Kriegsreisende

 die Sozialgeschichte der Söldner

Rom gegen Karthago

Der Erste Punische Krieg.

samnitischer Krieger Bereits im 5. Jahrhundert, als Rom noch damit beschäftigt war sich von der etruskischen Vorherrschaft zu befreien und die umliegenden Stämme zu unterwerfen, kämpften auf Sizilien bereits Karthago und die Griechen von Syrakus um die Vorherrschaft. Allerdings blieb es bei sporadischen Kämpfen, hauptsächlich waren die beiden Völker mit Handel beschäftigt. Als gute Geschäftsleute beschäftigten sie in ihren Kriegen auch viele Söldner, die beide Seiten gerne auf dem gegenüber liegenden Festland anwarben. Die italischen Stämme waren zu dieser Zeit noch sehr rau und kriegerisch und in den Augen der griechischen Kolonisten nicht viel mehr als primitive, räuberische Barbaren. Mit der Zeit etablierte sich die Praxis so, dass auf Sizilien oft feste Formationen aus Campanern, Oskern oder anderer Italiker über Jahre im Dienst verschiedener Städte standen. Bald kamen dann noch die Kelten hinzu, die oft in der Nähe von Ancona angeworben und dann per Schiff nach Syrakus transportiert wurden.

Eine dieser Söldnerformationen oskisch/samnitischer Herkunft, hatte lange Agathokles dem Tyrannen von Syrakus gedient. Zum Dank und sicher auch zu seinem persönlichen Schutz, hatte er sie in Syrakus angesiedelt. Nach seinem Tod 289 kam es aber zunehmend zu Konflikten zwischen ihnen und ihren griechischen Mitbürgern. Wahrscheinlich war geregelte Arbeit und das Zivilleben nichts für die alten Krieger. Schließlich wurden sie aus der Stadt verwiesen, kämpften dann aber erfolgreich für einen Thronanwärter und erhielten wieder Bürgerrecht. Da sich aber auch dadurch nichts geändert hatte, mussten sie letzten Endes doch abziehen. Sie marschierten nach Norden. Man sollte aber nicht denken, dass sie vielleicht nach Hause wollten. Dazu waren sie bereits viel zu lange unterwegs und entwurzelt. Sie fühlten sich bereits als eigenes Volk und nannten sich deshalb "Mamertiner" - Söhne des Mars - nach dem Kriegsgott Mars, den sie verehrten. Wahrscheinlich suchten sie neuen Dienst in einer der Griechenstädte Siziliens oder Süditaliens, die ständig untereinander oder mit den Stämmen in ihrem Hinterland Kriege führten.

Schließlich kamen sie nach Messena, einer griechischen Stadt an der Meerenge, die von Agathokles von erobert dem Reich Syrakus einverleibt worden war. Da die Bürger dachten, mit dieser schlagkräftigen Verstärkung ihre Unabhängigkeit von Syrakus erkämpfen zu können, nahmen sie die Mamertiner gut auf. Doch diese überfielen nachts ihre Gastgeber und ermordeten die meisten. Anschließend teilten sie sich den Besitz und die Frauen der Toten und gründeten einen eigenen Staat - es existieren sogar noch Münzen aus ihrer Regierungszeit. Da zur gleichen Zeit Syrakus und Karthago wieder in offenem Krieg miteinander lagen, hatten sie gute Gelegenheit zum eigenen Profit, Raubzüge zu unternehmen. Sie verheerten das nördliche Sizilien und eroberten sogar einige kleinere Städte. Als die Karthager immer mehr die Oberhand gewannen und schließlich sogar Syrakus belagerten, rief Syrakus den griechischen König und Söldnerführer Pyrrhus zu Hilfe, der sich gerade in Süditalien mit den Römern schlug.

