Kriegsreisende

 die Sozialgeschichte der Söldner

Die Begum Sumru

Söldnerführerin in Hindustan.

zwei Nautch Vielleicht gerade weil sie noch zu Lebzeiten eine Legende geworden war, liegt die Herkunft der Begum Sumru ziemlich im Dunkeln. Sie, die Fürstin und Heerführerin, die vom Großmogul, dem Kaiser von Hindustan, den Titel "Geliebte Tochter" empfangen hatte, war einst eine Nautch, ein Tanzmädchen, eine Prostituierte gewesen.

Sie wurde wahrscheinlich unter dem Namen Farzana um 1750 in einem kleinen Ort nördlich von Delhi geboren. Ihr Vater hatte ihre Mutter im Chawri Bazaar dem Bordell-Distrikt von Delhi kennen gelernt und dann als Zweitfrau mitgebracht. Da er aber mit seiner ersten Frau einen Sohn und Erben hatte, musste die Zweitfrau nach seinem Tod mit ihrer Tochter das Haus verlassen.

Für eine verstoßene Frau mit Kind gab es kaum Alternativen und so kehrte sie nach Delhi zurück. Doch die Stadt war vor kurz zuvor von einem afghanischen Heer grausam geplündert und verwüstet worden. Menschen verhungerten auf den Straßen und Hunde fraßen die Kadaver. Also landete sie wieder im Chawri Bazaar, wo sie wahrscheinlich die Jungfräulichkeit und ihrer Tochter bestmöglichst verkaufte.

Farzana war zu dieser Zeit elf oder zwölf Jahre alt. Sie überlebte und sie lernte. Die Prostituierten im Chawri Bazaar zählten nach tausenden und wurden meistens wie Sklaven gehalten. Eine der ganz wenigen Möglichkeitem diesem elenden Schicksal zu entkommen, war der Aufstieg innerhalb der Hierarchie. Die hübscheren und talentierteren erhielten manchmal eine Ausbildung als Nautch-Mädchen. Das waren Tänzerinnen, die manchmal allein oder mit Musikern auftraten, aber auch Gäste mit Geschichten oder Klatsch unterhalten konnten. Es gab berühmte Nautch, die Konkubinen von reichen Kaufleuten oder Fürsten geworden waren. Gerade reichere Kunden suchten oft mehr als schnellen Sex, und wenn man an Scheherazade und 1001 Nacht denkt, kann man ein wenig von der Bedeutung des Geschichtenerzählens erahnen.

Und hier scheint Farzanas großes Talent gelegen zu haben. Sie war sehr jung attraktiv und selbst für indische Frauen außergewöhnlich klein und zierlich. Trotzdem war es vor allem ihr Unterhaltungswert, den Männer an ihr schätzten. Später war sie berühmt für ihre Schlagfertigkeit und ihren Witz. Sie interessierte sich für die männliche Welt, hörte Kaufleuten und Soldaten zu und lernte schnell. 1765 traf sie so auf Walter Reinhardt.

Sepoys und europäischer Offizier Walter Reinhardt, auch bekannt als General Sumru (oder Samru) - nach seinem französischen Spitznamen Sombre -, war der erste einer ganzen Reihe europäischer Abenteurer, die im Dienst indischer Fürsten Truppen auf europäische Weise ausbildeten. Reinhardt war zu dieser Zeit bereits ein Veteran und ungefähr 15 Jahre im Geschäft. Er kommandierte eine eigene kleine Armee mit gut hundert Europäern als Ausbilder und Offiziere und weit über tausend Sepoys (europäisch ausgebildete indische Söldner). Da sich in Hindustan Marathen, Afghanen, Rajputs, Sikhs, Jats und Rohillas um die Brocken des zerfallenden Mogulreichs schlugen, fehlte es ihm nicht an Arbeit.

Zu dieser Zeit stand Reinhardt gerade im Dienst eines Jat Fürsten, der Delhi belagert hatte. Man weiß nicht, wie er Farzana getroffen hat. Vielleicht war es auf einer Siegesfeier oder sie war Teil seiner Beute; nach einem Bericht soll er sie einfach gekauft haben. Sie hat sicher ihr Möglichstes dazu beigetragen, denn er war ihre große Chance der Perspektivlosigkeit im Chawri Bazaar zu entkommen. Trotz dieses materialistischen Fundaments zeugt die spätere Entwicklung der Beziehung zwischen der fünfzehnjährigen Nautch und dem 30 Jahre älteren Söldnerführer für eine starke gegenseitige Sympathie und Anziehung.

