Trebitsch-Lincoln
"Der größte Abenteurer des XX. Jahrhunderts."
Ein richtiger Abenteurer ist in erster Linie von sich selbst überzeugt.
Mit dem heiligen Eifer eines Missionars oder Kreuzritters widmet er sich
seiner Mission - seinem eigenen Fortkommen. Um Erfolg zu haben, darf er
sich durch Fehlschläge und Misserfolge nicht beirren lassen. Er mag
dabei hohe Ideale aus Politik und Religion auf sein Banner schreiben, letzten
Endes glaubt er nur an sich selbst. Und aus diesem Glauben zieht er die
Kraft, andere von seinen Plänen zu überzeugen, sie dazu zu bringen
in seine Projekte zu investieren. Einer dieser Männer war Trebitsch-Lincoln.
Er war unruhigen Blutes, wollte nach oben und auf großem Fuß
leben. Er war ein Abenteurer reinsten Wassers, hatte allerdings das Pech
150 bis 200 Jahre zu spät geboren zu sein. Im Ancien Regime hatten
Leute wie er die Salons bevölkert und manchmal traumhafte Karrieren
gemacht. Er war ein würdiger Nachfolger eines Theodor von Neuhoff,
eines Potemkin oder eines Cagliostro.
Ignácz Trebitsch wurde am 4.4.1879 in Paks geboren, einer kleinen
ungarischen Stadt an der Donau südlich von Budapest. Seine Eltern
stammten beide aus der lokalen jüdischer Bourgeoisie. Als Muttersprache
wurde in der Familie Deutsch aber auch Ungarisch gesprochen. Der Vater,
ein reicher Transportunternehmer und sehr religiös. Deshalb ließ
er auch seine Kinder so erziehen, wodurch der junge Trebitsch dann noch
Hebräisch lernte. Später zog die Familie dann nach Budapest,
wo der Vater 1897 sein Vermögen bei Spekulationen verlor. Trebitsch,
der gerade begonnen hatte ein wenig zu studieren, musste sich nun gewaltig
umstellen. Wahrscheinlich ist es ihm nicht ganz leicht gefallen, seine
Rolle als verwöhnter Bürgersohn so schnell aufzugeben, denn aus
dieser Zeit existieren einige Polizeiberichte, in denen er des Diebstahls
verdächtigt wird.
Also verließ er die Heimat, um in der Fremde sein Glück zu
suchen. Er kam nach England und hatte dort erstmals Kontakt mit christlichen
Missionaren. Möglicherweise unternahm er sogar eine erste Reise nach
Amerika. Er war jedoch bald wieder in Ungarn, und fuhr dann 1898 nach Hamburg.
Dort lernte er Margarethe Kahlor, dieTochter eines ehemaligen Kapitäns,
kennen, die später seine Frau werden sollte. Dass er, der ungarische
Jude als Ehemann in Betracht gezogen wurde, hatte er der Tatsache zu verdanken,
dass Margarethe ein einjähriges uneheliches Kind hatte. Dennoch erwartete
man sicher von ihm, dass er konvertierte, und so ließ sich Trebitsch
dann in Hamburg taufen.
Auf der Suche nach Arbeit fuhr er anschließend nach Kanada und
arbeitete dort für die Judenmission in Montreal. Er war sehr engagiert
und lernte vor allem zu reden und zu argumentieren, was ihm in seiner späteren
Laufbahn noch viel nützen sollte. In dieser Zeit änderte er dann
auch seinen Namen in Trebitsch-Lincoln. Möglicherweise hat er keinen
einzigen Juden zum Christentum bekehrt, aber er bekam gute Beziehungen
und hatte eine sichere Position. 1901 ließ er Margarethe nachkommen
und heiratete. Er blieb noch ungefähr zwei Jahre, wechselte dann mit
seiner Familie nach England und wurde dort Privatsekretär von Benjamin
Seebohm Rowntree, einem reichen liberalen Quäker. In dessen Auftrag
unternahm Trebitsch zahlreiche Reisen durch Europa, stieg immer in den
besten Hotels ab und pflegte internationale Kontakte. Es war ein Leben
ganz nach seinem Geschmack. Dennoch verließ er 1909 nach einer großzügigen
Abfindung von 10.000 Pfund die Stelle in gutem Einvernehmen. Er hatte nun
aber beste Beziehungen zu liberalen Quäkerkreisen und ging in
die Politik. 1910 wurde er als Kandidat der Liberalen ins Parlament gewählt.
