wollten, sondern sich viel lieber auf Fremde
verließen.
Wesentlich pragmatischer waren dagegen die Oranier, die in den Niederlanden
den Widerstand gegen Habsburgs Militärmaschine organisierten. Wie
Machiavelli waren auch sie stark von klassischen Autoren beeinflusst und
versuchten das Militär nach römischem Vorbild zu reformieren.
Sie versuchten allerdings nicht die Söldner abzuschaffen, sondern
begannen damit, diese regelmäßig zu bezahlen. Als Gegenleistung
konnten sie dafür Disziplin und Gehorsam verlangen. Die oranischen
Heeresreformen wurden schließlich vorbildlich für die abendländische
Kriegskunst, und damit wurde der regelmäßig bezahlte Söldner
zum Vater des modernen Soldaten.
Machiavelli hatte sich in einigen Punkten geirrt, so bestanden die Legionen
des römischen Imperiums längst nicht mehr aus Bürgern und
auch die Schlachten der Codottieri waren wesentlich blutiger als allgemein
angenommen (wir werden auf diese Fragen noch ausführlicher in anderen
Kapiteln eingehen), dennoch war seine Wirkung als Publizist gewaltig, und
die meisten modernen Vorurteile gegenüber Söldnern gehen letztlich
auf ihn zurück. Allerdings blieb es nicht dabei. Mit dem amerikanischen
Unabhängigkeitskrieg wurde der Patriot erstmals publikumswirksam ausgeschlachtet.
Da kämpften dann tapfere Milizionäre gegen die hessischen "Mietlinge"
(Hirelings) des englischen Königs. Dass der Krieg nur
durch die tatkräftige Mithilfe französischer Soldregimenter gewonnen
wurde, hat man in der Euphorie natürlich unterschlagen.
Als es kurz darauf zur Französischen Revolution kam, standen die
Söldner wieder einmal auf der falschen Seite. Allerdings nicht weil
es ihnen an Loyalität fehlte, sondern weil sie ganz im Gegenteil zuviel
davon hatten. Auf französischer Seite kämpften nun Patrioten
gegen die Soldknechte der Tyrannen. Doch auch Frankreichs Gegner konnten schließlich
nur die notwenigen Truppenmassen mobilisieren, indem sie an die vaterländischen
Gefühle ihrer Untertanen appellierten. Der bislang verachtete Soldatenberuf
wurde im Aufschwung der nationalen Begeisterung zum Ehrendienst. Machiavellis
Pläne schienen sich endlich durchgesetzt zu haben. Auf der Strecke
blieben die Söldner. Sie standen jetzt für all das Schlechte
und Rückständige, das überwunden worden war.
Für die Bürger Europas war es nun Ehrensache, die Verteidigung
des Vaterlandes wie die alten Griechen und Römer selbst in die Hand
zu nehmen. Dass dieses Bürgertum, das für die Verbreitung der
neuen Ideologie sorgte, allerdings selbst entweder gar nicht diente oder
eine Karriere als Reserveoffizier machte, versteht sich von selbst. Militärdienst
war zwar eine patriotische Pflicht, wurde aber weiterhin weitgehend von
denen geleistet, die kein Wahlrecht und auch an weltlichem Besitz wenig
bis gar nichts zu verteidigen hatten.
Ein gutes Beispiel für diese Doppelmoral ist Englands Eintritt
in den Krimkrieg 1854. Da England den russischen Massenheeren nur eine
relativ kleine Berufsarmee entgegenzusetzen hatte, kam die Regierung recht
schnell auf das altbewährte Rezept der Söldnerwerbung zurück.
Doch da ging ein Aufschrei der Empörung durch die britische Öffentlichkeit.
Die Presse sah die nationale Wehrfähigkeit in Gefahr, und im Parlament
sprach die Opposition davon, dass "Mietlinge, Metzger und Mörder aus den
tiefsten deutschen Slums nicht mit dem notwendigen Enthusiasmus für
die edle Sache entflammt werden könnten". Statt dessen schlug man
vor, größere Anstrengungen bei Werbungen unter Iren und der
englischen Mittelschicht zu unternehmen. Doch dazu hätte man wiederum
den miserablen Sold erhöhen müssen, was wiederum die Liberalen
fürchteten, da das zu einer allgemeinen Erhöhung der Löhne
geführt hätte. Letzten Endes war das das ausschlaggebende Argument
und man beschloss die Aufstellung dreier Fremdenlegionen.
Im Laufe des 19. Jahrhunderts gelang es jedoch den meisten europäischen
Großmächten, sich neue Rekrutierungsgebiete in den Kolonien
zu erschließen. England nützte vor allem das gigantische Menschenreservoir
Indiens und ein Historiker bezeichnete dann auch treffend die Gurkhas als
"Englands Hessen im 19. Jahrhundert". Frankreich versuchte in Westafrika
nachzuziehen, aber auch Holland, Deutschland, Italien, Belgien und Spanien
rekrutierten fleißig in ihren Kolonien. Im I. Weltkrieg kämpften
dann 1.300.000 Inder für England, und 160.000 Westafrikaner für
Frankreich. Da es sich bei all diesen Truppen nach offizieller Definition
um keine Söldner mehr handelte, klagte auch niemand über mangelnde
Moral oder Loyalität. Ganz im Gegenteil: Senegalesen, Gurkhas oder
Askaris zeigten ihren weißen Herren gegenüber echte Treue und
Opferbereitschaft.
