Die Israelis
Der Zeit voraus.
Die Geschichte Israels hat zwar sicher viel mit der der Juden zu tun,
ist aber unter militärhistorischen Gesichtspunkten eine andere. So
wäre es sicher sehr interessant die Geschichte jüdischer Söldner
genauer zu untersuchen. Doch dabei müsste man sich als erstes mit
dem jüdischen Volk in der Antike beschäftigen. Getrennt davon
könnte man sich dann mit jüdischen Söldnern in Europa als
Teil einer verfolgten religiösen Minderheit widmen - von einem "Volk"
zu sprechen wäre ja sicher falsch. Die Gründung des modernen
Israel war dann eine Reaktion auf eben diese Verfolgungen, und man kann
sicher davon ausgehen, dass es ohne den Holocaust wohl nie dazu gekommen
wäre.
Der Staat Israel war also zur Zeit seiner Gründung ein Kunstgebilde,
für das die Königreiche Salomons und Davids mehr historische
Kulisse waren. Wie auch viele Einwanderer Hebräisch erst als Fremdsprache
lernen mussten. Die Erfahrung von Verfolgung und Holocaust wurde dabei
zum fundamentalen Bindemittel, um aus diesen äußerst verschiedenen
Einwanderergruppen - westeuropäische, russische, arabische oder äthiopische
Juden - ein Volk zu bilden und mit einem Identitätsgefühl zu
versorgen. Bald kam dann jedoch der Dauerkonflikt mit den Palästinensern
und den arabischen Nachbarstaaten als identitätsstiftendes Element
hinzu.
In mehreren Kriegen musste der junge Staat verzweifelt um sein Existenzrecht
kämpfen, und zumindest am Anfang konnte er dabei auf keine sicheren
Verbündeten zählen. Im Gegensatz zu den europäischen Staaten
wird der äußerst harte Wehrdienst deshalb auch von einem Großteil
der Bevölkerung nicht als lästige oder gar unzumutbare Verpflichtung
empfunden, sondern als absolute Notwendigkeit. Das Resultat ist, dass die
israelischen Streitkräfte heute wahrscheinlich in Bezug auf Erfahrung,
Ausbildungsstand und Motivation weltweit einsam an der Spitze liegen.
Als entscheidend erwiesen sich hier nicht die spektakulären Siege
gegen die arabischen Staaten, sondern der Kleinkrieg gegen die Palästinenser
und der permanente Kampf gegen den Terrorismus. Zu einer Zeit als westliche
Staaten noch auf Panzerdivisionen setzten und nicht wussten wie sie auf
Bombenanschläge und Flugzeugentführungen reagieren sollten, war
man in Israel mit dieser Form des Krieges bereits seit langem vertraut.
Es war ja nicht nur so, dass man sich vor solchen Anschlägen schützen
musste. Einige der wichtigsten israelischen Politiker und Militärs
hatten ihre Karrieren selbst in der Illegalität oder als Terroristen
begonnen. Sie waren absolute Fachleute, und was man auf der Welt noch nicht
kannte, lernten sie meistens schmerzhaft als erste.
In Israel führte man längst den Krieg des 21. Jahrhunderts,
als die restliche Welt noch mit dem Kalten Krieg beschäftigt war.
Es versteht sich deshalb von selbst, dass so ein Know-how gerade auf dem
Söldnermarkt stark gefragt war. Wahrscheinlich ist es aber auch ein
Charakteristikum der Modernität dieser Geschäfte, dass sie meistens
in aller Stille abgewickelt wurden. Während die Presse noch große
Berichte über die letzten paar Dutzend Unentwegter in Biafra oder
Angola schrieb, viele Möchtegernsöldner verzweifelt nach einem
"Job" in einschlägigen Blättern oder Brüsseler Bars suchten,
waren Spezialisten aus Israel bereits in beträchtlichen Zahlen weltweit
im Einsatz.
Neben Professionalität und Diskretion nahmen die Israelis die kommende
Welt der PMCs noch in einem weiteren wichtigen Punkt vorweg. Und dies war
die enge Verflechtung von Staat, Rüstungsindustrie, Militär,
Geheimdiensten und privaten Militärfirmen. Die große Differenz
zwischen den fast noch archaischen Kongosöldnern und modernen Firmen
wie Sandline oder Blackwater, die heute so vielen Kommentatoren auffällt,
hätte man bereits vor gut 30 Jahren beobachten können, wenn sie
nur jemand dafür interessiert hätte.