Member of Parliament entsprach zu dieser Zeit ungefähr einem Adelstitel.
Trebitsch, der ungarische Jude, hatte eine rasante Karriere absolviert. Allerdings
gab er sich damit nicht zufrieden. Mit seinen politischen Beziehungen wollte
er jetzt in die ganz großen Geschäfte einsteigen. Viele
spekulierten damals mit Ölaktien, und da auch in Südosteuropa
Öl gefunden wurde, was lag da näher, als dass sich Trebitsch
mit seinen Sprachkenntnissen und seinem Geschäftsgenie dort engagierte.
Also gründete er das Anglo-Austrian Petroleum Syndikat, reiste oft
nach Budapest, pflegte dort Kontakte und gab viel Geld aus. Überall
sprach er von glänzenden Geschäften und machte kurz darauf bankrott.
Durch diesen Skandal verlor er auch seinen Sitz im Parlament. In nur einem
Jahr war er von ganz oben sehr tief gefallen. Anfang 1911 hatte er überall
Schulden, keinen Job, 4 Kinder und das fünfte war auf dem Weg. Viele
wären verzweifelt, aber nicht so Trebitsch. Er stieg jetzt richtig
ins Ölgeschäft ein. Er propagierte seine allerbesten Beziehungen
zu den neuen Ölfeldern in Galizien und Rumänien, gründete
eine Aktienfirma, trieb Geld auf, verhandelte, überzeugte und reiste.
Er war wieder in seinem Element und war dennoch bald wieder bankrott.
Beim Ausbruch des I. Weltkrieges hatte er eine Menge Schulden. Mit seiner
Familie lebte er auf Pump in einer Pension und wurde seinen Gläubigern
verfolgt. Schließlich bekam er einen schlecht bezahlten Job als Zensor
deutscher Briefe. Da er sich dabei total unterfordert fühlte, offerierte
er dem Geheimdienst MO5 (dem späteren MI5) seine Dienste als Doppelagent
zusammen mit anderen phantastischen Ideen. Der zuständige Offizier
wollte ihn abwimmeln, und schlug ihm deshalb im Scherz vor, nach Holland
zu fahren, um die kriegswichtige Frage zu klären, wie viel Kakao die
Deutschen importierten. Das reichte Trebitsch; er fuhr sofort nach Rotterdam
und nahm mit dem deutschen Geheimdienst Kontakt auf. Doch die nahmen ihn
auch nicht ernst, gaben ihm aber etwas unwichtiges Spielmaterial, um sich
in England zu beweisen. Da ihn beim MO5 niemand empfangen wollte, ließ
Trebitsch alte politische Beziehungen spielen und bekam so schließlich
einen Termin. Dennoch dachte niemand daran, ihm für seine wertlosen
Informationen etwas zu bezahlen. Seine finanzielle Situation wurde immer
kritischer und als er auch noch wegen Scheckbetrugs gesucht wurde, setzte
er sich im Januar 1915 in die USA ab. Seine Frau ließ er mit den
Schulden zurück.
In New York lebte er dann wieder auf Pump. Wobei ihm eine weibliche
Reisebekanntschaft und ein dort lebender Bruder behilflich waren. Erfolglos
kontaktierte er die deutsche Botschaft und bot wieder Geheimdienstinformationen
an. Großen Erfolg hatte er dagegen bei Zeitungen, denen er sich selbst
als Meisterspion verkaufte. Im "World Magazine" erschien am 23.5.1915
z.B. ein Artikel "Revelations of I.T.T. Lincoln, Former Member of Parliament,
Who Became a German Spy". Andere Geschichten dieser Art folgten. Diese
Art der Selbstvermarktung entsprach ganz Trebitschs Talenten. 1916 erschien
dann ein Buch (Revelations of an International Spy). Als Fachmann kontaktierte
er das FBI und bot Informationen über deutsche Spionage in den USA
an. Dort beschäftigten sie ihn, um deutsche Telegramme zu entschlüsseln.
