Unter Kannibalen
Grenzgänger und Mittelsmänner
Als die niederländische WIC (Westindische Kompanie) versuchte mit Brasilien einen profitablen Teil des
spanischen Überseeimperiums zu erobern, war man sicher, dass sich die unterdrückten Einheimischen
erheben und die Niederländer als Befreier begrüßen würden. Die so genannte "Schwarze
Legende" von den Gräueltaten der Spanier war gerade in den Niederlanden ungemein populär. Jeder
konnte auf den Kupferstichen von Theodor de Bry sehen, dass sich die Spanier in Amerika fast noch grausamer
aufführten als in Flandern.
Deshalb war es nach der Eroberung von Salvador da Bahia 1624 eine besonders bittere Erfahrung, dass die an der
Küste lebenden Stämme loyal zu den portugiesischen Kolonialherren hielten, und diese in ihrem
Guerillakrieg gegen die Niederländer tatkräftig unterstützten. Wegen der "barbarischen"
Art ihrer Kriegsführung und ihrer teilweise vergifteten Pfeile trauten sich die Niederländer bald nicht
mehr aus der Stadt und konnten deshalb nach dem Eintreffen spanischer Verstärkungen nur noch kurzen
Widerstand leisten.
Die an der Küste lebenden Tupi waren von den Portugiesen zwar lange unterdrückt und versklavt worden,
lebten aber inzwischen im Schutz von jesuitischen Missionaren und hatten sich nach zahlreichen gescheiterten
Rebellionen mit der Kolonialherrschaft weitgehend arrangiert. Erst nachdem die WIC 1630 in einem zweiten Versuch
Recife und große Teile von Pernambuco erobert hatte, wagten es einige Tupi-Stämme die Fronten zu
wechseln.
In dem folgenden langwierigen Krieg wurden die Tupi für beide Parteien zu unverzichtbaren Hilfstruppen. Nach
dem Amtsantritt von Johann Moritz von Nassau-Siegen als Generalgouverneur wurde ihre Verwendung weiter gesteigert.
Als sich der Krieg mit den portugiesischen Kolonisten in Bahia dann festgefahren hatte und immer mehr von kleinen
Raubzügen und Überfällen bestimmt wurde, erwiesen sich die Tupi als wesentlich effektiver als die
europäischen Söldner, von denen oft nur ein Bruchteil einsatzfähig war.
WIC-Söldner führt eine Truppe Tupi aus einer Mission. Die Tupi-Frauen
tragen den Proviant
Bei der Suche nach neuen Hilfstruppen hörte man bei der WIC dann erstmals von "Wilden", den Tapuya
weiter nördlich in Rio Grande. Die lebten normalerweise weit im Hinterland in der trockenen Savanne des
Sertão. Im Gegenatz zu den Tupi waren sie Nomaden und kamen nur im Winter an die Küste um Cashew-Nüsse
zu ernten. Mit "Tapuya" bezeichneten die Tupi einfach alle Völker, die andere Sprachen hatten. Bei den
im Sertão von Rio Grande lebenden handelte es sich konkret um die Tarairius.
Da sie tapfere Krieger und erklärte Feinde der Portugiesen sein sollten, wurde von der WIC beschlossen, mit ihnen
ein Bündnis zu schließen. Doch mehrere Versuche scheiterten an der großen Distanz und vor allem an
der Sprachbarriere, da auch die Tupi-Verbindungsleute der WIC sich kaum mit den Tarairius verständigen konnten.
Schließlich wurden 1633 mehrere Schiffe mit 800 Söldnern unter der Führung des deutschen Hauptmanns
Georg Garstman nach Rio Grande geschickt. Dort eroberten sie die Festung "Reis Magos", die dann in "Fort Ceulen"
umbenannt wurde.
Bald nach der Eroberung erschienen Tapuya in großer Zahl und Garstman tat sein Bestes um sie zu beeindrucken.
Er ließ Lebensmittel verteilen, dazu Messer, Äxte, Glasperlen, Textilien und andere Geschenke. Garstman
und die anderen Europäer waren zwar vom kräftigen Körperbau und der Wildheit ihrer neuen Bundesgenossen
beeindruckt, fühlten sich aber sonst eher von ihnen abgestoßen. Im Gegensatz zu den missionierten Tupi gingen
die Tapuya völlig nackt, was sie für die calvinistischen Niederländer auf die Stufe von Tieren stellte.