Auch hier liegen die Ursachen in der Gründung und der speziellen
Situation Israels. Wie für die DDR oder Taiwan war es für den
neuen Staat von enormer Bedeutung, die außenpolitische Isolierung
zu überwinden und diplomatisch anerkannt zu werden. Dazu kam, dass
man in den ersten Kämpfen gegen die Araber gelernt hatte, dass auf
die westlichen Verbündeten wenig Verlass war. Dort wollte es sich
kaum jemand mit den immer wichtiger werdenden Öl produzierenden arabischen
Ländern verscherzen. Bedroht von Waffenembargos war Israel gezwungen
eine eigene Rüstungsindustrie aufzubauen, für die man allein
schon wegen der hohen Entwicklungskosten größere Absatzmärkte
brauchen würde. Selbst die USA - heute Israels zuverlässigster
Schirmherr - hatten sich lange äußerst indifferent verhalten.
Noch während der Suezkrise 1956 hatten sie Nasser diplomatisch unterstützt
und ihm damit zu einem großen Erfolg verholfen. Anschließend
hatten sie Ägypten sogar mit deutschen Raketentechnikern versorgt,
um zumindest der Form halber die Neutralität zu wahren.
Auf der Suche nach Verbündeten hatte die israelische in Schwarzafrika,
Lateinamerika und einigen asiatischen Staaten die schnellsten Erfolge.
Man präsentierte sich als junger, nicht kolonialistischer und blockfreier
Staat und war immer bereit mit qualifizierten Beratern und Waffen beim
Aufbau von Armee und Sicherheitsdiensten behilflich zu sein. Allein in
Afrika arbeiteten israelische Berater in der Elfenbeinküste, der Zentralafrikanischen
Republik, Dahomey, Kamerun, im Senegal, Togo, Tansania, Uganda, Äthiopien,
Nigeria, Somalia und Zaire. Als die Kongosöldner 1967 in Bukavu ihre
letzte verzweifelte Schlacht gegen Mobutus Truppen schlugen, standen sie
von Israelis ausgebildeten Fallschirmjägern gegenüber. Es gab
aber auch geheime Aktionen, wie die Hilfe für die Rebellen im Südsudan,
die hauptsächlich in Äthiopien aber auch vor Ort ausgebildet
und versorgt wurden. Steiner begegnete dort einigen Israelis 1970.
Je mehr sich jedoch die Hauptgegner Syrien und Ägypten der Sowjetunion
annäherten, desto mehr wurde für Israel strenger Antikommunismus
zu einem entscheidenden Kriterium bei der Auswahl seiner Partner. Es kam
zu einer engen Zusammenarbeit mit dem Schah von Persien, Spezialisten vom
Mossad schulten Mitarbeiter des berüchtigten SAVAK, und man arbeitete
gemeinsam an der Entwicklung einer Mittelstreckenrakete. Auf den Philippinen
bildeten Sicherheitsfirmen die Leibwächter von Ferdinand Marcos und
Milizen von reichen Großgrundbesitzern aus. Auch mit dem Somoza-Clan
in Nicaragua kam es schon relativ früh zu einer äußerst
engen und dauerhaften Zusammenarbeit. Gerade unter den Militärdiktatoren
Lateinamerikas hatte Israel regelrechte Bewunderer. Neben den Somozas gehörten
General Pinochet in Chile, General García in Guatemala, Major D’Auboisson
in El Salvador und General Stroessner in Paraguay dazu.
Durch diese offiziellen Kontakten entstanden natürlich eine ganze
Reihe persönlicher Beziehungen, was wiederum dazu führte, dass
viele Offiziere im Ruhestand ihre Dienste als Antiterrorspezialisten, Ausbilder
oder Leibwächter anboten. In Mittelamerika wurden die herrschenden
Schichten ja nicht nur durch politische Attentate bedroht, sondern auch
durch Entführungen, bei denen es ausschließlich um Geld ging,
und ganz um Gegensatz zu den einheimischen Polizeikräften hatten die
Israelis schnell einen hervorragenden Ruf bezüglich Effektivität
und Zuverlässigkeit. Ein Sicherheitsexperte sagte deshalb zum Problem
der Entführungen in Guatemala: "wenn Geld kein Problem ist, empfehle
ich ehemalige israelische Fallschirmjäger oder Kommandos. Das Problem
mit den einheimischen Typen ist, dass man nie weiß, auf welcher Seite
sie stehen."
