Peter McAleese
Working Class Hero.
In den Jahrzehnten, die zwischen den fetten Schlagzeilen liegen, für die
Söldner als "die Schrecklichen" im Kongo in den 1960er Jahre sorgten, und einem neu
erwachten Medieninteresse an ihnen, während der Kriege im zerfallenden Jugoslawien
während der frühen 1990er Jahre, schienen sie weitgehend aus dem Blickfeld der
Öffentlichkeit verschwunden zu sein. Natürlich wurde immer mal wieder
berichtet, von Biafra, Angola, möglicherweise sogar von Rhodesien oder gar Burma.
Doch das waren alles keine großen Geschichten, nichts von Dauer. In der Endphase
des Kalten Krieges kämpften die Großmächte mit eigenen Truppen,
unterstützten ihnen genehme Regime oder rebellierende Freiheitskämpfer.
Für Söldner bestand im großen Kampf der Weltanschauungen und Systeme kaum
noch Bedarf.
Obwohl meistens irgendwo Krieg geführt wurde, so war es doch für den
Großteil der Bevölkerung der so genannten Ersten Welt eine relativ friedliche
Zeit. Damit waren zwar die allermeisten Menschen zufrieden, trotzdem gab es wie immer
einige wenige, die sich nach echten Abenteuern, nach echtem Krieg sehnten. Für diese
Männer waren nun wirklich schlechte Zeiten angebrochen. In der Szene sprach man zwar
immer noch vom Kongo, aber dort hatten längst israelische Militärberater das
Geschäft übernommen. Die Europäer hatten fast alle Kolonien aufgegeben,
und so war auch bei der Fremdenlegion kaum noch richtige Action zu erwarten. Für
Söldner und alle die es werden wollten war es deshalb eine ausgesprochen harte Zeit.
Möglicherweise den besten Einblick in diese Problematik bietet der autobiografische
Bericht des Schotten Peter McAleese. Sein Buch bietet einen guten Überblick
über die schwierige Suche nach einem "Job" und die meisten der sporadischen
Söldneraktivitäten in Angola, Rhodesien, Südafrika und Kolumbien. Der ganz
große Reiz liegt jedoch in der überraschend Ehrlichkeit, mit der es
geschrieben ist. McAleese beschönigt kaum, und selbst sein Eigenlob, seine
Rechtfertigungen und Ausreden sind von einer derartigen Naivität, dass sie nur noch
mehr über ihn verraten. Auf der Suche nach soldatischen Werten, nach Ehre und
Abenteuern diente McAleese in Eliteeinheiten verschiedener Armeen und auch als
Söldner in einigen ziemlich dubiosen Unternehmen. Dabei musste er natürlich
auch Geld verdienen, da es ihm niemand in die Wiege gelegt hatte.
Höchstwahrscheinlich hätte er jedoch auf einer Bohrinsel in der Nordsee -
selbst als Taxifahrer in London - bei geringerem Risiko mehr verdient. Der Sold war
für ihn aber sicher immer sekundär. Ihm ging es wie wohl den meisten seiner
Gesinnungsgenossen um etwas anderes: um Action und Adrenalin, letzten Endes eine vage
Idee von Männlichkeit. So stellt er gleich im Vorwort klar: "Ich kämpfte nie
wegen des Gewinns. [...] Ich machte es wegen des Abenteuers, weil ich immer Soldat war, und
weil ich einen guten Kampf liebe. Ich war nie glücklicher als im Gefecht."
Wie viele Söldner dieser Zeit kam McAleese aus Großbritannien, allerdings
nicht aus dem gutbürgerlichen, englischen Herz, sondern geradezu beispielhaft von
der Peripherie. Er stammte aus einer katholischen Bergarbeiterfamilie und wurde 1942 in
Glasgow geboren. Das Leben in den Slums von Glasgow war hart und man musste
kämpfen können, konstant beweisen, dass man ein richtiger Kerl war. Der Vater
war oft im Gefängnis, und zu Hause erzählten er und der Großvater von
ihren Heldentaten in den Weltkriegen. Es war also nur eine logische Konsequenz, dass der
Junge Soldat werden wollte, und zwar am besten dort, wo es am härtesten zuging: bei
den Paras. Bereits mit 17 ging McAleese als Freiwilliger zum
Fallschirmjäger-Regiment.
