Die Brüder Pizarro
Wenn Konquistadoren ihre eigenen Wege gehen.
Wie viele erfolgreiche Abenteurer wurden die spanischen Konquistadoren
später als nationale Heroen verehrt. Man errichtete ihnen Denkmäler,
benannte Straßen und Plätze nach ihnen und druckte ihre Konterfeis
sogar auf Geldscheine, was nun wirklich nur den allerberühmtesten
Söhnen (manchmal sogar auch Töchtern) einer Nation vorbehalten
ist. Nun mag ja sein, dass sie zur Verbreitung spanischer Kultur und der
christlichen Religion viel beigetragen haben. Dennoch bleiben berechtigte
Zweifel daran, ob dies wirklich ihre Absicht war. Normalerweise unternahmen
sie ihre Expeditionen auf eigene Rechnung und ohne jegliches Wissen des
Königs, und hofften, dass dieser ihre Eroberungen im Nachhinein legalisieren
würde. Da die ersehnte Bestätigung der Krone in der Regel von deren
Beuteanteil abhing, wundert es nicht, dass die Konquistadoren oft wie hungrige
Wölfe übereinander herfielen. Um Spanien oder gar das Christentum scheint
es kaum einem gegangen zu sein. Sie hatten allein ihr eigenes Glück
im Auge, viele wollten sicher mit Schätzen beladen nach Hause zurückkehren,
die ganz großen träumten jedoch davon, über ein eigenes
Reich zu herrschen, auch wenn dieses nominell dem König im fernen
Spanien unterstellt war. Besonders deutlich wird diese geradezu unersättliche
Selbstsucht der Konquistadoren an den Konflikten, zu denen es nach der
eigentlichen Eroberung des Inkareiches in Peru kam.
Die Eroberung Perus hatte Francisco Pizarro gemeinsam mit Diego de Almagro
geplant und durchgeführt. Ein Dritter im Bunde hatte lediglich als
Finanzier eine Rolle gespielt und war deshalb relativ leicht abzufinden.
Vor dem Unternehmen hatten die Partner fest vereinbart, nicht nur das zu
erbeutende Gold, sondern vor allem auch die zu erobernden Ländern
gerecht zwischen sich zu teilen. Das Dumme war nur, dass Pizarro nach den
ersten Fehlschlägen nach Spanien reisen musste, um dort die Hilfe
des Königs zu erbitten. Diese hatte er zwar erhalten, ganz nebenbei
hatte er aber auch Dokumente mitgebracht, die ihn zum Gouverneur des neuen
Reiches machten, während Almagro mit einer Stadt abgefunden wurde.
Damit nicht genug hatte Pizarro in seiner Heimatstadt Trujillo noch vier
seiner Halbrüder und zahlreiche Bekannte rekrutiert.
Nun hätte die gigantische Beute an Gold, Silber, Ländereien
und fleißigen Indios natürlich für alle gereicht; König
Karl in Spanien war ohnehin mehr als zufrieden mit dem, was in seinen Schatzkammern
ankam. Doch den Konquistadoren ging es um viel mehr, um noch mehr Gold,
um mehr Macht, mehr Einfluss und nicht zuletzt um ihre Ehre. Es waren stolze
Männer, die es nur schlecht ertrugen, sich anderen unterzuordnen.
Für Almagro war es deshalb besonders bitter, dass sich Pizarros Brüder
immer mehr in den Vordergrund schoben. Diese wiederum dachten nicht im
Entferntesten daran, von Almagro Befehle entgegenzunehmen.
Schließlich erreichten Vertreter Almagros am Hof - auch sie hatten
reichlich Gold zur Verfügung -, dass ihm die Provinz südlich
der von Pizarro als eigene Statthalterschaft zugesprochen wurde. Allerdings
hatte man im fernen Spanien nur recht vage Vorstellungen von Südamerika
und so wurde in einer ersten vagen Erklärung die Grenze nördlich
des reichen Cusco gezogen, das deshalb in Almagros Besitz gekommen wäre.
Allerdings reiste nun Hernando Pizarro nach Spanien und verteilte noch
mehr Gold am Hof und erhielt dafür ein neues Dokument, in dem die
Grenze einige hundert Kilometer nach Süden verlegt wurde, so dass
Cusco wieder im Reich Pizarros blieb.
Almagro hatte allerdings wenig Lust, sich mit Cusco zufrieden zu geben.