Im Laufe der 60er Jahre geriet Israel dann immer mehr ins Fahrwasser
der USA, während Syrien und Ägypten massiv von der Sowjetunion
aufgerüstet wurden. Dadurch verstärkte sich dann die Zusammenarbeit
mit den lateinamerikanischen Diktatoren und wurde in einigen Fällen
auch diskret von der CIA finanziert. Der Nachteil war, dass die einst so
erfolgreiche Afrikapolitik fast vollständig scheiterte. Israel wurde
zunehmend als "Werkzeug des US-Imperialismus" gebrandmarkt und einige afrikanische
Staaten brachen ihre diplomatischen Beziehungen ganz ab. Um diesen dramatischen
Einbruch zu kompensieren, begann Israel nun seine anfangs sehr kühlen
Verbindungen zu Rhodesien und Südafrika auszubauen.
Für viele Israelis war die Zusammenarbeit mit den rassistischen
Systemen im südlichen Afrika zwar ein Skandal, die Militärs scheinen
sich jedoch hervorragend verstanden zu haben. Hier wie dort gab es die
gleiche Lagermentalität: man fühlte sich umgeben von einer Unmenge
fanatischer Kommunisten und Terroristen, völlig zu Unrecht von aller
Welt angeklagt, und reagierte darauf fast ausschließlich mit Militär
und Polizei, die deshalb in der Gesellschaft eine relativ hohe Stellung
einnahmen. Die Südafrikaner hatten ihre schwarzen Homelands und Townships
und die Israelis die Flüchtlingslager der Palästinenser. So gesehen
erstaunt es nicht, dass Rhodesien in Israel eine ganze Reihe freiwilliger
Legionäre für seine Armee werben konnte. Einige Ausbilder in
Südafrika antworteten auf die Frage, wie sie sich fühlten: "ganz
wie zu Hause" - das Interview mit Kongo-Müller, der die Lage der Schwarzen
in Südafrika lachend mit der der Juden im Dritten Reich verglich,
kannten sie sicher nicht.
Am besten entwickelten sich die Beziehungen zu Südafrika. Gemeinsam
arbeitete man an einer Atombombe. Südafrika stellte das Uran und Israel
einen Großteil der Techniker. Aber auch sonst konnte der Apartheid-Staat
viel lernen. Die großen Unruhen in den Townships kündigten sich
erst ganz langsam an, und nach dem Abzug der Portugiesen verschärften
sich die Grenzkonflikte mit Angola und Mocambique. Israel verfügte
hier dagegen über Jahrzehnte an Erfahrungen. Es lieferte Techniker
zum Bau von Grenzsicherungsanlagen, Ausbilder für Antiterroreinheiten
und Kommandotruppen. Der Aufbau der berühmten südafrikanischen
"Reconaissance-Commandos", kurz "Recce" geht wahrscheinlich auf israelische
Instrukteure zurück. Wie immer blieben viele der Spezialisten gleich
im neuen gelobten Land, und man kann annehmen, dass einige auch entscheidend
am Aufbau der ersten südafrikanischen Sicherheitsfirmen mitwirkten.
Es gab natürlich auch Rückschläge. 1978 wechselte Äthiopien
endgültig ins sowjetische Lager und die israelischen Berater mussten
abziehen. Im folgenden Jahr fielen mit dem Schah von Persien, Somoza in
Nicaragua und der weißen Regierung in Rhodesien gleich drei wichtige
Verbündete. Doch dadurch wurde nur erfahrenes Personal freigesetzt,
das nun oft auf dem freien Markt nach Kunden suchte, wobei die erprobten
Netzwerke aus bewährten Verbindungen und alten Kameraden sehr hilfreich
waren. Eine Studie schätzt deshalb für 1987 die Zahl der international
tätigen israelischer Söldner auf über 1.000, und bezeichnet
Israel gemessen an seiner Bevölkerungszahl als den "größte
Exporteur" von Söldnern weltweit.