Als Reinhardt kurz darauf mit den Jats von Delhi abzog, befand sich Farzana bei seiner Brigade. Allerdings blieb sie nicht beim Tross, wo sich Frauen und Kinder normalerweise aufhielten. Sie ritt vorne bei den Truppen mit. Ständig gut gelaunt und geschätzt wegen ihres Humors und ihrer scharfen Zunge war sie bald sehr beliebt unter den Söldnern und wurde eine Art Maskottchen der Truppe. Selbst an Vorstößen nahm sie teil und keiner wollte hinter einem Mädchen zurückstehen, das halb so alt und halb so groß war wie er. Alle waren begeistert von ihrer Tapferkeit und nannten sie ehrerbietig "Sumru ki Begum", die edle Frau von Sombre. Diesen Namen hat sie später dann selbst übernommen, und unter ihm sollte sie auch in die Geschichtsbücher eingehen.

Reinhardts blieb noch neun Jahre im Dienst der Jats, führte Feldzüge gegen andere Fürsten oder trieb Steuern ein. Vor allen Dingen aber bildete er Truppen aus, kümmerte sich um die Anschaffung von Geschützen, Musketen und Munition. Neue Söldner mussten geworben werden und alle mussten untergebracht, ernährt und regelmäßig besoldet werden. Gerade bei diesen alltäglichen Dingen zeigte Farzana ein außergewöhnliches Talent. Sie konnte hervorragend mit Menschen umgehen und übernahm immer mehr organisatorische Aufgaben.

Erst als die Jats eine schwere Niederlage erlitten, wechselte Reinhardt 1774 in den Dienst des Großmoguls Shah Alam II. nach Delhi. Obwohl dieser viel von seiner realen Macht eingebüßt hatte, galt die kaiserliche Residenz Residenz im Roten Fort in Delhi immer noch als das eigentliche Zentrum von Hindustan. Bald nachdem Reinhardt dort empfangen worden war, konnte er auch Farzana dem Großmoguls präsentieren. Dieser war sehr angetan von ihrem Charme aber auch von ihrer militärischen und politischen Sachkenntnis. Vom Chawri Bazaar zum Roten Fort sind es weniger als zwei Kilometer, dennoch war es unglaublich weiter Weg für eine Nautch.

Großmogul in Delhi
Der Großmogul mit Hofstaat in Delhi

Da der kaiserliche Hof knapp an finanziellen Mitteln war, wurde Reinhardt die Stadt Sardhana samt ihrem Umland als Jagir (Lehen) überlassen, mit dessen Erträgen er seine Brigade finanzieren sollte. Sardhana liegt etwa 80 Kilometer nordöstlich von Delhi. Die Brigade konnte also auch zur Verteidigung der Hauptstadt herangezogen werden, sollte aber hauptsächlich die Nordgrenze gegen die Einfälle der Sikhs verteidigen und natürlich für die alljährlichen Feldzüge zur Verfügung stehen.

Während Reinhardt einen guten Teil des Jahres mit seinen Truppen im Feld stand, überließ er die zivile Verwaltung von Sardhana fast vollständig Farzana. Sie zeigte auch hier ungewöhnliches Talent. Im Gegensatz zu vielen Kommandeuren, die die ihnen überlassenen Provinzen oft rücksichtslos ausbeuteten und ruinierten, kümmerte sie sich um den wirtschaftlichen Aufbau. Durch die Gewinnung neuen Ackerlandes, Verbesserung der Bewässerung, die Anlage von Obstplantagen und vielem mehr gelang es ihr nach und nach die Steuererträge beträchtlich zu steigern.

Aber auch Reinhardt erfüllte seine Aufgaben ganz zur Zufriedenheit des kaiserlichen Hofes, denn 1777 wurde er zum Gouverneur von Agra ernannt. Hier in der alten Hauptstadt des Mogulreiches residierten er und Farzana mit in der Pracht von Maharadschas oder Königen. Doch das Märchen war nur von kurzer Dauer. Nach kaum einem Jahr starb Reinhardt an einem Fieber, und Farzana stand plötzlich vor dem Nichts.