Er träumte von einem neuen Reich weiter im Süden und sammelte
zu dessen Eroberung ein eigenes Heer. Das war nicht weiter schwierig, denn
fasziniert vom Reichtum der ersten Heimkehrer kamen ständig neue Scharen
beutelustiger Abenteurer nach Peru. Dort mussten sie zu ihrer bitteren
Enttäuschung jedoch sehr schnell feststellen, dass die Schatzkammern
der Inkas längst ausgeraubt waren und das Land und seine Bewohner
zum Großteil an Pizarros Veteranen, Freunde und Verwandten aus Trujillo
vergeben worden war. Natürlich konnte man immer noch sein Glück
machen. Einige durchwühlten äußerst erfolgreich die Grabstädten
der Inkas nach Gold, andere ließen sich als Handwerker oder Geschäftsleute
nieder. Die meisten jedoch traten in den Sold irgendeines Hauptmanns, die
damit beschäftigt waren Aufstände der Indios niederzuwerfen oder
die Grenzen von Pizarros Reich weiter auszudehnen. Dabei ließ sich
zwar auch gut verdienen, doch die Preise waren astronomisch und die Zeiten,
in denen einfache Soldaten Lamas benötigten um ihr Gold wegzuschleppen,
waren einfach vorbei.
Diese Unzufriedenen und Enttäuschten sammelte nun Almagro um sich.
Er versprach ihnen neue fantastische Schätze im Süden und teilte
mit ihnen Hass und Neid auf die alten Konquistadoren, insbesondere die
Pizarros und ihre Clique. 1535 brachen sie mit 500 Spaniern und mehreren
tausend Indianern nach Chile auf (Pizarro hatte drei Jahre zuvor mit knapp
180 Mann das Inkareich erobert). Sie zogen durch Bolivien und überquerten
dann in über 4.000 Metern Höhe die Anden. Viele der indianischen
Träger erfroren; es gab weder Feuerholz noch Nahrung. Im Tiefland
kamen sie durch die Salzwüste Atacama und wieder forderten die Strapazen
ihre Opfer. Das Schlimmste war jedoch, dass sie keine neue Hochkultur entdeckten.
Statt reicher Städte fanden sie nur kleine kriegerische Stämme,
die ihr karges Land mit äußerster Wildheit verteidigten. Nach
Monaten furchtbarer Entbehrungen kehrten sie schließlich um; ein
geschlagenes Heer verbitterter Krieger. In Peru bezeichnete man sie später
als "Chilenos" oder einfach als "rotos" - die Kaputten.
Da Francisco Pizarro inzwischen ganz von der Gründung der neuen
Hauptstadt "Ciudad de los Reyes" - dem späteren Lima - in Anspruch genommen
war, hatte er Cusco seinen jüngeren Brüdern Juan und Gonzalo
überlassen. Die hatten dort Manco Inka den letzen Inkaherrscher in
ihrer Gewalt und versuchten mit immer brutaleren Methoden noch mehr Gold
aus ihm herauszupressen, das sie dann oft in wenigen Tagen wieder verspielten.
Sie hielten ihn in Ketten, schlugen ihn, pissten in sein Essen und vergewaltigten
seine Frauen und Dienerinnen in seinem Beisein. Schließlich hatten
sie es so weit getrieben, dass Manco Inka floh und einen gewaltigen Aufstand
entfachte, dem ein Vielfaches der Spanier zum Opfer fielen, als die ursprüngliche
Eroberung gekostet hatte. Cusco und Lima wurden belagert, und ganze Abteilungen
wurden in Hinterhalten in den Anden niedergemacht. Bei den Kämpfen
um Cusco fiel dann auch Juan Pizarro. Doch letzten Endes war der Krieg
für die Indianer nicht mehr zu gewinnen. Dazu war bereits zuviel Gold
nach Europa geflossen. Bald kamen neue Verstärkungen aus Mexiko, Panama,
der Karibik und Europa. Jedes Schiff brachte frische Söldner, Pferde,
Kanonen und die gefürchteten Bluthunde, so dass die Indianer schließlich
zurückgedrängt wurden.
In dieser immer noch kritischen Situation kam nun Almagro mit seinen
Chilenos zurück und bemächtigte sich Cuscos. Dabei fielen Hernando
und Gonzalo Pizarro in seine Hände, die er zwar in den Kerker werfen
aber entgegen gut gemeinter Ratschläge nicht hinrichten ließ.