Pyrrhus führte recht erfolgreich Krieg und drängte die Karthager schnell zurück. Für die Mamertiner wurde Lage dadurch schwierig. Sie lebten gut, wenn sich die Großen schlugen. Bei griechischen Sieg, hätte man ihnen als Banditen schnell ein Ende gemacht. Also suchten sie also nach Verbündeten. Da traf es sich gut, dass die Römer während der Kämpfe gegen Pyrrhus 282 eine Garnison campanischer Söldner nach Rhegium gelegt hatten. Diese stammten aus der selben Region wie die Mamertiner und sprachen einen ähnlichen Dialekt. Nach Absprache mit den Mamertinern meuterten sie, erschlugen einen Großteil der Bürger und machten sich zu Herren der Stadt. Zusammen kontrollierten sie nun die wichtige Meerenge und weiteten ihre räuberischen Aktivitäten durch Piraterie gewaltig aus. Als Pyrrhus frustriert von den Intrigen der Griechen, die natürlich auch seine Herrschaft nicht wollten, 275 Sizilien verließ, konnten die Mamertiner ihr Gebiet sehr erfolgreich ausdehnen. Bald kontrollierten sie den gesamten Nordosten der Insel.

Doch mit dem vorläufigen Ende des Krieges zwischen den Großmächten, waren auch die Tage dieser Räuberrepubliken gezählt. Als erste reagierten die Römer. Sie schickten 270 ein Heer nach Rhegium, stürmten die Stadt und ließen die Gefangenen als Meuterer hinrichten. Auf Sizilien begann sich Hieron, der neue Herrscher von Syrakus, mit den Mamertinern zu beschäftigen. In einigen Feldzügen konnten er ihnen Teile ihres Gebietes entreißen. Dabei profilierte er sich als Vorkämpfer des Griechentums gegen die Barbaren - als solche betrachteten die Griechen alle, die vom Festland stammten. Nachdem Hieron neue Söldner geworben und auch die Milizen von Syrakus besser ausgebildet hatte, gelang es ihm die Mamertiner vernichtend zu schlagen. In ihrer bedrängten Situation wandten sich diese daraufhin Schutz suchend an Karthago. Die Karthager hatten  zwar Frieden mit Syrakus, wünschten aber auch keinen allzu starken Machtzuwachs der alten Rivalin. Deshalb nutzten sie die Gelegenheit und legten eine kleine Garnison nach Messena, das dadurch zu einer Art karthagischem Protektorat wurde.

Dies führte zwar dazu, dass Hieron seine Truppen vorerst zurückzog, doch Karthagos Macht war weit, denn sie konzentrierte sich im Südwesten der Insel um Lilybaeum und Heraclea. Die Mamertiner konnten deshalb nicht sicher sein, dass bei einem neuen Angriff Hierons karthagische Hilfe rechtzeitig eintreffen würde, oder dass Karthago überhaupt einen Krieg mit Syrakus riskieren würde. Es mag auch sein, dass die Karthager in Messena damit begannen, die Seeräuberei der Mamertiner einzuschränken. Schließlich waren die Karthager als Händlervolk an guten Geschäften interessiert. Jedenfalls schickten die Mamertiner eine Delegation nach Rom, um sich dem Schutz der Republik zu unterstellen. Dort waren große Teile des Senats nicht gewillt, auf dieses Angebot einzugehen. Schließlich hatte man gerade kurz zuvor den Meuterern von Rhegium ein Ende gesetzt. Warum sollte man nun ein ähnliches Gebilde beschützen und deshalb einen Konflikt mit Syrakus oder Karthago riskieren.

die Römer entsetzen Messena So argumentierten viele Senatoren. Es gab aber auch andere, die "weiter" dachten. Sie sprachen von einer guten Gelegenheit, eine feste Basis in Sizilien zu bekommen, sahen sich insgeheim bereits als siegreiche Feldherren nach Rom zurückkehren. Da die Kriegstreiber jedoch im Senat keine Mehrheit fanden, wandten sie sich direkt an das Volk und sprachen dort von der historischen Mission Roms, die Westgriechen zu beschützen (vor wem eigentlich?). Natürlich versprach ein Krieg in Sizilien auch reiche Beute. In den wohlhabenden Griechenstädten war weit mehr zu holen als in den Bergdörfern der Samniten oder bei den Galliern im Norden. Große Probleme sah man nicht, da Pyrrhus in Sizilien leicht gesiegt hatte, nur um dann von den Römern geschlagen zu werden. Die Appellation an die Beutegier und den Ruhm des Vaterlandes stieß beim Volk und wahrscheinlich vielen ehemaligen Soldaten auf offene Ohren, so dass der Senat schließlich genötigt wurde, das Angebot der Mamertiner anzunehmen.