Nach dem I. Weltkrieg betraten mit Kommunismus und Faschismus zwei neue
Ideologien die Bühne, für die man auch wieder als Ausländer
kämpfen und sterben durfte, ohne als Söldner diffamiert zu werden.
Dabei geriet das Wort tatsächlich ein wenig in Vergessenheit, es schien
wie die Landsknechte oder Bukaniere einer fernen Vergangenheit anzugehören.
Aktuell wurde es erst wieder mit dem Prozess der Entkolonialisierung in
den 50er und 60er Jahren. Als die französische Fremdenlegion zuerst
in Indochina und dann in Algerien kämpfte, wurde vielen klar, dass
nun Söldner die Interessen des Imperialismus vertraten. Wieder einmal
war nicht ihre mangelnde Loyalität das Problem, sondern dass sie in
einem verlorenen Krieg verheizt wurden und dabei wie so oft in ihrer Geschichte
die öffentliche Meinung gegen sich hatten. Aber Frankreich war auf
dem Rückzug, und die Welt war anscheinend bereit die Fremdenlegion
als Teil der französischen Folklore zu akzeptieren. Doch da kam es
zu den Kämpfen im Kongo, und relativ kleine Söldnereinheiten
machten nicht nur die UN-Truppen lächerlich, sondern entschieden durch
ihre Schlagkraft plötzlich über afrikanische Politik.
Die OAS (Organisation Afrikanischer Staaten) und jede Menge anderer
Staaten waren alarmiert. Hatten Kapitalismus und Imperialismus nun eine
Hintertür gefunden, durch die sie sich in die politischen Angelegenheiten
selbständiger Nationen einmischen konnten? Der Westen musste Abbitte
leisten und Besserung geloben. Sein Bauernopfer waren die Söldner,
die nun international von der UNO geächtet wurden, nachdem die OAS
sich im Gegenzug damit einverstanden erklärt hatte die bestehenden
Söldnertruppen des Westens (spanische und französische Fremdenlegion,
Gurkhas, Militärberater etc.) nicht länger als Söldner zu
bezeichnen.
"Söldner" ist seither wie "Faschist" zu einer inhaltsleeren Worthülse
geworden, mit der immer die anderen diffamiert werden. Wie haltlos allerdings
viele der gegen Söldner angeführten Argumente sind, wird ganz
besonders deutlich, wenn man sich nicht auf das einfache Fußvolk
beschränkt, sondern seine Aufmerksamkeit einmal auf die etwas bekannteren
Namen richtet. Plötzlich ist dann nicht mehr von Söldnern, sondern
von Abenteurern im schlimmsten Fall von Glücksrittern die Rede. Richtige
Söldner - auch wenn sie niemand so bezeichnet - waren: Eugen von Savoyen,
der nachdem er in Frankreich abgewiesen worden war, in Österreich
Karriere machte, Moritz von Sachsen, der uneheliche Sohn Augusts des Starken
und spätere Marschall von Frankreich, Friedrich Wilhelm von Steuben,
der arbeitslose preußische Offizier, der sozusagen als letzte Möglichkeit
die Stelle in den USA angenommen hatte. Die Liste ließe sich natürlich
ohne Probleme gewaltig verlängern.
Da diese Männer so berühmt wurden, dass sie schließlich
die Stellung von Nationalheiligen erreichten, spricht niemand mehr von
ihrer fremden Herkunft und ihren einstigen Motiven. Ganz im Gegenteil:
Moritz von Sachsen wurde zum Franzosen und Eugen zum Österreicher
gemacht. Aber damit nicht genug. Bei so viel Berühmtheit, sind sogar
die im Stich gelassenen Heimatländer weiterhin auf ihre verlorenen
Söhne stolz. Für uns sieht es allerdings wieder einmal danach
aus, wie Geschichte leider allzu oft geschrieben wird: den Großen,
die meist schon zu Lebzeiten nicht viel zu leiden hatten, errichtet man
Denkmäler, das Fußvolk dagegen, mit dessen Blut und Knochen
die Schlachten geschlagen wurden, wird vergessen, verurteilt und dann auch
noch verachtet. Söldner sind Berufskrieger und so besehen kann man
ihnen viel vorwerfen: Habgier, Grausamkeit, Totschlag etc. Letzten Endes
waren sie aber nur in Ausnahmenfällen schlimmer als andere Truppen
zur gleichen Zeit, als Profis waren sie jedoch meistens tapferer und auch
zuverlässiger als diese. Ob dies in einer endlosen Reihe vergessener
und meist sinnloser Kriege ein Qualitätsmerkmal ist, mag jeder selbst
entscheiden. Gedankt wurde es ihnen jedenfalls nicht.