Trebitsch, der davon keine Ahnung hatte, ließ sich Zeit. Gleichzeitig
wurde er aber immer noch von den Briten wegen Scheckbetrugs verfolgt, was
schließlich zu seiner Verhaftung führte. Da er nur in leichte
U-Haft kam, konnte er fliehen. Dummerweise blieb er jedoch in New York
und suchte weiterhin beliebte Luxusrestaurants auf. So wurde er dann im
Februar 1916 wieder verhaftet und an England ausgeliefert. Die Briten kannten
mit dem "Meisterspion", der sie international lächerlich gemacht hatte,
kein Erbarmen und ließen in bis Juli 1919 in Haft, anschließend
wurde er des Landes verwiesen.
Kurz darauf tauchte er im revolutionären Berlin auf. Dort schrieb
er für die "Deutsche Zeitung" radikal antibritische Artikel und bekam
dadurch Kontakt zur ultrarechten Freikorpsszene. Er wurde ein enger Freund
von Oberst Max Bauer, einem ehemaligen Generalstabsoffizier und Berater
Ludendorffs, nun ein führender Kopf in der rechten Szene. Aufgrund
seiner internationalen Erfahrungen sollte Trebitsch Kontakt mit den amerikanischen
Medien halten. Er hatte gute Verbindungen zu US-Journalisten und konnte
so Artikel lancieren. Er wurde zwar von einigen Freikorpsleuten als Jude
angegriffen, von Bauer aber beschützt und gefördert. So machte
er wieder einmal sehr schnell Karriere und stieg bis in höchste rechte
Kreise auf. 1920 befand er sich dann im engsten Kreis der Führer des Kapp-Putsches
und wurde eine Art internationaler Pressesprecher der Putschisten.
Nach dem Scheitern des Putsches setzte er sich wie viele andere rechte
Verschwörer ins sichere Bayern ab. Dort wurde aufs neue konspiriert.
Man träumte von einer "Weißen Internationale". Kontakte mit
rechten Exilrussen und Österreichern wurden geknüpft. Am einträglichsten
erwies sich eine Verbindung zur rechten Regierung in Ungarn unter Admiral
Horthy. Trebitsch und Bauer reisen nach Budapest. Dort wurde die ungarische
Regierung zum Sponsor der Verschwörer. Sie lebten luxuriös im
Pannonia Hotel und schmiedeten phantastische Pläne. So versprach ein
russischer General eine komplette weißrussische Armee. Wenn dieser
Kreis politisch auch völlig bedeutungslos blieb, so waren diese Leute
persönlich dennoch sehr gefährlich. Überall wurden so genannte
Fememorde an Politikern und "Verrätern" verübt. Manche forderten
die Eliminierung des "Juden Trebitsch". Schließlich wurde ihm der
Boden dann doch zu heiß und er setzte sich im Herbst 1920 heimlich
nach Wien ab. Allerdings nicht ohne einen ganzen Koffer mit Bauers Geheimdokumenten
mitzunehmen.
In Wien verfügte er nun erstmalig in seinem Leben über echte
Dokumente, die für Geheimdienste interessant sein konnten. Er offerierte
sie zuerst den Franzosen, dann den Briten - beide lehnten jedoch ab, da
er inzwischen einen gewissen Ruf als Aufschneider hatte. Also wandte er
sich an die Tschechen, die von der Weißen Internationale als erste
bedroht waren und deshalb nach Material suchten, um einen internationalen
Skandal zu provozieren. Sie zahlten 200.000 Kronen sofort und versprachen
weitere 300.000 (500.000 Kronen waren damals 1.667 Pfund und entsprachen
1988 ca. 25.000 Pfund). Nun erinnerte sich Trebitsch auch wieder seiner
Frau, er schickte ihr 200 Pfund nach London und forderte sie auf, nach
Prag zu kommen. Die Veröffentlichung des Materials durch die Tschechen
hatte ein starkes Presseecho. Trebitsch wurde nun endlich als einer der
"Führer der Weißen Internationale" zu einer Berühmtheit.