Obwohl die Ausbildung dort einiges an Brutalitäten zu bieten hatte, meldete er sich
sofort zur legendären Kommandoeinheit SAS (Special Air Service), als er hörte,
dass es dort noch wesentlich härter zugehen sollte. Die Aufnahme dort war schwierig,
und er musste sich zwei Jahre gedulden, bis sein Gesuch endlich akzeptiert wurde. Es
folgte eine äußerst solide Ausbildung, zum Teil sogar bei den US Special
Forces in Fort Bragg. 1964 hatte er dann endlich auf Zypern seinen ersten Einsatz. Zu der
heiß ersehnten "action" kam es aber immer noch nicht, da es sich um eine friedliche
UN-Mission handelte. Das änderte sich, als der SAS in Aden zur Bekämpfung
Aufständischer eingesetzt wurde. Zwar bestand auch hier der Dienst vorwiegend aus
ereignislosen Patrouillen, dennoch kam es auch zu kleinen Scharmützeln, wo McAleese
dann endlich seinen ersten Mann töten konnte. Geradezu euphorisch beschreibt er
dieses Ereignis. "Ich habe nie Drogen genommen, aber ich glaube nicht, dass es etwas
gibt, das mit dem Nervenkitzel eines Gefechts mithalten kann. Ich liebe es."
Neben Aden bekämpfte der SAS auch Rebellen auf Borneo. Diese wurden von Indonesien
unterstützt, das versuchte die gesamte Insel unter seiner Herrschaft zu vereinen. Im
südostasiatischen Dschungel, hatte McAleese zwar keinen Feindkontakt dafür gab
es endlose Erkundungsmärsche so genannte "recce patrols". Außerdem lernte er
den Umgang mit Minen und Sprengfallen. Die Schwierigkeiten begannen, als 1966 die
Konflikte um Aden und Borneo politisch gelöst wurden. Damit entfielen alle
Möglichkeiten für reale Einsätze. Man kennt das Problem bei allen
Eliteeinheiten; die Männer trainieren hart, werden "scharf" gemacht und dann
passiert einfach nichts.
McAleese litt stark unter der Situation. Er war Sergeant geworden, hatte geheiratet und
langweilte sich. Als er einmal zu einem gemeinsamen Training mit französischen
Fallschirmjägern nach Frankreich geschickt wurde, begann er dort eine schwere
Schlägerei, da sich die Franzosen über die britische Niederlage bei Arnheim
geäußert hatten. Stolz berichtet er, dass die Briten, nicht nur die
zahlenmäßig überlegenen französischen Paras, sondern auch noch
einige Polizisten krankenhausreif geschlagen hatten.
Spätestens hier wird deutlich, dass McAleese selbst mit einer Position als
Unteroffizier schon deutlich überfordert war. Ein Elitesoldat, der zu einem
internationalen Treffen geschickt wird und dort als erstes die Gastgeber
zusammenschlägt, ist schon Skandal genug. Dass McAleese jedoch noch mehr als zwanzig
Jahre später immer noch stolz darauf ist und immer noch nicht begriffen hat, warum
er kurz darauf vom SAS wieder zu den Paras versetzt wurde, illustriert seine begrenzten
Kapazitäten. Er war zweifelsohne ein richtig harter Brocken, dass dies aber für
Elitesoldaten nicht ganz ausreicht, ging über seinen Horizont.
Vom SAS ausgeschlossen und vom langweiligen Garnisonsdienst angeödet nahm McAleese
1969 dann seinen Abschied. Während er mit dem Leben als Zivilist noch weit weniger
anfangen konnte, sah er fast täglich Reportagen zum Krieg in Vietnam. Also reiste er
nach New York um in die US-Army einzutreten. Das wäre zu dieser Zeit wahrscheinlich
sogar möglich gewesen, allerdings benötigte er dazu erst einmal eine
Arbeitserlaubnis und damit wahrscheinlich mehr Geduld als Leute wie er aufbringen
konnten. Nachdem er sich einige Tage mit der US-Bürokratie herumgeärgert hatte,
flog er frustriert wieder nach Hause.
In England folgten nun einige für ihn harte Jahre. Er arbeite meistens an den
Gaspipelines von den Ölfeldern der Nordsee, verbüßte dazwischen einige
Haftsrafen, da er seine Frau verprügelt und ihre Tür eingetreten hatte.