Entgegen mancher Legenden hatten sie und Reinhardt nie offiziell geheiratet. Schlimmer noch, er war die ganze Zeit verheiratet gewesen. Seine Frau führte zwar nur eine Randexistenz am Hof, war aber die Mutter des gemeinsamen Sohnes Louis Balthazar, der als Reinhardts offizieller Erbe galt. Farzana drohte damit das Schicksal ihrer Mutter, als Zweitfrau oder Konkubine verstoßen zu werden.

Zu ihrem Glück wurde sie aber vorerst noch gebraucht. Reinhardts Hofstaat und seine Brigade wurden wieder vollständig nach Sardhana verlegt. Da Louis Balthazar noch nicht volljährig war, übernahm die militärische Leitung Reinhardts Stellvertreter, ein deutscher Söldner namens Pauli. Für die gesamte zivile Verwaltung der Güter, Essen, Kleider, Steuern, Sold und nicht zuletzt die Kontakte zum kaiserlichen Hof gab es vorerst keine Alternative zu Farzana.

Begum Sumru und ihre Brigade
Begum Sumru und ihre Brigade auf dem Marsch

Um ihre Position abzusichern, hielt sich Farzana an Pauli, der bald darauf ihr Liebhaber wurde. Ihr eigentlicher Konkurrent, Louis Balthazar, war auch kein allzu großes Problem. Er galt als geistig minderbemittelt, gewalttätig, unbeherrscht und drogensüchtig. Weder die Offiziere noch die Sepoys trauten ihm deshalb zu, die Brigade erfolgreich zu führen. Andererseits benötigte das Geschäft eine legale Basis, denn irgendjemand musste ja Besitzer des Jagirs sein, mit dessen Erträgen die Brigade finanziert wurde, und außerdem die Beziehungen zum kaiserlichen Hof pflegen, da von dort die Aufträge kamen.

Es war deshalb für Pauli nicht schwierig, die anderen Offiziere davon zu überzeugen, dass Farzana die Brigade führen sollte. Nachdem die Offiziere eine Petition unterzeichnet hatten – die große Mehrheit machte ihr Zeichen, da sie nicht schreiben konnte – wurde diese an den Großmogul geschickt, der Farzana kurz darauf im Besitz des Lehens bestätigt. Sie wurde damit offiziell eine selbständig herrschende Prinzessin mit einer eigenen Armee mit über 80 Geschützen und gut 3.000 Mann, darunter etwa 200 Europäer. Sie war nun die Begum Sumru.

Man sollte nicht denken, dass Pauli die eigentliche Arbeit erledigte und sie als seine Geliebte im Hintergrund blieb. Sicher überließ sie militärische Fragen oft den Kommandeuren, dennoch war sie die oberste Befehlshaberin. Sie entschied über Beförderungen und musste Gericht halten. Das war keine leichte Aufgabe. Die europäischen Offiziere waren zum Großteil mehrfache Deserteure, darunter viele gewalttätige Kriminelle, chronische Säufer. In ganz Hindustan lebten Söldner oft von legalem Plündern, waren ständig rebellisch und Meutereien häufig.

Aber die Begum wusste ganz offensichtlich zu regieren. Wenn es nötig war, griff sie mit harter Hand durch. Ansonsten aber kümmerte sie sich als gute Matriarchin um ihre Untertanen. Die Offiziere aßen oft mit ihr gemeinsam im Palast. Alte Veteranen wurden auf ihren Gütern angesiedelt. Sie unterhielt eigene Werkstätten für Reparatur und Produktion von Waffen. Unter ihrer Regie entwickelten sich Handwerk und Landwirtschaft von Sardhana hervorragend, und die steigenden Steuereinnahmen ermöglichten es, die Söldner pünktlich zu bezahlen. Außer ihrer Brigade erhielten sonst in ganz Hindustan nur die englischen Kolonialtruppen derart regelmäßig ihren Sold.

Wie viele Herrscher entfaltete sie auch eine rege Bautätigkeit. Sie ließ in Sardhana und Delhi Paläste errichten, für ihren fast-Ehemann Walter Reinhardt ein imposantes Grabmal und nach ihrem Übertritt zum Katholizismus eine große Kirche. Man mag über die Gründe ihrer Konversion spekulieren. Am wahrscheinlichsten ist, dass sie die Europäer als kommende Macht in Hindustan erkannt hatte. Außerdem war sie als Katholikin von vielen Rollenzwängen indischer Frauen befreit. Persönlich hielt sie aber an vielen nordindischen Traditionen und Bräuchen fest. Ein vom Papst geschickter Priester war jedenfalls schockiert und hielt sie weiter für eine Moslem.