Schließlich gelang es den beiden zu entkommen. Sie flohen nach Lima,
wo nun alle Pizarros gemeinsam ein Heer gegen den Rebellen aufstellten.
An Truppen fehlte es nicht, denn wegen des Aufstandes kamen immer noch
Verstärkungen an. Aber auch Almagro verfügte über starke
Kräfte, da sich ihm viele, die mit der Pfründenherrschaft der
Pizarros unzufrieden waren, angeschlossen hatten. Obwohl mehrmals verhandelt
wurde, kam es dann Anfang 1538 bei den Salzsümpfen kurz vor Cusco
zur entscheidenden Schlacht. An den Berghängen hatten sich einige
Zehntausend Indios eingefunden, um zuzusehen wie sich die Konquistadoren
gegenseitig massakrierten. Sie bekamen ein gutes Schauspiel geboten. Mit
den Rufen "Der König und Pizarro" und "Der König und Almagro"
gingen beide Parteien erbittert aufeinander los, bis schließlich
Pizarros Leute die Oberhand gewannen. Während die Sieger noch die
fliehenden Chilenos nach Cusco verfolgten, nutzten die Indios die seltene
Gelegenheit und erschlugen die Verwundeten auf dem Schlachtfeld und plünderten
die Toten.
Der gefangene Almagro stieß bei den Pizarros nicht auf solche
Skrupel, wie er selbst gehabt hatte. Hernando ließ den alten Kampfgefährten
seines Bruders zum Tode verurteilen und dann kurz darauf trotz aller Bitten
hinrichten. Damit war der Frieden erst einmal wieder hergestellt. Doch
die Ruhe war lediglich oberflächlich, denn die Parteigänger Almagros
hatten durch die Unruhen alles verloren und scharten sich nun um dessen
Sohn Diego, mit dem sie eifrig gegen die Pizarros konspirierten. Francisco
Pizarro musste nun seinen Bruder Hernando erneut nach Spanien schicken,
um dort mit viel Gold die Wogen zu glätten, die der Bürgerkrieg
in Peru aufgewühlt hatte. Gonzalo der Jüngste zog mit einem großen
Heer den Amazonas hinab, um dort im Urwald ein neues Reich zu suchen. Viele
warnten Pizarro vor den Umtrieben der Chilenos und rieten ihm zu einer
starken Leibwache. Doch er ließ sich davon nicht beeindrucken. Schließlich
hatte er während der Eroberung Perus die grundlegende Erfahrung gemacht,
dass Unerschrockenheit oft eine viel stärkere Waffe ist als ein großes
Heer. Aber die Verschwörer ließen sich dadurch nicht aufhalten.
Im Juni 1541 stürmten sie mit dem Ruf "Es lebe der König, Tod
den Tyrannen" den Gouverneurspalast. Pizarros Gäste und Hausangestellte
flohen Hals über Kopf. Schließlich blieben nur zwei Pagen und
sein Halbbruder Francisco Martinez de Alcántara, die dann gemeinsam
mit ihm von den Chilenos erschlagen wurden.
Diego bezog danach Pizarros Palast, seine Anhänger plünderten
in Lima und beglichen alte Rechnungen. Obwohl sie dabei ständig ihre
Loyalität der Krone gegenüber betonten, sammelte der Statthalter
des Königs Vaca de Castro im Norden bei Quito ein Heer und rückte
langsam auf Lima vor. Dabei erhielt er Zuzug von ehemaligen Hauptleuten
Pizarros und ihren Männern. Andere schlossen sich Diego de Almagro
an, der sich nach Cusco zurückzog. Die Geschichte schien sich zu wiederholen.
Wieder saßen die Indios an den umliegenden Hängen und genossen
das blutige Spektakel, und wieder unterlagen die Chilenos. Doch dieses
Mal wehrten sie sich erbittert, da sie nun keine Gnade mehr erwarten durften,
so dass schließlich an die 300 Tote auf dem Schlachtfeld blieben.
Die gefangenen Hauptleute, unter ihnen der junge Diego, wurden alle zum
Tod verurteilt und hingerichtet.