Irgendwann kam dann die Scheidung. Nebenher betrieb er exzessives Bodybuilding, blieb mit
alten Kameraden in Kontakt und versuchte verzweifelt einen "Job" zu finden. Aber ein
freier Markt für Söldner existierte praktisch nicht. Es gab natürlich
Pläne - wie z.B. für einen Putsch in Libyen, oder die Unterstützung
schwarzer Guerilleros gegen das Apartheid-Regime in Rhodesien -, an denen wahrscheinlich
sogar der britische Geheimdienst beteiligt war. Es ist aber gut möglich, dass diese
Projekte nur in die Welt gesetzt worden waren, um außenpolitischen Druck
auszuüben.
Außer zahlreichen Enttäuschungen, blieb ihm nur der ebenfalls sehr
fragwürdige Kontakt zu John Banks und Dave Tomkins, die damals versuchten mit einer
eigenen Söldnerfirma ins Geschäft zu kommen. Allerdings hatten auch sie
außer einer großen Datei potenzieller Bewerber absolut nichts vorzuweisen.
Unter all den Schaumschlägern und Wichtigtuern, die dort registriert waren, war
McAleese sicher einer der Qualifiziertesten. Er war deshalb auch unter den ersten, die
Banks mit dem Geld der CIA Anfang 1976 nach Angola schickte. Dort hatte jedoch bereits
der Psychopath Costas Georgiou als "Colonel Callan" das Kommando an sich gerissen.
McAleese wurde als unliebsame Konkurrenz auf einen entfernten Außenposten
abgeschoben und konnte dann nach dem ganzen Desaster nur noch versuchen die Scherben
einzusammeln und die kläglichen Reste über Zaire in die Heimat
zurückzubringen.
Nach dem anschließenden Skandal, besonders dem großen Söldnerprozess in
Luanda, schien das Gewerbe endgültig desavouiert. Um noch irgendwo wirklich zum
Einsatz zu kommen, blieben eigentlich nur noch die regulären Streitkräfte.
McAleese liebäugelte deshalb schon mit der Fremdenlegion, als ihm ein Bekannter von
Rhodesien erzählte, wo die Armee in ihrer Not nicht nur zahlreiche Ausländer
rekrutierte, sondern auch ausreichend Action geboten wurde.
Er zögerte deshalb nicht lange. 1977 reiste er ein und wurde bei seinen
Qualifikationen tatsächlich ohne größere Probleme in den rhodesischen SAS
aufgenommen. Rhodesien stand damals bereits auf verlorenem Posten. Die kleine
weiße Minderheit versuchte verzweifelt die Macht zu behaupten, war aber
außenpolitisch völlig isoliert und konnte nur unzureichend Truppen aufbieten.
Diese waren natürlich nicht in der Lage die langen Grenzen des riesigen Landes zu
schützen, über die ständig schwarze Freiheitskämpfer einsickerten,
die dann Minen legten oder Überfälle verübten. Erstmals in seinem
Soldatenleben nahm McAleese nun an richtig schweren Gefechten teil. Es kam zu Vorstößen
über die Grenze nach Mozambique, dazu immer wieder Patrouillen, Hinterhalte, Aufspüren
von Sprengfallen. Er war in seinem Element; ganz anders als in Angola kämpfte er nun
endlich im Verband mit professionellen und disziplinierten Elitesoldaten.
Weniger gefiel ihm dagegen die mangelnde Achtung, die den Ausländern in Rhodesien
entgegen gebracht wurde. Die weiße rhodesische Gesellschaft war ein unglaublich
elitärer Kreis, der seine Überheblichkeit den fremden Freiwilligen
gegenüber manchmal nur wenig verbarg. Obwohl sie meistens an vorderster Front
kämpften und entsprechend schwere Verluste hatten, blieben sie doch immer
Außenseiter. McAleese heiratete deshalb auch keine Rhodesierin sondern eine
amerikanische Krankenschwester, also eine Ausländerin. Am meisten störte ihn
aber, dass er mehrmals aufgefordert wurde, Gefangene zu erschießen. Die Rhodesier
selbst waren sich für diese Schmutzarbeit zu fein, weshalb es er, der fremde
Söldner, erledigen sollte: "Take ’em out somewhere quiet." Als er sich empört
weigerte, stieß er auf völliges Unverständnis.