Ihre Tänze und magischen Zeremonien erschienen als Teufelsanbetung.
tanzende Tapuya-Krieger
Zur Erprobung des Bündnisses wurde im nächsten Jahr eine gemeinsamer Kriegszug unternommen. Eine kleine Truppe
europäischer Söldner ging mit 160 Tapuya gegen portugiesische Stützpunkte in Rio Grande und Paraiba vor.
Die Tapuya beeindruckten schnell durch ihre Effektivität im Kampf und ihre Tapferkeit und bald trieben sie die
Portugiesen und deren Tupi-Verbündete vor sich her. Regelrecht geschockt waren die Europäer jedoch durch die
Grausamkeit ihrer Verbündeten, die auch Frauen und Kinder rücksichtslos erschlagen wollten. Es war sicher nicht
leicht zu dieser Zeit – in Europa wütete der Dreißigjährige Krieg - europäische Söldner zu
schockieren aber die Tapuya schafften es. Am abstoßendsten war der von ihnen praktizierte rituelle Kannibalismus,
bei dem getötete Feinde aber auch verstorbene Familienangehörige verzehrt wurden.
Trotz der militärischen Erfolge nahm die WIC nach diesen Erfahrungen von einer weiteren Kooperation mit den Tapuya
Abstand. Langfristig wollte man die portugiesischen Kolonisten ja als Untertanen gewinnen, da sie für die Zuckerproduktion
essentiell waren, und dazu schienen die raub- und mordlustigen Tapuya völlig ungeeignet. Man wollte sie aber als
strategische Reserve und Drohmittel bereit halten. Hauptmanns Garstman wurde deshalb angewiesen den Tapuya regelmäßig
Geschenke zu schicken, sie aber nach Möglichkeit von der Küste und den Portugiesen ferzunhalten.
In den nächsten Jahren stütze sich die WIC vorwiegend auf die zivilisierteren Tupi und nur gelegentlich auf die
schwer zu kontrollierenden Tapuya. Das Hauptproblem mit den nomadischen Tapuya blieb jedoch der direkte Kontakt, und Garstman
war dazu sicher nicht die passende Besetzung. Die fand die WIC 1642 in dem Deutschen Jacob Rabe.
Leider ist über ihn sehr wenig bekannt.Er stammte angeblich aus Waldeck und man nimmt an, dass er im Gefolge von Johann
Moritz 1637 nach Brasilien gekommen war. Da er in niederländischen Dokumenten als „heer“ bezeichnet wird,
kam er wahrscheinlich aus guter Familie und war gebildet. Möglicherweise hatte ihn wie so manche deutsche
Patriziersöhne exotische Reise- und Abenteuerlust in die Ferne getrieben. Außerdem konnte ein gebildeter, junger
Mann in einer Zuckerkolonie sicher Karriere machen.
Die meisten Abenteuer und reicher Gewinn waren im unbekannten Hinterland zu erwarten. Wer mit einigen billigen Handelswaren
den Weg in die Wildnis wagte, konnte dort leicht sein Leben verlieren oder fantastische Dinge sehen und hervorragende
Geschäfte machen. Häute von exotischen Tieren, Waffen und Schmuck der Eingeborenen wurden von Sammlern in Europa
sehr gut bezahlt. Rabe hatte jedenfalls ab 1639 engen Kontakt mit den Tapuya, sprach ihre Sprache und machte offenbar auch
Geschäfte mit ihnen. Außerdem war er mit einer Tupi-Frau namens Dominga verheiratet, zu deren Stamm er auch gute
Beziehungen unterhielt. Man kann also annehmen, dass er von Recife aus zuerst mit den Tupi Kontakt suchte und von dort aus
dann seine Reisen ausdehnte und schließlich zu den Tapuya kam. Man kann mit Sicherheit davon ausgehen, dass ihn die
Welt der indigenen Völker faszinierte und er ihnen mit großer Sympathie begegnete, denn von allen Berichten, die
zu den Tapuya existieren, zeichnen sich allein die seinigen dadurch aus.
Für alle frühen Kolonialmächte waren Männer wie Rabe Gold wert. Man traute ihnen zwar nie richtig,
verachtete sie vielleicht sogar ein wenig, da sie sich unter den Wilden so verdächtig wohl fühlten, dennoch waren
ihre Verbindungen und Sprachkenntnisse unverzichtbar. Rabe wurde deshalb 1642 von der WIC als Verbindungsmann zu den Tapuya
in Rio Grande mit einem Monatssold von 18 Gulden eingestellt. Da die Niederlande inzwischen mit Portugal Frieden geschlossen
hatten, bestand seine Hauptaufgabe darin, die Tapuya davon abzuhalten die portugiesischen Siedler zu überfallen.