Um sich vor der Rache seiner Ex-Mitverschwörer zu schützen, wollte
er sich, nachdem seine Familie angekommen war, in die USA absetzen. Doch
dann weigerten sich die Tschechen die restlichen 300.000 Kronen zu zahlen
und die USA verweigerten das Visum. Nach einem erfolglosen Rechtsstreit
mit der Tschechoslowakei reiste er schließlich mit seiner Familie
und einem falschen Pass in die USA. Dort wurde er erkannt aber nicht zurückgeschickt.
Statt dessen erlaubte man ihm, von der Westküste aus weiterzureisen.
Und so reiste Trebitsch nach China.
Er kam mit falschen Papieren im Herbst 22 nach Shanghai, dem Paradies
der Abenteurer, Schmuggler, Waffenhändler, Gangster und Geheimagenten.
Von dort reiste er nach Szechuan, wo er in die Dienste des Warlords General
Yang Sen trat. Seinen eigenen Angaben nach, war er politischer Berater
und riet zu einer vorteilhaften Allianz mit einem anderen mächtigeren
Warlord und organisierte die Eroberung von Chungking durch seinen Herrn.
Diese Ereignisse liefen zwar so ab, aber es gibt keinen Beweis für
Trebitschs Aktivitäten - allerdings Belege für seinen starken
Einfluss. Die meisten Warlords waren Modernisierer. Das heißt sie
importierten Industriegüter und vor allem westliche Waffen. Dabei
ließ sich gut an Provisionen verdienen. Trebitsch wurde nun Berater
eines oder mehrerer Warlords und machte dabei wahrscheinlich auch seinen
Schnitt.
Ende 1923 kam er dann mit einer chinesischen Delegation nach Europa
unter der Leitung von General Wu Hung Chiang. Die Chinesen sollten in Europa
Kredite besorgen und Waffen kaufen. Trebitsch war dabei ihr ortskundiger
Führer. Sie landeten in Italien, und von dort nahm Trebitsch mit seinem
alten Freund Bauer, der inzwischen in Österreich lebte, Kontakt auf.
Als Trebitsch ihm einen Posten als Militärberater in China anbot,
war Bauer nicht nachtragend, sondern hocherfreut über die Bedeutung,
die er plötzlich bekam. Er reiste umgehend nach Genua und traf sich
dort mit der Delegation. Dann begleitete er sie nach Deutschland und arrangierte
dort Treffen mit Hugo Stinnes und Ludendorff. Durch seine Kontakte zur
Industrie versuchten die Chinesen Kredite aufzunehmen. Schließlich
fanden sie einen österreichischen Möbelfabrikanten als Geldgeber
und gründeten eine Gesellschaft. Der Österreicher erhielt dafür
Bergbaukonzessionen und andere Monopole und Bauer einen Beratervertrag
mit einem hohen Gehalt. Allerdings scheinen sich Bauers Pläne dann
doch geändert zu haben, denn er kam erst 1927 als Berater zu Chiang
Kai-shek, hatte dann aber auch wieder Kontakt mit Trebitsch.
Da die Geschäfte wieder einmal gut liefen, ließ Trebitsch
seine Familie kommen. Und so begleiteten ihn dann seine Frau und zwei 2
Söhne auf der Rückreise nach Shanghai. Dort schmiedete er
neue Pläne und reiste mit der Familie nach Java. Von dem kolonialen
Leben der holländischen Pflanzer dort war er so angetan, dass er beschloss
eine Plantage zu kaufen. Um jedoch sein Kapital noch etwas zu vermehren,
fuhr er mit seiner Frau noch einmal schnell nach Europa - seine Söhne
ließ er in Java zurück. Auf der Fahrt entwickelte er ein "absolut
sicheres" System für Baccarat, das er dann in den Casinos von Monte
Carlo und Nizza ausprobierte. Am Ende war er wieder ruiniert. Also ließ
er seine Frau endgültig in Hamburg und fuhr mit einem falschen Pass
in die USA. Dort publizierte er eine ganze Serie von Artikeln über
seine neuesten Erlebnisse als Meisterspion und verdiente damit das Geld
für seine Weiterreise.