Im Unterschied zu dem Regime, für das er kämpfte, war McAleese auch kein
Rassist. Er schätzte soldatische Qualitäten und hatte auch absolut keine
Probleme damit, schwarze Soldaten auszubilden oder mit diesen gemeinsam Einsätze zu
machen. Dies alles war seiner Karriere natürlich nicht dienlich, und er merkte
schließlich, dass er als Corporal wahrscheinlich deren Höhepunkt erreicht
hatte, obwohl viele seiner Vorgesetzten jünger waren. Doch da befanden sich
Gesellschaft und Armee bereits in der Auflösung. 1980 hatte Robert Mugabe die ersten
freien Wahlen gewonnen, wodurch der Exodus der Weißen begann.
Wie viele Angehörige der rhodesischen Streitkräfte ging auch McAleese mit
seiner Familie nach Südafrika und trat dort in die Armee ein. Da er nicht mehr der
allerjüngste war, begnügte er sich mit den Paras und verzichtete auf die
Special Forces. Er wurde wieder Sergeant und fühlte sich ganz im Unterschied zu
seiner Zeit in Rhodesien voll in der südafrikanischen Armee akzeptiert.
Hauptsächlich war er mit der Ausbildung beschäftigt, nahm aber auch an den
Kämpfen im Süden Angolas teil, wo Südafrika in einen unerklärten
Krieg verwickelt war.
Obwohl er diese Jahre als die zufrieden stellendste Periode seines Soldatenlebens
bezeichnet, nahm er nach einer zweijährigen Dienstzeit seinen Abschied.
Möglicherweise war sein Bedarf an Fronteinsätzen zumindest im Moment gedeckt,
oder seine Frau drängte auf eine etwas familienfreundlichere Anstellung. Über
einen alten Kameraden erhielt er einen gut bezahlten Job in der Sicherheitsbranche, die
sich damals schon in Südafrika sehr schnell entwickelte. Als eine Art Hauptfeldwebel
überwachte er dort schwarze Sicherheitsleute. Es war der ideale Job für ihn.
Alles entwickelte sich glänzend, bis er einen schweren Unfall beim
Fallschirmspringen hatte. Er lag lange im Krankenhaus, musste danach mehrere Jahre
Rollstuhl und Krücken benutzen und verlor einen Großteil seiner Ersparnisse.
Trotz seiner Behinderungen arbeitete er also möglichst bald wieder in der
Securityfirma. Als er diese jedoch wegen persönlicher Differenzen verlassen musste,
ging er mit seiner Familie wieder nach England zurück. Dort war die politische Lage
wesentlich stabiler als in Südafrika, wodurch es für ihn aber nur
schwieriger war wieder Arbeit zu finden. Er versuchte langsam wieder fit zu werden und
mobilisierte alle seine alten Kontakte, dennoch musste er schnell feststellen, dass man
in der Sicherheitsbranche für ehemalige Söldner wenig übrig hatte.
Völlig abgebrannt erhielt er letzten Endes doch noch einen Job. Mit einem Team
ehemaliger SAS-Leute begleitete er eine EU-Delegation in Uganda, die dort
landwirtschaftliche Projekte finanzierte. Es war keine besonders anspruchsvolle Aufgabe,
aber anständig bezahlt. Mit der Zeit gingen ihm aber immer mehr seine Ex-SAS
Kollegen auf die Nerven. Alle prahlten groß mit ihren Einsätzen in Nordirland
oder kleinen Banalitäten aus dem Securitybereich. Für ihn dagegen, der als
einziger wirkliche Gefechte erlebt hatte, interessierte sich anscheinend niemand. Wieder
fühlte er sich als Außenseiter, dem die verdiente Anerkennung verweigert
wurde. Außerdem entwickelte er eine wachsende Abneigung gegen SAS-Leute, die sich
seiner Meinung nach inzwischen nur noch wegen der Sonderzulagen zu der Spezialeinheit
meldeten, also nur noch hinter dem Geld her waren.
Wieder zurück in England erlöste ihn ein Anruf von Dave Tomkins von seinen
Problemen. Tomkins, ein alter Bekannter aus den Zeiten in Angola, hatte zwar keine
militärische Ausbildung, dafür aber als ehemaliger Bankräuber reichlich
Erfahrung im illegalen und halblegalen Bereich. Nach Angola war er ins
Waffengeschäft eingestiegen und hatte dabei eine Anfrage kolumbianischer
Militärs erhalten, die angeblich ein erfahrenes Team zur Aushebung eines
FARC-Stützpunktes suchten. Da Tomkins ja mehr Vermittler als Kämpfer war,
wandte er sich deshalb an seinen alten Kameraden McAleese.
