Die Große katalanische Kompanie
Das glückliche Heer der Franken.
(dieser Artikel setzt die Geschichte der Almogavares und Roger de Flors fort)
Nach dem Frieden von Caltabellota 1302 wurden die entlassenen Söldner
schnell zu einem drückenden Problem. Viele hatten inzwischen Frauen
und Kinder und sich an das gute Leben in Italien gewöhnt. In den heimatlichen
kargen Bergen Aragons erwartete sie nichts. Selbstverständlich war
es auch mit Ersparnissen bei den meisten nicht weit her. Und falls der
eine oder andere tatsächlich wohlhabend nach Aragon zurückkehrte,
so verführte er dort nur andere, auf ähnliche Weise ihr Glück
zu versuchen. König Friedrich III. von Sizilien bemühte sich
sogar die unbeschäftigten Krieger an Karl von Valois, der Ansprüche
auf den Thron von Byzanz erhob, abzustoßen, obwohl er gegen diesen
noch kurz zuvor selbst Krieg geführt hatte. Aber Karl musste nach
Frankreich zurück und hatte wahrscheinlich auch nicht die Mittel,
um ein Heer dieser Größe zu bezahlen. Roger di Flor war durch
den Krieg zwar reich geworden, musste aber im Frieden wieder die Auslieferung
an die Templer oder den Papst befürchten, da Friedrich an einer Aussöhnung
mit seinen Gegnern interessiert war. Zudem sah er wahrscheinlich nach seinem
steilen Aufstieg immer noch kein Ende seiner Karriere vor sich.
Als erfahrener Söldnerführer erkannte er das Problem sofort:
"Dieser König ist verloren, denn ich sehe nicht, wie er den
Catalanen und Aragonesen etwas geben können wird, und sie werden zu
einer großen Last werden. Wie alle Männer können sie nicht
ohne Essen und Trinken leben, und wenn sie nichts vom König bekommen,
werden sie beginnen zu plündern, und am Ende werden sie das Land zerstören
und einer nach dem anderen sterben. Und deshalb ist es nötig, da ich
dem König so lange gedient habe, und er mir soviel Ehre erwiesen hat,
dass ich ihn von diesen Leuten befreie, ihm zur Ehre und zum Vorteil von
allen." Durch seinen langen Aufenthalt im Orient wusste Roger, dass wahrscheinlich
nur der Kaiser von Byzanz genug Geld hatte und zudem gerade in ernsthaften
Schwierigkeiten steckte.
Die einstige Großmacht hatte sich von der Eroberung durch die
Teilnehmer des 4. Kreuzzuges nie mehr richtig erholt. Es war zwar schließlich
gelungen sie aus Konstantinopel und Nordgriechenland zu vertreiben, sie
hielten sich jedoch weiter im Bereich des klassischen Griechenland - u.a.
im Herzogtum Athen - und konspirierten von dort fleißig mit den Anjou
oder Valois, um das lateinische Kaiserreich wieder zu errichten. Vom Balkan
aus expandierten Bulgaren und Serben und im Süden kontrollierten die
Venezianer die meisten Inseln. Am gefährlichsten waren aber die Türken,
die im Laufe der langen Kämpfe zwischen den verschiedenen byzantinischen
Fraktionen und Lateinern fast ganz Kleinasien erobert hatten. Um 1300 kontrollierte
Byzanz dort nur einige wenige isolierte Städte. Unter diesen Umständen
reagierte Andronikos II. hoch erfreut auf Rogers Angebot, ihm ein komplettes
Heer zum Kampf gegen die Türken zur Verfügung zu stellen.