Mit dem römischen Schutzbrief in der Tasche kehrte die mamertinische Delegation zurück und forderte die karthagische Garnison zum Abzug auf. Da es sich bei diesen mehr um ein symbolisches Kontingent gehandelt hat, leisteten sie auch keinen Widerstand. Nach ihrem Abzug aber schlossen Hieron und Karthago ein Bündnis und begannen 264 mit der Belagerung. Sie hofften das Piratennest so schnell auszuheben, bevor die Römer auf der Bühne erscheinen konnten. Damit war der Krieg da, der als der erste Punische in die Geschichte eingehen sollte. Die Römer schickten einen ihrer Hauptkriegstreiber, den Konsul Claudius Caudex mit einem Heer von 20.000 Mann nach Sizilien. Nach längeren Schwierigkeiten, da die Karthager das Meer kontrollierten, gelang es ihm endlich, mit seiner Armee nachts heimlich nach Messena überzusetzen.

Vor dieser Übermacht zogen sich Griechen und Karthager kampflos zurück. Römische Berichte über große Siege werden von modernen Historikern in den Bereich der Legende verwiesen, da Konsul Claudius bei seiner Rückkehr keinen Triumphzug erhielt. Weder Hieron noch Karthago verfügten zu diesem Zeitpunkt über die Mittel, sich der römischen Militärmaschine in offener Feldschlacht entgegen zu stellen. Roms großer Vorteil bestand darin, dass es inzwischen ganz Italien bis zur Toskana zielstrebig seinem Imperium einverleibt hatten und damit auf gewaltige Menschenreserven zurückgreifen konnten. Zahlreiche italische Stämme aber auch die Griechenstädte und die Etrusker mussten sich an den Kriegskosten beteiligen und als Bundesgenossen Truppen stellen.

Im Gegensatz dazu übten die Karthager eigentlich nur über ihr libysches Hinterland eine so feste Kontrolle aus, dass sie dort auch Truppen ausheben konnten. Während die Römer fast ununterbrochen Eroberungskriege führten, machten die Karthager in erster Linie Geschäfte. Natürlich führten sie auch dabei Kriege aber diese dienten dann mehr den Handelsinteressen und sollten Profit bringen. Bei diesen eher begrenzten Unternehmen stützten sie sich hauptsächlich auf Söldner, die sie leicht in ihren weit verzweigten Handelsniederlassungen rekrutieren und mit ihren Handelsgewinnen auch bezahlen konnten. Römische Autoren haben diesen Gegensatz oft thematisiert und den feigen karthagischen Händlern, die fremde Söldner für sich kämpfen ließen, die tapferen römischen Bürger, die selbst ins Feld zogen, gegenüber gestellt. Dieses Vorurteil hat sich bis in die moderne Literatur gehalten und wurde erst von der neuesten Forschung richtig gestellt.

Seeschlacht zwischen Karthagern und Römern Karthago war wie gesagt demographisch gar nicht in der Lage große Armeen aufzustellen. Die meisten Einwohner, die Kriegsdienst leisteten, wurden einfach von der Flotte absorbiert, deren Galeeren einen immensen Menschenbedarf hatten. Die Flotte war Karthagos entscheidendes Machtinstrument und dort diente auch die Mehrzahl seiner Bürger. Die weit entfernten Garnisonen in Übersee wurden dagegen mit Söldnern besetzt. Da Karthago auch bei weitem nicht so kontinuierlich Krieg führte wie Rom, waren Söldner auch hier ein bedeutender Vorteil; sie konnten je nach Bedarf angeworben und anschließend wieder entlassen werden. Während in dem entscheidenden Krieg zur See also sicher zahlreiche Karthager zum Einsatz kamen, wurden die Kämpfe auf Sizilien hauptsächlich mit Söldnern geführt.