Da die meisten Staaten jedoch ganz offen von den Großmächten
unterstützt wurden, blieben den Israelis oft nur die Kunden, die damals
sogar den USA als zu schmutzig erschienen. Da war zuerst einmal Südafrika,
das außenpolitisch immer mehr isoliert wurde; Somoza hatte von Israel
noch Waffen erhalten, als die USA längst ein Embargo verhängt
hatten. Dazu kamen Zaire, Sri Lanka, Haiti, Panama, Guatemala und bald
die Contras in Nicaragua. Israel geriet dadurch immer mehr in die Rolle
für die CIA die Drecksarbeit zu übernehmen, und die Regierung
der USA konnte offiziell ihre Hände in Unschuld waschen. Gerade in
Mittelamerika schätzte man, dass Israel nie so viel Aufhebens wegen
der Menschenrechte machte. So lobte ein guatemaltekischer Politiker: "Man
bezahlt, sie liefern. Keine Fragen wie bei den Gringos". Da diese Geschäfte
aber mit äußerster Diskretion abgewickelt werden mussten, überließ
man sie gerne den Privatfirmen ehemaliger Militärs, so dass sich auch
die Regierung in Jerusalem zur Not davon distanzieren konnte.
Wie diese Dinge manchmal konkret abliefen, zeigt der Fall Michael Harari,
der als Privatmann zum zweitwichtigsten Mann in Panama nach Noriega wurde.
Harari war in Israel ein Held. Er hatte lange beim Mossad in hoher Stellung
gedient und war dort mit der Leitung der Racheaktion für das Attentat
bei den olympischen Spielen in München 1972 beauftragt worden - in
Steven Spielbergs Film "München" (2005) ist der Schauspieler Moshe Ivgy
als Harari zu sehen. Im Verlauf der Operation wurden dann zwar die meisten
Attentäter ermordet, allerdings wurde auch im norwegischen Lillehammer
ein unschuldiger marokkanischer Kellner erschossen, den man mit einem PLO-Chef
verwechselt hatte. Dies führte nicht nur zu einer veritablen diplomatischen
Krise mit Norwegen, sondern dort ließ man Harari als Hauptverantwortlichen
auch mit internationalem Haftbefehl suchen.
In Jerusalem hielt man es deshalb für besser Harari erst einmal
aus der Schusslinie zu bringen und machte ihn zum Leiter der Mossad-Außenstelle
für Mittelamerika in Mexiko-City. Ende der 70er Jahre verließ
Harari dann offiziell den Mossad und eröffnete in Panama ein Im- und
Eport-Unternehmen für Landwirtschaftsmaschinen aus Israel, eine ideale
Tarnung für den Waffenhandel. Hauptsächlich kümmerte er
sich jedoch um die Ausbildung von Panamas Streitkräften. Aus der Nationalgarde,
vorher ein loser und korrupter Haufen, formte er mit Hilfe anderer Israelis
die "Panamanian Defence Force" (PDF). Er machte dann unter Noriega schnell
Karriere und viele hielten ihn für die graue Eminenz im Staat. Andere
nannten ihn "Mr. Ten Percent", da er angeblich diese Kommission von den
Geschäften forderte, bei denen er behilflich war.
Geschäfte gab es viele. Er beriet Landsleute bei Investitionen,
versorgte die Polizei mit Lauschgeräten und Lügendetektoren.
Mit Abstand das meiste Geld war aber in Panama mit zu dieser Zeit Waffen
und Drogen zu verdienen. Noriega tanzte auf vielen Hochzeiten. Er stand
bei mindestens 10 Geheimdiensten auf der Gehaltsliste und war außerdem
spätestens seit 1982 für die Drogenbarone des Medellin-Kartells
tätig, für die er Drogen transportierte, Geld wusch und sichere
Plätze für Drogenlabore zur Verfügung stellte. Es ist mit
aller Wahrscheinlichkeit nach anzunehmen, dass Harari hier nicht nur eine
Schlüsselposition einnahm, sondern Noriega beim Einstieg ins Geschäft
auch entscheidend beraten hatte.