Er hat sich nicht daran gehalten. Ganz im Gegenteil scheint er die Tapuya ermuntert zu haben, bei ihren Wanderungen Vieh von
den Portugiesen als Reiseproviant zu stehlen. Falls ihnen dabei andere Sachen in die Hände fielen, spielte er gerne den
Abnehmer. Im Februar 1643, gerade ein halbes Jahr nachdem er sein Amt übernommen hatte, wurde er wieder entlassen, da er
von den Tapuya zwei afrikanische Sklaven erhalten hatte, die diese zuvor bei Portugiesen in Rio Grande gestohlen hatten.
Allerdings wurde er ein paar Monate später wieder unter Vertrag genommen, da sonst niemand in der Lage schien, die Tapuya
zum Abzug aus der Küstenregion zu bewegen. Er besaß inzwischen eine Farm in der Nähe von Fort Ceulen, wo er
Abgesandte der Tapuya empfing und angeblich auch die von ihnen geraubten Schätze hortete.
Es kam deshalb immer wieder zum Konflikt mit Garstman, der als Kommandeur von Fort Ceulen die Autorität der WIC vor Ort
repräsentierte. Garstman hatte ein Portugiesin geheiratet, eine Zuckermühle gekauft und war deshalb stark am Ausgleich
mit den portugiesischen Pflanzern interessiert. Er ließ Rabe kurz darauf verhaften, doch der konnte wieder entkommen.
Danach scheint sich die Lage etwas entspannt zu haben, denn 1644 führte Rabe eine Delegation von Tapuya nach Recife um
Johann Moritz zu verabschieden, der von seinem Posten als Generalgouverneur abberufen worden war.
Mit der Abberufung von Johann Moritz begann das Ende der Kolonie. Die WIC betrachtete nun den Krieg als gewonnen und wollte
endlich Gewinn machen. Die Kosten fürs Militär wurden stark reduziert und gleichzeitig begann man bei den Pflanzern
Außenstände für geschuldete Steuern und gekaufte Sklaven mit teils drastischen Maßnahmen einzutreiben.
Das Resultat war im Sommer 1645 ein großer Aufstand der portugiesischen Pflanzer, der schnell um sich griff und an Dynamik
gewann. Korrupte Offiziere und unbezahlte Söldner der WIC übergaben Festungen und wechselten die Fronten. Bereits
nach wenigen Monaten war fast ganz Pernambuco gefallen und der Machtbereich der WIC auf einige wenige feste Plätze an
der Küste reduziert.
Es war genau die Situation, in der man Männer wie Jacob Rabe und die „wilden“ Tapuya benötigte. Und
ganz anders als in Pernambuco hatten die Aufständischen in Rio Grande keinen Erfolg. Ihre Angriffe wurden nicht nur
abgeschlagen, sondern die Tapuya zogen auch noch in großen Scharen nach Süden, wo sie vereint mit kleinen
Gruppen europäischer Söldner einen grausamen Buschkrieg gegen die portugiesischen Siedler führten.
Ein niederländischer Chronist schreibt darüber: "Sie begleiteten die Holländer durch das
gefährlichste und schwierigste Terrain. Sie schwammen voraus durch Seen und Flüsse, wenn es die Holländer
nicht wagten als erste ins Wasser zu gehen. Sie liefen voraus mit unübertrefflicher Geschwindigkeit, machten mit
Äxten den Weg frei, trugen zu zweit in Hängematten die Offiziere und Verwundeten. Sie zeigten ihnen die
feindlichen Lager und führten sie zu Plätzen, wo ihre Gegner vorbeikommen mussten, so dass man sie überraschen
und töten konnte. Die Portugiesen wussten, dass sie auf offenem Feld wenig Chancen hatten, da die Tapuya und Tupi alle
töten wollten, die sie unterdrückten."
Tapuya-Frau mit "Reiseproviant"
An der Spitze der Tapuya führte Rabe den Krieg in Rio Grande mit einer Grausamkeit und Gnadenlosigkeit, an die man
sich in Brasilien bis zum heutigen Tag erinnert. Die größten Wellen schlug das Massaker von Cunhaú.