Im August 1925 war er wieder in Shanghai, reiste durch China und hatte
dann in Tientsin seine "religiöse Erleuchtung". Er wurde Buddhist
und begann damit seine religiöse Phase. Natürlich entsprach es
nicht seinem Naturell, sich einfach darauf zu beschränken. Er pflegte
Kontakte zum Panchen Lama, dem Konkurrenten des Dalai Lama, und geriet
damit wieder einmal in die Politik. Auf Tibet und die Mandschurei versuchten
neben China vor allem die Sowjetunion und Japan Einfluss zu nehmen, und
dabei waren auch die religiösen Führer von Bedeutung. 1929 reiste
Trebitsch wieder einmal nach Europa, pflegte dort Kontakte mit Religionswissenschaftlern
- der Buddhismus war damals groß in Mode - und publizierte in Österreich
die deutsche Ausgabe seiner Memoiren (Trebitsch-Lincoln. Der größte
Abenteurer des XX. Jahrhunderts), wodurch er seine Berühmtheit weiter
steigerte. Nach seiner Rückkehr nach China ging er in ein Kloster
bei Nanking und wurde unter dem Namen Chao Kung Mönch. Bis zu seinem
Tod wurde er nie mehr in europäischer Kleidung gesehen; er trug ständig
eine schwarze Robe, weiße Hosen, Slipper und eine Mütze auf
dem kahl geschorenen Kopf. Später gründete er dann in Shanghai
selbst ein Kloster mit sich als Abt. Von dort unterhielt er einen regen
Briefwechsel mit Theosophen in Kanada und Europa.
1932 reiste er wieder nach Europa. In Deutschland hielt er Vorträge
wie "Mein Weg zu Buddha". Damit war er anscheinend so erfolgreich,
dass er plante in Europa ein buddhistisches Kloster zu eröffnen. Er
hielt auch in Nizza eine Reihe von Vorträgen und fand unter den Theosophen
und Buddhisten zum ersten Mal in seinem Leben überzeugte Anhänger.
Als er wieder nach Shanghai kam, folgten ihm bald darauf 10 Europäer,
um in sein Kloster einzutreten. Es war wahrscheinlich der größte
Propagandaerfolg seiner Karriere. Er bekam nun sogar Geldspenden von reichen
Shanghaiern. Mit einigen seiner Adepten unternahm er dann eine neue Reise
nach Kanada und Europa, um Spenden zu sammeln und einen Platz für
ein Kloster zu finden. Ihm schwebte ein Kloster an der Cote d’Azur oder
auf einer spanischen Insel vor, wo er dann als Abt reiche gelangweilte
Europäer im Sinn des Lebens unterweisen könnte. Leider war er
damit seiner Zeit um einige Jahrzehnte voraus, und nachdem er keine Erlaubnis
zur Gründung eines Klosters erhalten hatte, musste er unverrichteter
Dinge nach China zurückkehren.
In China wechselte dann wieder nach Tientsin und gründete dort
ein neues Kloster. Er hatte immer noch Geld, aber niemand wusste woher.
Wahrscheinlich war er immer noch in Geheimdienstaktivitäten verwickelt
und arbeitete als Propagandist für die Japaner und deren Marionettenregime
in Mandschuko. Einige behaupten er sei auch Berater des letzten Kaisers
Pu Yi gewesen. Er versuchte dann noch mehrmals nach Europa zu kommen, doch
inzwischen verweigerten ihm alle angesprochenen Länder ein Einreisevisum.
Mit dem fehlenden Kontakt nach Europa und dem drohenden Weltkrieg schwand
auch seine Popularität. Im März 1938 zog er dann mit seinen letzten
zwei Adepten nach Shanghai. Dort lebte er bis zu seinem Tod in billigen
Hotels und im YMCA. Shanghai war zu dieser Zeit ein einziges Chaos, es
war voll gestopft mit Flüchtlingen, von denen Zehntausende verhungerten,
in den Straßen wütete der Terror, zwischen Kuomintang und den
Kommunisten, und alle warteten auf die Japaner. 1940 nahm Trebitsch Kontakte
zum deutschen Geheimdienst auf und erhielt den Auftrag nach Tibet zu reisen
und dort den Aufbau einer deutschen Rundfunkstation zu organisieren. Dazu
kam es allerdings nicht mehr. Trebitsch verkaufte ein paar Informationen
und hielt sich damit über Wasser. Am 6. 10. 1943 starb er dann im
Shanghai General Hospital bei einer Operation.