Jetzt hätten eigentlich die letzten beiden Pizarrobrüder in
Ruhe Macht und Reichtum genießen können. Doch in Spanien hatte
man inzwischen nicht nur genug von den Blutfehden der Konquistadoren, sondern
man wollte auch die ökonomischen Verhältnisse im Land ordentlich
geregelt wissen. Probleme gab es genug. Da waren erst einmal die riesigen
Latifundien, die Pizarro an seine alten Kameraden vergeben hatten und die
nun jeder sinnvollen Kolonisation im Wege standen. Dann war da die Arroganz
der alten Konquistadoren, die nur selten daran dachten die spanischen Gesetze
zu befolgen. Vor allem ging es aber um Besitz und Ausbeutung der Indios.
Die Krone hatte bereits mehrfach die Erfahrung gemacht, dass die Konquistadoren
die einheimische Bevölkerung so brutal ausbeuteten, dass nach wenigen
Jahren kaum noch Arbeitskräfte und Untertanen am Leben waren. So war
die Bevölkerung der Antillen unter der grausamen Herrschaft von Kolumbus
und seinen Nachfolgern innerhalb von 20 Jahren von etwa einer Million auf
weniger als 50.000 zurück gegangen. Dazu kamen die Klagen christlicher
Ordensbrüder, die nicht tatenlos mit ansehen wollten wie ihre neu
gewonnen Seelen ermordet wurden oder verhungerten und damit ihre ganze
Missionsarbeit zunichte gemacht wurde.
Kurz und gut, in Spanien dachte man inzwischen ernsthaft darüber
nach die anarchischen Zustände in den Kolonien durch ein halbwegs
geregeltes Staatswesen zu ersetzen. Dazu wurden 1542 von Karl V. die "Neuen
Gesetze" erlassen. In ihnen wurden die Größe der vergebenen
Ländereien eingeschränkt und die Zahl der abhängigen Indios;
die beliebige Versklavung anderer Indios wurde generell verboten und ihre
Arbeitspflichten geregelt. Zudem wurde die Erblichkeit der Ländereien
aufgehoben; beim Tod des Inhabers sollten sie an die Krone zurückfallen.
Die Neuen Gesetze entfachten in Peru einen Sturm der Entrüstung.
Die alten Konquistadoren dachten gar nicht daran, sich das, was sie mit
dem Schwert und ihrem Blut erobert hatten, von einigen königlichen
Beamten wegnehmen zu lassen. Bei der Suche nach einem Anführer stießen
sie automatisch auf Gonzalo, den jüngsten der Pizarros. Dieser hatte
am Amazonas keine goldenen Städte gefunden, lediglich Hunger, Krankheiten
und Tod. Als er nach zweieinhalb Jahren und unsäglichen Strapazen
mit einem Bruchteil seiner Leute zurückgekommen war, hatte er an Stelle
seines Bruders einen neuen Statthalter und sich selbst im politischen Abseits
vorgefunden. Um Gonzalo scharten sich nun nicht nur die zu kurz Gekommenen
wie um Almagro, sondern viele der Etablierten, der Konquistadorenadel,
der Angst um seine Latifundien und Sklaven hatte. Aus allen Teilen des
Landes kamen alte Veteranen und junge Abenteurer, bei denen der Name Pizarro
inzwischen einen geradezu magischen klang hatte. Zu seinem wichtigsten
Hauptmann wurde eine besonders finstere Gestalt: Francisco de Carbajal.
Carbajal war ein alter, zynischer Haudegen, der schon bei Pavia gekämpft
und anschließend am Sacco di Roma teilgenommen hatte. Später
war er nach Mexiko gegangen und dann mit Vaca de Castro nach Peru gekommen.
Als dessen Feldhauptmann hatte er wesentlichen Anteil am Sieg über
den jungen Diego de Almagro. Inzwischen war er über 80 Jahre alt und
wollte seine letzten Jahre in Ruhe verbringen. Als er von den Unruhen hörte,
raffte er deshalb sofort sein Gold zusammen und suchte in Lima ein Schiff
nach Spanien. Da der Vizekönig jedoch inzwischen jede Ausreise verboten
hatte, konnte er auch für ein hohes Bestechungsgeld keinen Kapitän
finden. Erst jetzt fügte er sich in sein Schicksal und sagte: "Der
Schiffsmeister will mich nicht mitnehmen! So schwöre ich Euch bei
diesem und jenem, ich will aus diesem Gonzalo einen guten Gonzalo machen,
einen so guten, dass die Lebenden erschrecken und die Nachkommen etwas
zu erzählen haben werden."