Diese Söldnerheer bietet einen guten Überblick über das, was im 3. Jahrhundert im Mittelmeer zu haben war. Wichtig waren sicher die Libyer, die das Gros der schweren Infanterie stellten. Sie waren zwar zum Teil karthagische Untertanen, für den Dienst in Übersee wurden aber sicher Freiwillige geworben. Man kann annehmen, dass ihre Ausrüstung im Wesentlichen der der Römer und Griechen glich. Für die Phalanx wurden auch viele Griechen in Sizilien selbst aber auch in Griechenland geworben. Dazu kamen Italiker vom Festland, die sich aus verschiedenen Gründen dort abgesetzt hatten oder aus den Legionen desertiert waren. Die römischen Autoren unterschlagen dies zwar gerne, doch in den römischen Friedensverträgen wird ständig die Auslieferung von Deserteuren verlangt. Man sollte hier an Mamertiner und die Meuterer von Rhegium denken, und an den Campaner Spendius, der später beim Söldneraufstand eine entscheidende Rolle spielte. In der Phalanx kämpften auch viele Kelten und Iberer, obwohl diese sicher nur teilweise gepanzert waren. Meistens verfügten sie nur über Helm und Schild. Allerdings stellten Kelten und Iberer auch Reiter. Der Großteil der Kavallerie kam aber aus Numidien, das nicht unabhängig war aber seit Generationen Werbungen erlaubte. Ein wichtiges Werbegebiet war auch Ligurien, dessen Bergbewohner wahrscheinlich als Leichtbewaffnete vorwiegend mit Wurfspeeren kämpften. Besonders wichtig waren die balearischen Schleuderer, die einen hervorragenden Ruf hatten. Diese arme Inselvolk lieferte so viele Schleuderer, dass die ganze Inselgruppe davon ihren Namen erhielt. Söldner waren auch die indischen Mahuts, die Elefantenführer. Viele denken wegen Hannibals Elefanten, diese seien eine karthagische Erfindung. In Wirklichkeit waren sie aber von den Diadochen aus Indien ans Mittelmeer gebracht worden. Die Karthager selbst waren erstmals in Kriegen gegen Pyrrhus mit dieser Waffe konfrontiert worden und hatten vorher noch Streitwagen benutzt. Jetzt bezogen sie die indische Elefanten und Mahuts über ihre Phönizischen Schwesterstädte im Libanon und über das Ptolemäerreich in Ägypten. Es kamen zwar auch nordafrikanische Waldelefanten zum Einsatz, aber diese waren viel kleiner und trugen nur einen Reiter. Die indischen dagegen trugen Türme mit Bogenschützen.

Alle Truppen kämpften mit eigenen landestypischen Waffen unter eigenen Anführern. Meistens Häuptlinge oder deren Söhne, die den entsprechenden Vertrag mit den karthagischen Werbern abgeschlossen hatten. Zumindest die Anführer mussten sich selbst oder mit Hilfe eines persönlichen Dolmetschers mit dem Heerführer verständigen könne. Es ist überliefert, dass Ansprachen zuerst an die Unterführer gerichtet wurden, die diese dann an ihre Leute weitergaben. Man kann aber annehmen, dass eine Mischung aus Griechisch und Phönizisch als eine Lingua Franca unter den Söldnern diente. Diese Mischung hatte den Römern gegenüber sicher den Vorteil der Vielseitigkeit, zudem handelte es sich bei vielen um erfahrene und abgehärtete Krieger. Allerdings war es für jeden Feldherrn sicher äußerst schwierig Disziplin und ein geordnetes Zusammenspiel in der Schlacht durchzusetzen.

Karthager werben keltische Söldner

Am Anfang des punischen Krieges mussten die Werber jedoch erst noch mit ihrer richtigen Arbeit beginnen, und die verschiedenen Kontingente trafen nur langsam auf dem Kriegsschauplatz ein. Die Karthager zogen sich deshalb auf ihre festen Stützpunkte im Süden und Südosten (Acragas und Lilybaeum) zurück. Die Römer begannen 263 mit der systematischen Unterwerfung der Insel. Mit zwei Armeen, jede von einem Konsul geführt, rückten sie langsam vor. Viele der Städte im Inland unterwarfen sich freiwillig beim Herannahen der Legionen. Auch Hieron, der sich nun alleine dem Feind gegenüber sah, machte Frieden. Während die Karthager noch damit beschäftigt waren, ein großes Söldnerheer aufzustellen, marschierten die Römer mit beiden Armeen gegen Acragas und begannen mit der Belagerung. Bei der Belagerung hatten die Römer starke Verluste durch Ausfälle der Garnison und noch mehr durch schlechte Versorgung und Lagerseuchen.