Obwohl in der zivilen Verwaltung ihres Fürstentums sicher ihr großes Talent lag, war sie auch bereit ihre Truppen selbst in den Kampf zu führen, wenn dies notwendig war. 1787 führte der Rohilla-Warlord Ghulam Kadir ein Heer nach Delhi, um den Großmogul Shah Alam II. zu zwingen ihn zum Regenten zu ernennen. Aufgrund von Palastintrigen war Delhi fast völlig von Truppen entblößt. Shah Alam konnte deshalb nur einen Boten ins nahe gelegene Sardhana schicken. Die Begum machte sich sofort mit einem Teil ihrer Brigade und viel Artillerie auf den Weg. Während Ghulam Kadirs Rohillas noch vor der Stadt lagerten führte, sie ihre Truppen völlig überraschend in die Stadt und besetzte das Rote Fort.

das Rote Fort Ghulam Kadir machte ihr daraufhin äußerst generöse Angebote; Titel, Städte, Provinzen, zum Schluss sogar die Ehe. Die Begum lehnte alles ab. Schließlich ließ der frustrierte Ghulam Kadir das Rote Fort beschießen. Doch als die Artillerie der Begum das Feuer erwiderten, sah er die Nutzlosigkeit seiner Bemühungen ein und zog mit seinem Heer ab. Der gerettete Großmogul verlieh der Begum draufhin den großartigen Titel "Juwel der Frauen" und sparte auch nicht mit materiellen Geschenken.

Ihren spektakulärsten Einsatz hatte die Begum gleich im folgenden Jahr, als das kaiserliche Heer einen rebellischen Adligen in Gokulgarh belagerte. Unter den weit überlegenen Belagerern war auch die Begum mit einem Teil ihrer Brigade und der Großmogul selbst mit zahlreichem Gefolge und Hofstaat. Da der Sieg eine sichere Sache schien, feierten die Belagerer bis tief in die Nacht mit Musik, Alkohol und Drogen. Als endlich alle erschöpft schliefen, machten die Belagerten einen überraschenden Ausfall und stürmten das Lager. Im kaiserlichen Heer kam es zur Panik, die Soldaten flohen in Scharen, und der Großmogul mit seinem schwerfälligen Hofstaat kam in höchste Gefahr. Die Rettung kam von der Begum, die in ihrer Sänfte getragen einige hundert Mann in guter Ordnung in den Kampf führte, den Großmogul rettete und die Lage stabilisierte, so dass der Ausfall schließlich abgeschlagen werden konnte.

Die Begum brauchte keine Liebhaber, um ihre Truppen zu führen. Allerdings hatte sie meistens wichtigere Dinge zu tun, als ihre Bataillone auf den beschwerlichen Feldzügen zu begleiten. Außerdem verstand sie genug vom Militär, dass sie den Wert von Fachleuten zu schätzen wusste. Vor allen Dingen aber musste sie mit der Zeit die Erfahrung machen, dass ihr Liebesleben bei der Führung ihrer Brigade eher hinderlich als hilfreich war.

Die Beziehung mit Pauli war am Anfang sicher notwendig gewesen, um ihre Position offiziell abzusichern. Außerdem scheint sie sich gut mit ihm verstanden zu haben. Pauli wurde allerdings 1784 bei einer diplomatischen Mission für den Großmogul gefangen und enthauptet. Zu seinem Nachfolger dem Franzosen Baours, soll sie jedoch keine amouröse Beziehung gehabt haben.

Die Trennung von Geschäftlichem und Privatem funktionierte anscheinend ganz gut, bis 1787 der irische Abenteurer George Thomas in ihre Dienste trat. Thomas war ein hervorragender Soldat, gut aussehend, tapfer, "schneidig", wie man früher sagte. Er wurde schnell ihr Liebhaber und Günstling. Während Thomas jedoch bei den einfachen Soldaten, den Sepoys äußerst beliebt war, kam es zunehmend zu Spannungen mit den europäischen Offizieren. Hier dominierten die Franzosen, da diese nach dem Verlust ihrer indischen Kolonien das Gros der Söldner auf dem freien Markt stellten. Für sie war ein "Engländer" in dominierender Stellung völlig inakzeptabel.