Für diesen war es praktisch eine Idealmission: die Bezahlung war hervorragend und
außerdem ging es gegen Kommunisten, die mit Drogen handelten. Er begann also
umgehend damit, unter seinen alten Kameraden aus den rhodesischen und
südafrikanischen Streitkräften das entsprechende Fachpersonal zu rekrutieren.
Schließlich flog er mit einem Team von 11 Mann nach Kolumbien, wo sie in einem
abgelegenen Dschungelcamp Männer ausbildeten. Bei einem Besuch von Militärs
wurde ihm ein gewisser "Rodriguez Gacha" als einer der Hauptsponsoren der Aktion
vorgestellt. Damals konnte er sich unter dem Namen noch nichts vorstellen, doch
später erfuhr er dass er einen der wichtigsten Chefs der Drogenkartelle kennen
gelernt hatte. Damit war also klar, dass er selbst für die Kartelle gearbeitet
hatte. Das scheint ihn jedoch nicht weiter gestört zu haben, schließlich
sollten die von ihm ausgebildeten "Soldaten" ja gegen die FARC zum Einsatz kommen. Nach
einigen Monaten kamen alle wieder gesund nach Hause, und McAleese konnte von seinem
reichen Verdienst endlich seine Schulden bezahlen.
In England gab es aber auch Anfang 1989 immer noch keine Arbeit für ihn, obwohl er
seiner eigenen Ansicht nach ja allerbestens qualifiziert war. Deshalb war er erleichtert
als sich Tomkins bald wieder meldete und ihm mitteilte die Kolumbianer suchten nun ein
Team zur Ermordung von Pablo Escobar. Er konnte nun zwar keine Zweifel mehr haben, dass
er nur für Gachas Kartell die Konkurrenz aus dem Weg räumen sollte, aber die
Aussicht auf so ein spektakuläres Unternehmen war zu verlockend. Also trommelte er
den Großteil des alten Teams wieder zusammen und flog mit ihnen nach Kolumbien.
Dort wurde unter seiner und Tomkins Leitung die so genannte "Operation Phoenix" in
Angriff genommen, die geplante Ermordung Pablo Escobars. Sie planten und übten
fleißig, als sie aber zum Einsatz flogen, stürzte der Hubschrauber ab, und das
ganze Unternehmen musste abgeblasen werden.
McAleese war wieder einmal schwer verletzt worden und konnte froh sein, ohne
größere Probleme nach England zu kommen. Dort übernahm er einen Pub und
setzte sich vorerst zur Ruhe. Nachdem jedoch Anfang der 90er Jahre und dem Ende des
Kalten Krieges der Security-Markt deutlich in Bewegung gekommen war, tauchte auch er bald
wieder aus der Versenkung auf. Man liest er habe Beratertätigkeiten in Russland, dem
Irak und noch einigen anderen Ländern übernommen. 1995 zierte er sogar stolz
die Titelseite eines Moskauer Security-Magazins, in dem dann berichtet wird, wie er
russische Bodyguards ausbildet.
Auch wenn man sicher annehmen kann, dass er sich inzwischen zur Ruhe gesetzt hat, so
illustriert sein Bericht doch überdeutlich das Problem, vor dem Söldner in den
70er und 80er Jahren standen. Auf der Suche nach echter "action" gerieten sie nur
allzuleicht in ein kriminelles bis mörderisches Umfeld. Kaum etwas unterstreicht
McAleeses Naivität mehr, als seine Frustration, wenn ihn andere für einen
Killer oder gar Psychopathen halten, wo er doch eigentlich immer nur ein guter Soldat
sein wollte. Dass er selbst höchst fasziniert vom Töten schreibt, immer wieder
seine eigenen Leiden und Schmerzen beschreibt, nur um zu unterstreichen, was für ein
harter Typ er ist, macht die Sache ja nicht besser.
In gewisser Weise machte er ziemlich genau das gleiche wie das, was vom Garnisonsdienst
gelangweilte Berufsoffiziere noch im 19. Jahrhundert relativ häufig getan hatten. Zu
seinem Pech hatten sich die Zeiten jedoch gewaltig geändert; als Gentleman konnte
man nicht mehr stilvoll an einem netten Kolonialkrieg teilnehmen und von dort ein paar Trophäen
mitbringen. Man kann auch hierin durchaus eine historische Entwicklung erkennen, dass die
einstigen Männlichkeitsprobleme des europäischen Adels inzwischen zu denen der
Unterschicht geworden sind.