Unterdessen hatte der karthagische Feldherr Hanno in Heraclea ein starkes Söldnerheer gesammelt. Zudem verfügte er über 60 Elefanten. Als Lage in Acragas immer schlimmer wurde, sah er sich endlich zu einem Entsatzangriff gezwungen. Aber anscheinend war er kein großer Feldherr und konnte auch mit den Elefanten, die hier erstmalig von Karthago eingesetzt wurden, wenig anfangen. Nachdem Römer seine erste Linie geworfen hatten, verlor sein zusammen gewürfeltes Heer jeden Zusammenhalt und löste sich in einer chaotischen Flucht auf. Daraufhin setzte sich auch Garnison, die sich sehr gut gehalten hatte, in der Nacht unbemerkt ab. Die Römer konnten deshalb am nächsten Tag die unverteidigte Stadt besetzten. Acragas wurde grausam geplündert und alle Einwohner in die Sklaverei verkauft. Das befriedigte zwar die Legionäre, machte aber auf die anderen Griechenstädten keinen guten Eindruck, so dass sich in der Folgezeit viele Küstenstädte den Karthagern anschlossen. Der Krieg verlagerte sich aber immer stärker aufs Meer, das die Karthager als bessere Seeleute weitgehend beherrschten. Erst nach einigen schweren Niederlagen gelang es Römern durch die Einführung von Enterbrücken, mit denen sie die Beweglichkeit der Karthager ausglichen und Landkrieg sozusagen auf See verlegen konnten, auch hier die Oberhand zu gewinnen. 260 schlugen sie die karthagische Flotte vernichtend bei Mylae.

Kampfelefant Nach großem Seesieg wollten sie den Krieg durch einen Angriff auf Karthago selbst beenden. 256 landete der Konsul Atilius Regulus mit einem großen Heer in Afrika und eroberte Tunis. In Karthago waren weder die Milizen noch die Feldherren den Römern gewachsen. So nahmen die Karthager nach langem Zögern die Schlacht in ungünstigem Gelände an, wo sie weder ihre Elefanten noch ihre Kavallerie einsetzen konnten. Geschlagen mussten sie um Frieden bitten. Da die Römer jedoch unannehmbare Bedingungen stellten, warben sie verstärkt Söldner. Wahrscheinlich fuhren ihre Schiffe auch zum dem berühmten Werbeplatz auf dem Peloponnes: dem Kap Tainaron. Denn von dort kam der Spartaner Xanthippos mit vielen Griechen. Er hatte nicht nur Erfahrungen mit Elefanten, sondern nutzte seine Griegen auch, um die karthagische Phalanx auszubilden und zu verstärken. Wegen seiner Kenntnisse erhielt er schließlich sogar den Oberbefehl. Nachdem er das Heer ausreichend einexerziert hatte, stellte er die Römer in offenem Gelände, wo anscheinend seine Elefanten einen durchschlagenden Erfolg erzielten. Sie brachen tief in römische Schlachtordnung ein, viele Römer wurden überrannt und zertreten. Diejenigen, die zwischen Elefanten durchkamen, trafen auf die von den Griechen trainierte Phalanx und fanden dort ihren Untergang. Das römische Heer wurde fast vollständig vernichtet und Regulus kam in Gefangenschaft. Xanthippos hatte allerdings nicht viel von dem Sieg. Bald wurde er in Intrigen verwickelt und von mächtigen Patriziern angefeindet. Also reiste er ab. Nach einigen römischen Legenden sollen ihn die Karthager sogar ermordet haben, um sich den Sold zu sparen. Das ist allerdings erfunden, da sich Xanthippos später in den Diensten von Ptolemäus III. in Ägypten nachweisen lässt.