Man einigte sich schnell. Der Kaiser versprach 4 Goldunzen pro Monat
für jeden Reiter und eine für jeden Infanteristen. Roger sollte
den Titel eines "Megadux" - eines Großherzogs- und eine Nichte des
Kaisers als Frau erhalten. Aus seinen Schätzen streckte Roger den
Sold vor und zog so die arbeitslosen Söldner zu seinen Fahnen. Auch
Friedrich, erleichtert das gefährliche Volk so einfach loszuwerden,
stellte großzügig Geld und Schiffe zur Verfügung. Es entstand
die "Große Katalanische Kompanie", mit 36 Schiffen, 1.500 Reitern,
4.000 Almogavaren, 1.000 Seeleuten, und nicht zuletzt ihren zahlreichen
Frauen und Kindern. Muntaner ist in seiner Cronica zwar bemüht die
Expedition als rein katalanisches Unternehmen darzustellen, man kann aber
sicher annehmen, dass zu dem Gros aus Katalanen und Almogavaren zahlreiche
Sizilianer, Araber, Norditaliener, heimatlose Krieger, Räuber, Flüchtlinge
und Verbannte kamen. Der zwanzigjährige Krieg um Sizilien hatte Söldner
und Abenteurer von weither angezogen, die nicht alle ihr Glück gemacht
hatten, und so schreiben sizilianische und griechische Quellen der Zeit
lapidar von: "arbeitslosen Elementen aus allen Teilen der Welt".
Die Überfahrt verlief ohne größere Probleme und in Konstantinopel
wurden die neuen Verbündeten mit aller Pracht des alten Kaiserreichs
empfangen. Während Roger im Kreis seiner Unterführer im Palast
seine Hochzeit feierte, streiften die einfachen Söldner durch Byzanz.
Solch einen Reichtum hatten sie selbst in Italien noch nicht gesehen, ganz
zu schweigen von ihrer armen Heimat. Der Stadtteil Galata war fest in der
Hand der Genuesen, ihrer alten Rivalen aus dem westlichen Mittelmeer. In
den Magazinen stapelten sich die Handelsgüter, Teppiche, Gewürze,
edle Stoffe, Goldschmiedearbeiten und so vieles, was die Söldner noch
nie gesehen hatten und schon gar nicht in dieser Fülle. Vielleicht
war der Spott eines reichen Händlers über die zerlumpten Almogavaren
der Auslöser zum Streit. Jedenfalls brauchte es nicht viele Worte,
damit die Schwerter gezogen wurden. Ins Gehege war man sich früher
schon oft genug gekommen. Die stolzen Händler jagten die Almogavaren
aus Galata, doch die kamen schnell mit Verstärkung zurück und
bald stand das ganze Viertel in Flammen und die Kompanie zog plündernd,
mordend und vergewaltigend durch die Straßen. Über 3.000 Genuesen
sollen erschlagen worden sein, bis es Roger endlich gelang, seine Truppen
satt und mit vollen Taschen in ihre Unterkünfte zurückzuführen.
Natürlich war der kaiserliche Hof erschrocken und man begann dort
vielleicht zu ahnen, was für Verbündete man sich da ins Haus
geholt hatte. Aber der Pomp und die Titel hatten Roger friedlich gestimmt,
und er ließ sich dazu überreden, seine Truppen gegen die Türken
nach Kleinasien zu führen.
Die Türken belagerten gerade die schlecht befestigten Halbinsel
Kyzikos im Marmarameer, wohin viele christliche Anatolier mit ihren Familien
und ihrem letzten Besitz geflüchtet waren. Die Katalanen wurden verstärkt
durch alanische Söldner, die zu dieser Zeit das Hauptkontingent der
byzantinischen Armee stellten. Gemeinsam gelang es ihnen die Türken
zu schlagen und reiche Beute zu machen. Da es aber bereits spät im
Jahr war, überwinterte das ganze Heer auf der Halbinsel. Obwohl die
Versorgung geregelt war, erwiesen sich die "Befreier" für die Einheimischen
und Flüchtlinge bald als genau so schlimm wie die Türken. Während
Roger mit seinem Gefolge ritterliche Feste feierte, verpraßten die
Söldner die Vorräte und vergriffen sich an Besitz und Frauen
der Griechen. Bei ihren Streifzügen gegen die Türken plünderten
sie auch ohne Unterschied die Christen aus. Zudem kam es bei diesen Übergriffen
und der Verteilung der Beute immer wieder zu blutigen Streitereien mit
den Alanen. Die Hauptleute standen diesem Treiben hilflos gegenüber
und die ersten begannen sich mit ihrer Beute abzusetzen. Roger machte gute
Miene zu bösem Spiel, um seine Beliebtheit nicht aufs Spiel zu setzen.