Noriega nannte ihn gerne seinen "Mentor". Vor allen Dingen hatte Harari
einschlägige Erfahrungen auf diesem Gebiet. Er hatte bereits zu Zeiten
des Vietnamkrieges in Zusammenarbeit mit dem Kommandeur der südvietnamesischen
Luftwaffe in ganz großem Stil Heroin exportiert, und nach dem Fall
Saigons diese Geschäfte mit Khun Sa dem berüchtigsten Warlord
des Goldenen Dreiecks fortgesetzt. Ein gewisser Victor Ostrovsky, der damals
als Anfänger für den Mossad arbeitete, berichtete später
wie geschockt er war, als er in Israel eine Ladung von ca. zwei Tonnen
Heroin, die in einer israelischen Militärmaschine aus Fernost gekommen
war, auf Hararis persönliche Anweisung hin nach Panama weiterleiten
musste. Harari handelte aber nicht nur gleichzeitig mit Heroin und Kokain.
Er verdiente gleich doppelt, da seine Partner einen guten Teil des Gewinns
gleich bei ihm wieder in Waffen anlegten.
Richtig in Schwung kam das Geschäft mit den Contras, die sich ab
1979 langsam gegen die Sandinisten formierten. Den Contras fehlte es konstant
an Geld und Waffen, und sogar Ronald Reagan verstrickte sich bei seinen
Bemühungen sie damit ausreichend zu versorgen tief in die Iran-Contra-Affäre,
die ihn fast das Amt gekostet hätte. Allerdings verfügten sie
in ihren Basen in Costa Rica und Honduras über sichere Landebahnen
und hervorragende Verbindungen zu ihren Unterstützern in den USA.
Diese Landebahnen wurden nun zum Drogentransport genutzt. Manchmal brachten
die Maschinen auch Waffen mit, aber oft blieben sie nur zum Auftanken,
bevor sie ihren Flug Richtung Kalifornien fortsetzten. Unter den Piloten
befanden sich auch Angehörige der PDF, die sich anscheinend so sicher
fühlten, dass sie in Uniform flogen. Für die Prämien des
Kartells konnten die Contras dann bei Harari Waffen bestellen. Dabei fügte
es sich gut dass Israel, noch über große Mengen russischer Beutewaffen
verfügte, deren Herkunft nicht mehr nachzuverfolgen war.
Harari vermittelte aber auch weiterhin alte Kameraden, wenn sich für
deren Dienste ein zahlungskräftiger Interessent fand. Allerdings bekam
die immer so gepflegte Diskretion einen breiten Riss, als der Fernsehsender
NBC im Sommer 1989 einen Video zeigte in dem israelische Söldner Angehörige
von Todesschwadronen des Medellin-Kartells ausbildeten. Es handelte sich
dabei um die Mitarbeiter der israelischen Sicherheitsfirma "Hod Hadanit"
(Speerspitze), deren Gründer Yair Klein ein ehemaliger Oberstleutnant
der israelischen Fallschirmjäger das Training leitete. Neben Filmszenen,
in denen ehemalige Elitesoldaten kolumbianische Killern auf den neuesten
Stand brachten, gab es auch aussagekräftige Interviews. So rühmte
sich ein Oberstleutnant Shuali, dass er in Guatemala so gut wie jeden Offizier
mit einem höheren Dienstgrad als Hauptmann ausgebildet zu haben. Anschließend
erklärte er: "The Americans have the problem of public opinion, international
image. We don’t have this problem. Our political views are very much parallel
to the American political views, fighting terrorism, especially in that
part of the world. We would be glad if the American authorities would turn
to us and ask us to do the job."
Die Regierung in Israel distanzierte sich natürlich sofort von
den Ereignissen und betonte, dass Klein und seine Leute ohne ihr Wissen
in Kolumbien arbeiteten. Damit schien die Angelegenheit erledigt. Doch
als der Drogenboss Gonzalo Gacha, für den Klein anscheinend gearbeitet
hatte, kurz darauf von Sicherheitskräften auf seinem Anwesen erschossen
wurde, fanden diese dort eine größere Menge Gallil-Sturmgewehre
und ein israelisches Trainingsvideo. Bevor die kolumbianischen Behörden
Klein aber festnehmen konnten, setze er sich nach Israel ab, wo er dann
etwas später der Form halber wegen illegalem Waffenexport zu einer
Geldstrafe von 13.400$ verurteilt wurde.