Dort überfiel Rabe mit einer Truppe Tapuya und einigen europäischen Söldnern die Portugiesen sonntags
beim Gottesdienst. Dabei wurden 30 Personen samt Frauen und Kindern gnadenlos abgeschlachtet. Angeblich griff Rabe auch
nicht ein als die Tapuya die Leichen verstümmelten und zum Teil verzehrten. Das schreckliche Ereignis wurde zu einem
Symbol in der brasilianischen Geschichte und im März 2000 wurden die "Märtyrer von Cumhaú"
vom Papst selig gesprochen.
Seinerzeit hatte das Massaker vor allem eine starke propagandistische Wirkung und trieb viele zögernde Kolonisten ins
Lager der Rebellen. Auch der Hohe Rat der WIC war entsetzt, dachte aber nicht daran gegen Rabe vorzugehen, denn inzwischen
waren seine Dienste zu wichtig. Stattdessen schickten sie ihm einen Priester, der ihm zureden sollte, den Krieg mit etwas
mehr Rücksicht zu führen. Rabe ließ dem Hohen Rat ausrichten, dass es die falsche Politik sei, die Feinde
zu verschonen, da sie einem später dann das Genick brechen würden.
Die Portugiesen reagierten mit einer Massenhinrichtung gefangener Tupi in Pernambuco. Das hatte wiederum zur Folge, dass
sich eine größere Truppe Tupi nun Rabe und seinen Tapuya anschloss und im Oktober ein neues Massaker an
unbewaffneten Zivilisten verübten. In Pernambuco verhandelten die gegnerischen Parteien manchmal, Gefangene wurden
halbwegs korrekt behandelt und manchmal sogar ausgetauscht. Aber Rabe führte den Krieg nicht wie ein Europäer
sondern wie ein Tapuya und da war keine Gnade zu erwarten.
Rabes Verhängnis wurden aber nicht die Rebellen sondern sein alter Gegner Garstman. Der hatte bereits mehrfach versucht
Rabe aus dem Verkehr zu ziehen, sich dann aber möglicherweise auf Anweisung von oben mit seinen Aktivitäten
abgefunden. Da aber der Vater seiner Frau zu den Opfern des Massakers von Cumhaú gehörte, hatte der Konflikt
inzwischen eine starke persönliche Note bekommen. Nach verschiedenen Aussagen war Garstman aber vor allem hinter Rabes
Schätzen her. Es war klar, dass die Tapuya mit vielen Dingen, die sie bei ihren Überfällen erbeuteten wenig
anfangen konnten. Außerdem war Rabe sehr wohlhabend. Wenn man bedenkt, dass er zu diesem Zeitpunkt mindestens zwanzig
schwarze Sklaven besaß, von denen jeder 10-20 Jahresgehälter wert war, bekommt man eine vage Vorstellung vom
Wert der Beute.
Garstman vereinbarte mit Rabe ein Treffen in der Schänke eines ehemaligen Söldners in der Nähe von Fort Ceulen.
Gemeinsam mit mehreren Kolonisten und Offizieren wurde wahrscheinlich die militärische Lage diskutiert, bis Garstman mit
seinen Leuten plötzlich aufbrach. Als Rabe danach sein Pferd suchte, wurde er von zwei WIC-Söldnern angeschossen.
Anschließend hieb einer der beiden noch mehrmals mit dem Säbel auf ihn ein bis er tot war. Nach Rabes Tod schickte
Garstman sofort Söldner zu dessen Farm und ließ dort erfolglos nach den vergrabenen Schätzen suchen.
Ein hoher Offizier wie Garstman konnte in einem schmutzigen Guerillakrieg sicher jemanden ermorden lassen ohne sich dafür
zu rechtfertigen. Bei Rabe musste der Hohe Rat jedoch befürchten, die wichtige Unterstützung der Tapuya zu verlieren.
Also wurde Garstman verhaftet und eine Untersuchung eingeleitet. Die Tapuya verlangten auch sofort Rache für den Tod von
Rabe, "den sie als einen der ihren betrachtet und mehr als hundert andere Personen geliebt hätten" und die Auslieferung
von Garstman. Auf der anderen Seite machten sich große Teile der kolonialen Elite für Garstman stark. Nach langen
Verhandlungen wurden Garstman und die Mörder schließlich aus der Kolonie verbannt.
Für die Tapuya war dieses Urteil ein offener Affront und das Bündnis mit ihnen wurde dadurch fundamental beschädigt.