Im Frühjahr 1304 endlich, nachdem der Kaiser noch einmal tief in
seine Kassen gegriffen hatte und sogar den Sold der Alanen gekürzt
hatte, zog die Kompanie nach Anatolien und befreite damit die geplagte
Bevölkerung von ihrer Anwesenheit. In mehreren siegreichen Gefechten
trieben sie die Türken zurück und die griechischen Städte
öffneten ihnen die Tore. Von ihrem spektakulären Erfolgen angelockt,
folgten ihnen weitere ihrer alten Kampfgefährten aus Sizilien. Als
erster kam Bernat de Rocafort mit 200 Reitern und 1.000 Almogavare. Rocafort
entstammte keiner bekannten Familie, wenn er überhaupt adliger Abstammung
war. Er hatte sich im Krieg als Söldnerführer nach oben gearbeitet
und war vor allem bei den Almogavaren sehr populär. Seine Verspätung
erklärt sich damit, dass er sich geweigert hatte, zwei von seinen
Söldnern in Kalabrien besetzte Burgen herausgeben, bevor nicht Friedrich
III. seine Soldforderungen beglichen hatte. In Kleinasien wurde er von
Roger freudig empfangen und zum obersten Hauptmann des Fußvolks gemacht.
Außerdem hatte Roger bereits genug Beute gemacht und in den "befreiten"
Städten Steuern erhoben, so dass er die Neuankömmlinge sofort
gut bezahlen konnte. Mit den neuen Verstärkungen stieß die Kompanie
weiter siegreich nach Osten vor, durchquerte das alte Lydien, Kappadokien
und erreichte schließlich den Taurus mit der kilikischen Pforte,
wo sich ihnen ein weit überlegenes türkischen Heer entgegen stellte.
Unter der Führung von Rocafort warfen sich die Almogavaren auf das
feindliche Fußvolk und metzelten alles nieder, was sich ihnen in
den Weg stellte, während die Kavallerie unter Roger die türkische
Reiterei schlug. Die Schlacht tobte lange, aber letzten Endes mussten die
Türken dem wilden Ansturm der Almogavaren und der schwer gepanzerten
Reiter weichen.
Nach diesem großen Sieg kontrollierte die Kompanie die wichtigsten
Teile Kleinasiens, und da auch die Türken schwer angeschlagen waren,
hätte es sicher nicht lange gedauert auch die restlichen Gebiete zu
unterwerfen. Roger di Flor hatte in verschiedenen Städten Garnisonen
zurückgelassen und verteilte unter seinen Hauptleuten schon die eroberten
Provinzen als Lehen. Es ist anzunehmen, dass in ihm spätestens zu
dieser Zeit der Gedanke reifte, sich ein eigenes Königreich in Kleinasien
zu schaffen. Doch in Byzanz hatte man bereits genug fränkische Abenteurer
gesehen, die als Söldner oder Verbündete gekommen waren, nur
um sich nach den ersten Erfolgen ein Stück aus dem Imperium herauszuschneiden.
Bevor er also seine Macht weiter konsolidieren konnte wurde Roger unter
dem Vorwand, gegen die rebellischen Bulgaren kämpfen zu müssen,
zurückgerufen.
Obwohl es nicht in seine Pläne passte, führte Roger die Kompanie
wieder Richtung Konstantinopel. Dort wurde ihm dann mitgeteilt, dass die
Gefahr eines bulgarischen Angriffs vorbei sei und er mit der Kompanie auf
der Halbinsel Gallipoli Winterquartier beziehen solle. Inzwischen wurde
es aber für den Kaiser immer schwieriger den notwendigen Sold aufzubringen,
denn er bezahlte die Kompanie mit schlechten Münzen, die erst nach
großen Protesten angenommen wurden. Die Hauptleidtragenden waren
aber wieder einmal die Griechen, da sie nun von den Söldnern gezwungen
wurden das Geld zu seinem Nennwert entgegen zu nehmen. So gesehen kann
es dem Kaiser nicht besonders gefallen haben, als auch noch der katalanische
Söldnerführer Berenguer de Entenza mit 300 Reitern und 1.000
Almogavaren eintraf. Dennoch wurde Entenza, der aus einer hochadligen Familie
stammte, ebenfalls vom Kaiser zum Megadux ernannt, während ihn Roger
di Flor zu seinem Stellvertreter machte. Dass diese schnelle Karriere dem
alten Haudegen Rocafort nicht besonders gefiel, versteht sich von selbst.