Dennoch nahmen die Schwierigkeiten zu. Das lag daran, dass der Kalte
Krieg zu Ende ging. Die Sandinisten waren zu Gesprächen bereit, wodurch
Noriega seine wichtigste Funktion für die USA verlor. Man legte ihm
nahe stillschweigend mit einer guten Pension in Ruhestand zu gehen. Als
er darauf nur mit weiteren Provokationen antwortete, befahl George Bush
sen. die Invasion. Noriega wurde schließlich gefasst und in den USA
zu einer langen Haftstrafe verurteilt. Sein Mentor Harari aber konnte sich
nach einigen Aussagen rechtzeitig absetzen. Nach anderen wurde zwar auch
er verhaftet, dann aber mit einer israelischen Militärmaschine ausgeflogen,
was damit erklärt wird, dass der Präsident und ehemalige CIA-Direktor
Bush seine schützende Hand über ihn hielt.
Mit dem Kalten Krieg ging auch Israels "Rolle als Söldnerstaat
der USA" (Noam Chomsky 1991) zu Ende. Doch damit begann ja gerade die Rückkehr
der Söldner in der form der modernen PMCs. Israelische Militärfirmen
waren wie gesagt bereits seit langem aktiv und deshalb für diese Wandlung
"bestens aufgestellt", wie man in der Finanzwelt gerne sagt. In den Kriegen
in Angola, Sierra Leone und im Kongo, die mit Diamanten, Öl und anderen
Rohstoffen finanziert wurden, stößt man ständig auf multinationale
Konzerne, in denen Israelis und amerikanische und russische Juden an entscheidenden
Positionen sitzen. Bevor man sich jedoch auf finstere Verschwörungstheorien
einlässt, sollte man daran denken, dass es sich um ähnliche Netzwerke
handelt, wie sie die Bush-Familie im Ölgeschäft und der Militärindustrie
betreibt.
Diese Konzerne liefern Waffen, betreiben Minen, unterstützen Regierungen
oder Rebellen, je nach Gewinnerwartung. Manchmal beauftragen sie dazu private
Sicherheitsfirmen, oder unterhalten eigene. Das Geflecht aus Tochterfirmen,
Fusionen und Neugründungen ist dabei noch unübersichtlicher als
die politischen Konstellationen. Es fällt jedoch auf, dass sich die
Regierung in Jerusalem, die früher noch relativ freizügig Militärberater
geschickt hatte, das Geschäft nun weitgehend Privatfirmen überlässt
und bestenfalls regelnd eingreift. So verhinderte 1994 der Protest einiger
Parlamentarier die Abreise einiger Söldner nach Brazzaville, und 1998
wurden die Verhandlungen zwischen der Firma "Silver Shadow" und Laurent
Kabila auf Anweisung der Regierung eingestellt.
Relativ bekannt ist die Firma "Lordan-Levdan", eine Tochtergesellschaft
eines Konzern, der auch im Diamantengeschäft tätig ist. Levdan
bildete ab 1994 in Kongo-Brazzaville eine Spezialeinheit aus und war anschließend
auch in Angola tätig. Auch Yair Klein war wieder aktiv und kümmerte
sich wie üblich um die schmutzigsten Teile der Arbeit. Er bildete
in Liberia Truppen aus, handelte mit Blutdiamanten und verschob dafür
sogar Waffen an die Schlächter der RUF. Im Januar 1999 wurde er deshalb
in Sierra Leone verhaftet. Inzwischen verlangte aber Kolumbien seine Auslieferung,
da man seine Schüler mit der Ermordung eines Präsidentschaftskandidaten
und dem Attentat auf eine Verkehrsmaschine in Verbindung brachte. Wahrscheinlich
wünschten aber weder Israel noch die USA, dass er vor einem Gericht
aussagte, und so wurde er nach 16 Monaten Haft diskret abgeschoben.
Die meisten Söldner aus Israel haben mit solchen Geschäften
sicher nichts zu tun. Normalerweise arbeiten sie als Sicherheitsberater
bei Fluggesellschaften oder als Leibwächter für Reiche und Prominente
- auch Mel Gibson hat einen Bodyguard aus Israel -; lediglich ein kleiner
Teil ist in Krisenregionen als Ausbilder tätig, und nur einige wenige
sind wirklich im Einsatz. Dennoch ist der Söldnerdienst für Israel
inzwischen schon fast so ein typisches Merkmal wie einst für die Schweiz.
Die New York Times nannte es in Abwandlung des alten Slogans das "Have Training
Manual, Will Travel Business". Und an diesem Business wird sich vermutlich
so lange nichts ändern, wie Israel gezwungen ist einen außergewöhnlich
hohen Prozentsatz seiner Bevölkerung unter Waffen zu halten.