Auf Sizilien ging der Kleinkrieg indessen weiter. Die Römer waren zwar an Kräften deutlich stärker, hatten aber nach der Niederlage in Afrika für mehrere Jahre geradezu panische Angst vor Elefanten, so dass sie jede Schlacht vermieden. Die wenigen entkommenen Legionäre hatten wahre Schauergeschichten über Elefanten verbreitet. Mit der Zeit lernten sie jedoch, den Tieren auszuweichen und sie mit Geschossen abzuwehren. Durch den Leichtsinn eines karthagischen Feldherren gelang ihnen schließlich sogar ein großer Sieg, bei dem sie alle Elefanten erbeuteten. Da es danach keine karthagische Feldarmee mehr gab, die sich ihnen zur Schlacht stellen konnte, begannen die Römer mit der Belagerung der wichtigen Stadt Lilybaeum. Unter dem erfahrenen Himilko verteidigten sich die Karthager jedoch sehr umsichtig. Es gab fast, täglich Ausfälle, Minen und Gegenminen wurden gegraben. Bei diesen sehr harten Kämpfen gab es nach Polybius zuweilen mehr Tote als in einer förmlichen Schlacht. Allerdings war die Stadt abgeschnitten und so wurde die Lage immer verzweifelter. Da zudem die Söldner schon lange keinen Sold mehr erhalten, planten einige den Römern die Stadt zu übergeben. Aber ein griechischer Söldner, der Achaier Alexon verriet den Plan aus Loyalität an Himilko. Dieser zeigte, wie man mit Söldnern in Notlagen umzugehen hatte. Er versammelte ihre Offiziere und versprach ihnen reiche Geschenke, zu den Kelten schickte er einen erfahrenen karthagischen Offizier, der bei ihnen sehr beliebt war und mit ihnen "in einem kameradschaftlichen Verhältnis stand". Zu den anderen schickte er Alexon, der hohes Ansehen hatte. Diese bei den Söldnern beliebten Offiziere verbürgten sich für die von Himilko versprochenen Geschenke und appellierten an ihre Treue. Dadurch gelang es ihnen "ohne Mühe die Söldner zu überreden, ihrer Pflicht treu zu bleiben." Als die Unterhändler aus dem römischen Lager zurückkamen, wurden sie von den Söldnern auf den Mauern mit Stein- und Speerwürfen verjagt.

Nachdem ein karthagischer Konvoi die Blockade durchbrochen und Verstärkungen gebracht hatte, wagte Himilko einen neuen Ausfall gegen die bedrohlichen Belagerungswerke. Polybius beschreibt sehr eindringlich die Härte dieses Gefechts: "Denn die Zahl deren, die den Ausfall machten, betrug nicht unter zwanzigtausend, die der Belagerer war noch höher. Und da die Männer außer Reih und Glied, untereinander gemischt, so wie jeder seinen Feind gewählt hatte, miteinander fochten, war der Kampf außerordentlich hitzig, denn so groß die Menge auch war, so kämpften sie doch Mann gegen Mann, Gruppe gegen Gruppe, mit einer Leidenschaft, wie sie den Gegnern bei Gladiatorenspielen eigen ist." Erst als Himilko die Verluste zu stark wurden und er seine Truppen zurückrief wurde Kampf abgebrochen und Römer konnten ihre Stellung behaupten.

Danach kam kein Nachschub mehr in die Stadt. Die Römer arbeiteten unermüdlich weiter, und schließlich gelang es ihnen, einen Teil der Mauer zum Einsturz zu bringen. Die Verteidiger zogen Gegenmauern und kämpften verzweifelt um die zerfallenden Wälle. Die römischen, Rampen, Türme und Mauerbrecher schoben sich aber unaufhaltsam weiter vor. Da kam einer der schweren Herbststürme; er beschädigte viele Belagerungsgeräte, warf einige Türme um und wehte Schutzdächer weg. Während die Römer noch damit beschäftigt waren ihre Maschinen zu sichern, machten einige griechische Söldner Himilko auf diese Chance aufmerksam. Der Ausfall stieß mitten in das Chaos, und die Söldner schleuderten Brandsätze in die gut ausgetrocknete Werke, wo das Feuer durch den Sturm richtig entfacht wurden. Es kam zu einem wilden Gemetzel in Rauch und Funkengestöber. Schließlich war alles vernichtet und die Römer hatten furchtbare Verluste. Dennoch setzten sie die Belagerung fort; mussten die Angriffe auf die Mauern aber vorerst einstellen.