Während Gonzalo die Empörer um sich sammelte, kümmerte
sich Carbajal um die Zauderer und Unentschlossenen. Jeden, den er verdächtigte
mit dem Feind zu verhandeln, ließ er ohne viel Federlesen hängen
und trieb auch dabei seine zynischen Scherze. Als Zeichen seines Amtes
trug er einen roten Umhang und einen schwarzen mit Hühnerfedern geschmückten
Hut. Ständig begleitet wurde er von drei schwarzen Sklaven, die ebenfalls
rot gekleidet waren und die Henkersarbeit erledigen mussten. Bald wurde
er als "der Dämon der Anden" gefürchtet, der "die Bäume
mit Gehenkten bevölkerte". Nachdem sich Lima kampflos Gonzalo unterworfen
hatte, versuchte der Vizekönig Blasco Núñez Vela im
Norden noch einmal den Widerstand zu organisieren. Er wurde vertrieben
und dann 1546 in der Nähe von Quito endgültig geschlagen und
kurz darauf hingerichtet. Gonzalo beherrschte nun von Panama bis Chile
die ganze Westküste und einige seiner Freunde forderten ihn auf, sich
von Spanien loszusagen. Carbajal riet ihm offen eine Inkaprinzessin zu
heiraten und eine eigene peruanische Dynastie zu gründen.
Spanien hatte nicht die Mittel ein großes Heer nach Südamerika
zu transportieren, zudem war es mit Kriegen gegen die nordafrikanischen
Korsaren und die protestantischen deutschen Fürsten beschäftigt.
Deshalb schickte Karl V. statt Soldaten den Geistlichen Pedro de la Gasca,
der neben Gnadenbriefen des Kaisers auch die Vollmacht hatte, die verhassten
Neuen Gesetze in weiten Teilen zurückzunehmen. De la Gasca ließ
sich Zeit. Nachdem er in Panama gelandet war, schrieb er Briefe, drohte
und versprach allen Reumütigen Amnestie. Zuerst kamen nur einzelne,
doch bald wurden es immer mehr, die sich der Krone unterwarfen und sich
dafür ihren Besitz bestätigen ließen. Da sich jedoch Gonzalo
und seine engsten Freunde hartnäckig weigerten, sich ebenfalls zu
unterwerfen, begann nun auch de la Gasca Truppen zu sammeln. Limas Bürger,
die Gonzalo noch kurz vorher Treue geschworen hatten, bejubelten de la
Gascas Einzug. Danach kamen immer mehr Überläufer in die Stadt,
während sich Gonzalo mit einigen hundert Getreuen in die Hochebene
am Titikakasee zurückzog. Ende 1547 gelang es den Rebellen und ihren
alten Veteranen zwar ihre relativ unerfahrenen Gegner in einer äußerst
blutigen Schlacht zu schlagen, beim nächsten Treffen aber gingen Gonzalos
Leute in Scharen zu den Königlichen über. Gonzalo ergab sich
daraufhin kampflos und wurde gleich am nächsten Tag als Hochverräter
enthauptet. Carbajal, der auf der Flucht gefasst worden war, wurde wegen
seiner Grausamkeiten stranguliert und dann gevierteilt. Er meinte dazu
nur lapidar, man könne ihn nur einmal töten.
Den Stolz und das Selbstbewusstsein der Konquistadoren brachte Gonzalo
Pizarro kurz vor seinem Tod noch einmal treffend zum Ausdruck. Als ihm
de la Gasca Undankbarkeit gegenüber dem König vorwarf, da dieser
die Brüder Pizarro aus dem Staub erhoben und reich gemacht habe, antwortete
er: "Entdeckt hat mein Bruder allein dieses Land, erobert haben wir es
auf unsere Kosten und mit dem Einsatz unseres Lebens. Und dazu brauchte
es die vier Brüder Pizarro und alle Verwandten und Freunde, die mit
uns waren. Der König erhob uns auch nicht aus dem Staub. Denn seit
die Goten nach Spanien kamen, sind wir Adlige und unser Haus bekannt. Auch
wenn wir Pizarros arm gewesen sind, so sind wir deshalb in die Welt hinausgezogen
und haben dieses Reich gewonnen und es seiner Majestät gegeben. Wir
hätten es behalten können, wie es viele getan haben, die neue
Länder erobert haben."