Die Spannungen stiegen. Auch als die Begum Thomas in entfernte Besitzungen versetzte, dauerten die Intrigen an, bis Thomas schließlich nach einer kurzen Rebellion völlig aus ihrem Dienst verbannt wurde. Während der Hetzkampagne gegen Thomas hatte es der Franzose Pierre Antoine Levassoult geschafft, sich bei der Begum besonders beliebt zu machen. Er stieg weiter in ihrer Gunst, bis sie ihn 1793 sogar heiratete. Es war der schwerwiegendste Fehler ihres Lebens.

Auch wenn Levassoult als Franzose anfangs auf die Sympathien seiner Landsleute setzen konnte, so verspielte er sie schnell durch seine Eitelkeit und seine Arroganz. Obwohl viele im Rang über ihm standen und viel mehr Erfahrung hatten, führte er sich nun als selbstherrlicher Oberbefehlshaber auf. Das gemeinsame Essen der Begum mit ihren Offizieren wurde abgeschafft. Bald lag er im Dauerkonflikt mit den Offizieren. Aber auch die Sepoys respektierten ihn nicht, da er keine Kampferfahrung hatte.

Schließlich war er völlig isoliert in Brigade. Niemand gehorchte ihm oder informierte ihn. Die Söldner standen kurz vor der Meuterei. Allerdings wollte niemand den Dienst wechseln; Sardhana war für alle ein florierendes Unternehmen, das sie nicht aufgeben wollten. Also nahmen sie Kontakt zu Louis Balthazar, Reinhardts abgesoffenem Sohn, auf.

Levassoult, der von den Plänen erfahren hatte, konnte die Begum überreden mit ihm heimlich zu fliehen. Doch die beiden wurden bald eingeholt. Levassoult erschoss sich und die Begum wurde mehrere Tage an eine Kanone gekettet. Zum Glück konnte sie Thomas eine heimliche Botschaft schicken. Dieser war inzwischen ein großer Feldherr geworden, eilte sofort zu ihrer Hilfe und konnte die Meuterei schnell beenden.

Begum Sumru hält Hof
Begum Sumru hält Hof

Nach diesem Abenteuer, liest man nichts mehr von Männern der Begum. Thomas war mit der Eroberung eines eigenen Fürstentums beschäftigt. Sie hatte sicher noch Liebhaber, wusste sie aber von der Macht fernzuhalten. Ihr wichtigstes Anliegen war der Ausbau ihres Fürstentums, das unter ihrer Herrschaft weiter florierte. Dabei manövrierte sie geschickt auf der politischen Bühne, zwischen den im Mogulreich dominierenden Marathen und den immer stärker werdenden Briten.

Als dieser Konflikt bei Assaye (1803) schließlich zu Gunsten der Briten entschieden wurde, kämpfte die Brigade der Begum zwar auf Seite der Marathen, wusste aber das Schlimmste zu vermeiden und zog sich am Ende der Schlacht in guter Ordnung zurück. Anschließend gelang es ihr von den Briten in ihren Ämtern bestätigt zu werden. Ihre Brigade wurde zwar den Kolonialtruppen untergeordnet aber sie blieb weiterhin Herrscherin von Sardhana, wo sie bis zu ihrem Tod 1836 regierte. Ihr immenses Vermögen vermachte sie Walter Reinhardts Urenkel David Ochterlony Dyce Sombre, den sie schon vorher als Sohn adoptiert hatte.



Literatur:

Banerji, Brajendranath
Begum Samru
1925

Bidwell, Shelford
Swords for hire: European mercenaries in 18th century India
1971

Keay, Julia
Farzana: the woman who saved an empire
2014

Pandey, Uma Shanker
European Adventurers in North India: 1750–1803
2019

© Frank Westenfelder  


 
Kriegsreisende

Artikel
- Archetypen
- Völker
- Antike
- Mittelalter
- Renaissance
- Neuzeit
Absolutismus
- Imperialismus
- 20.Jahrhundert
- Gegenwart

Biographien

Medien
- Bücher
- Filme

Links

Disclaimer
Archetypen Völker Antike Mittelalter Renaissance Neuzeit Absolutismus Imperialismus 20. Jahrhundert Gegenwart