Kelten überfallen eine Stadt Während Römer nun weitgehend tatenlos vor Lilybaeum lagen, stießen sie mit einem anderen Heer an der Nordküste nach Westen vor. Dort bemächtigten sie sich durch Verrat der Stadt Eryx am Hang des gleichnamigen Berges. Außerdem besetzten sie den Tempel der Aphrodite auf dem Gipfel und errichteten ein befestigtes Lager am Fuß. Die Karthager schickten daraufhin Hamilkar Barkas als Oberbefehlshaber nach Sizilien. Da Hamilkar den Römern an Truppen stark unterlegen war, lieferte er ihnen über mehrere Jahre einen erbitterten Kleinkrieg. Die Kämpfe wurden mit unglaublicher Verbissenheit und Hinterlist geführt. Sogar die Römer, die an ihren Gegnern gerne Dekadenz und Feigheit kritisierten, kamen nicht umhin, Ausdauer und Tapferkeit ihrer Gegner in den höchsten Tönen zu loben. Die Härte nahm noch einmal zu, als Hamilkar sich 244 der Stadt Eryx bemächtigte und damit eine Stellung zwischen den römischen Truppen auf dem Gipfel und dem Lager im Tal hatte. Polybius spricht von "unerhörter Tapferkeit", "jeder Art von Entbehrungen" und "einem Übermaß der Leiden". Die Lage der Karthager war sicher noch um einiges schwieriger, denn Nachschub kam nur noch äußerst sporadisch. Hamilkar musste seine Söldner größtenteils durch Raub ernähren und mit Versprechungen bei der Stange halten. Dennoch hört man wenig von Verrat. Seit Jahren ohne Sold hielten sie aus in der glühenden Hitze des Sommers und im Winter. Lediglich von einer größeren Truppe Kelten wird berichtet, dass sie sich offensichtlich nicht mehr länger mit leeren Versprechungen abspeisen lassen wollten. Sie boten den Römern an, ihnen die Stadt Eryx zu übergeben. Als ihr Verrat jedoch entdeckt wurde, liefen sie zum Gegner über. Die Römer nahmen sie in Sold und legten sie in den Tempel auf dem Gipfel. Da aber auch der römische Sold ausblieb, plünderten sie das Heiligtum. Dennoch wollten die Römer anscheinend nicht auf sie verzichten, denn erst bei Kriegsende entledigten sie sich der unzuverlässigen Truppe, die sie dann den Epiroten als Hilfskontingent zur Verfügung stellten.

Trotz ihrer überlegenen Militärmaschine gelang es den Römern nicht Sizilien vollständig zu erobern. Die Söldner hielten stand. Erst als sie durch einen entscheidenden Seesieg der Römer völlig abgeschnitten waren, und Karthago 241 Frieden machte, waren sie zum Abzug bereit. Dieses zusammen gewürfelte Kriegsvolk aus Libyern, Kelten, Iberern, Ligurern, Balearen, Griechen, Numidiern, Italikern, Sikelern und sicher noch einigen anderen hatte den Römern über Jahre diese erbitterten Kämpfe geliefert. Gut geführt hatten sie alle Strapazen ertragen und sich hauptsächlich mit Versprechungen vertrösten lassen. Römische und in in ihrem Gefolge leider auch moderne Autoren betonen immer wieder gerne die Überlegenheit der "Legionen von Bürgern, die für ihr Vaterland kämpften" gegenüber den "Abenteurern und halbwilden Kriegern" [so z.B. Fischer Weltgeschichte, Bd., S.83]. Wir können das leider nicht so sehen. Natürlich kämpften die Söldner für kein "höheres Ziel", aber gerade deshalb, ohne diesen moralischen Rückhalt, mussten sie viel professioneller und letzten Endes auch tapferer sein als die Bürgersoldaten, die sich ihrer Pflicht ja kaum entziehen konnten. Wahrscheinlich waren sie zu dieser Zeit einfach die besten Soldaten des Mittelmeerraumes. Die Römer sahen dies trotz aller Propaganda sicher genau so, denn sie verboten den Karthagern im Friedenvertrag nicht die Aufstellung eines Bürgerheeres, sondern die Rekrutierung fremder Söldner.

© Frank Westenfelder  


 
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