Um das Schlimmste abzuwenden schickte die WIC Roelof Baro. Ähnlich wie Rabe war Baro einer dieser Grenzgänger, der
mehrere indigene Sprachen beherrschte und das Land und seine Bewohner kannte. Er war wahrscheinlich Niederländer und als
Schiffbrüchiger bereits 1617 nach Brasilien gekommen. Da er erst 7 Jahre alt war, hatten ihn die Portugiesen in ein Tupi-Dorf
gesteckt um ihn später als Dolmetscher zu verwenden. Nach der Eroberung von Recife 1631 durch die WIC, wechselte er die
Fronten und bot seine Dienste als Dolmetscher und Kundschafter an. Später unternahm er im Auftrag der WIC weite Reisen ins
unerforschte Hinterland, leitete aber auch schwierige militärische Expeditionen wie gegen die geflohenen afrikanischen
Sklaven in Palmares, und er führte Verhandlungen mit verschiedenen Stämmen, wenn es zu Problemen kam.
Trotz seiner Erfahrungen hätte Baro bei den Tapuya wohl kaum etwas erreicht. Allerdings wurden diese inzwischen im
Sertão so sehr von feindlichen Stämmen bedrängt, dass sie die WIC fast mehr benötigten als diese sie.
So konnte er noch einmal eine Notallianz schließen, durch die Rio Grande bis zur endgültigen Kapitulation der WIC
gehalten werden konnte.
Baro hatte sicher sein Bestes getan, aber im Gegensatz zu Rabe hatte er für die Tapuya nicht viel übrig. Er hielt
sie für grausame, unkontrollierbare Wilde, mit denen er den Kontakt lieber vermieden hätte. Normalerweise unternahm
er seine Expeditionen mit den zivilisierteren Tupi, die ihn für seine Tapferkeit bewunderten. Inzwischen hatte aber
anscheinend auch seine Gesundheit gelitten, denn er legte nach kurzer Zeit sein Amt nieder und starb noch im selben Jahr
mit 38 Jahren.
Nach der Kapitulation von Recife 1654 wurde die gesamte Kolonie an Portugal übergeben. Die Europäer durften ungehindert
abziehen und auch ihren persönlichen Besitz mitnehmen. Für ihre idigenen Verbündeten gab es dagegen kein Pardon.
Die Tupi und Tapuya im Nordosten Brasiliens verteidigten sich dennoch lange hartnäckig, und erst als der Sertão
für die weißen Viehzüchter interessant wurde, wurde ihr letzter Widerstand gebrochen und sie verschwanden in dem
weitgehend unbekannten Genozid, den man in Brasilien euphemistisch den "Barbarenkrieg" (1687-1720) nennt. Es liegt in der Natur der
Sache, dass wegen der toten "Barbaren" noch niemand beim Papst vorstellig wurde oder gar an ein Denkmal dachte.
Literatur:
Boogaart, Ernst van
Infernal Allies: the Dutch West India Company and the Tarairiu, 1631-1654
in: Almeida, Luiz Sávio de; Galindo, Marcos; Elias, Juliana Lopes (Hrg.)
Índios do Nordeste: temas e problemas 2
2013
Dams, Britt
Comprehending the New World in the Early Modern Period: descriptions of Dutch Brazil (1624-1654)
2016
Meuwese, Mark
Brothers in Arms, Partners in Trade. Dutch-Indigenous Alliances in the Atlantic World, 1595-1674.
2011
Meuwese, Mark
The Murder of Jacob Rabe: Contesting Dutch Colonial Authority in the Borderlands of Northeastern Brazil
in: New World Orders: Violence, Sanction, and Authority in the Colonial Americas,
John Smolenski and Thomas J. Humphrey (Hrg.) 2005, S.133–156
Moreau, Pierre (Hrg.)
Relation du voyage de Roulox Baro, interprete and ambassadeur ordinaire de la Compagnie des Indes de l'Occident,
au pays des Tapuies dans la terre ferme du Brasil.
Nederveen Meerkerk, Hannedea C. van
Relationship between the Indians and the Dutch in XVII-th century Brazil
In: Almeida, Luiz Sávio de; Galindo, Marcos; Elias, Juliana Lopes (Hrg.)
Índios do Nordeste: temas e problemas 2
Wätjen, Hermann
Das holländische Kolonialreich in Brasilien. Ein Kapitel aus der Kolonialgeschichte des 17,Jahrhunderts
1921