Da die Söldner mit ihrer Bezahlung unzufrieden und auch sonst wenig
ausgelastet waren, begannen sie immer ungenierter im Umland zu plündern.
Die Griechen lieferten zwar Getreide und Geld, aber die große Kompanie
war unersättlich. Gleichzeitig intrigierten am Hof die Genuesen und
Alanen gegen die unbeliebte Konkurrenz. Sie fanden immer stärkere
Unterstützung da die Klagen aus Gallipoli immer lauter wurden. Um
die Probleme sollte Roger nun den Titel eines "Cäsar" und den östlichen
Teil des Reichs als Lehen erhalten; aus den reichen Einkünften dieser
Provinzen sollten die verschiedenen Unterführer dann ihre Söldner
finanzieren. Damit war Roger am Ziel seiner Wünsche; die vollständige
Loslösung von Byzanz war eigentlich nur noch eine Frage der Zeit.
Zuerst galt es aber noch die neuen Titel und Würden entsprechend zu
feiern. Dazu machte sich Roger mit einem großen Gefolge von weit
über 1.000 Mann auf den Weg nach Adrianopel, wo gerade der Hof residierte.
Dort wurde er dann nach siebentägigen Feiern und Gelagen zusammen
mit seinen Begleitern von den alanischen Söldnern überfallen
und erschlagen. Damit war der kometenhafte des Jungen aus Brindisi zum
Cäsar und zum Mitglied der kaiserlichen Familie beendet.
Der Mord an Roger war aber nur der Auslöser des weit größeren
Planes, endgültig mit der Großen Kompanie Schluss zu machen.
In Adrianopel wurde Rogers Gefolge gejagt und einzeln oder in kleinen Gruppen
abgeschlachtet. Es sollen lediglich drei überlebt haben. Ihnen war
es gelungen, sich in einem Kirchturm zu verbarrikadieren und so lange Widerstand
zu leisten, bis ihnen freier Abzug gewährt wurde. Aber auch überall
im Land wurden die verschiedenen Garnisonen und verstreuten Detachements
der Großen Kompanie verfolgt und ermordet. Auch die katalanischen
Händler, die sich schon seit viel längerer Zeit in Konstantinopel
niedergelassen hatten, wurden getötet. Den größten Teil
dieser schmutzigen Arbeit übernahmen die alanischen Söldner,
die mehr als eine Rechnung mit den Katalanen offen hatten. Aber auch die
griechische Bevölkerung beteiligte sich anscheinend mit großem
Eifer an den Menschenjagden und rächte sich auf diese Weise für
die Plünderungen und den Terror der Söldner.
Nur hinter den Mauern von Gallipoli konnte sich der Rest der Kompanie
halten. Nach und nach trafen dort versprengte Trupps und einzelne Überlebende
ein. Dazu kamen andere Katalanen, die vor der Verfolgung im ganzen Land
flohen. Nachdem sich ausreichend Truppen gesammelt hatten, begann die Kompanie
mit dem Gegenschlag. Entenza übernahm das Kommando über die Flotte,
mit der er die Küsten des Marmarameers verwüstete, und Rocafort
führte das Landheer gegen den Feind. Während Entenza bald von
den Genuesen geschlagen und gefangen genommen wurde, konnte die Kompanie
unter Rocafort den Griechen mehrere blutige Niederlagen bereiten. Muntaner
multipliziert die Anzahl der Gegner in bester klassischer Tradition zwar
mindestens mit dem Faktor zehn, es besteht aber kein Zweifel, dass die
Kompanie meistens auf weit überlegene Gegner stieß. Aber auch
hier bewährten sich die schwer gepanzerten Reiter und der unaufhaltsame
Angriffswille der Almogaveren, die mit ihren Wurfspeeren ohne zu zögern
auch Ritter angriffen.. Vor allem aber handelte es sich bei ihnen um in
Dutzenden von Gefechten erprobte Veteranen, die mit allen Mitteln um ihr
Überleben kämpften.
Nachdem sich ihnen kein Heer mehr entgegenstellte, begannen sie mit
der gezielten Verwüstung Thrakiens. Die folgenden Taten der Großen
Kompanie werden oft als "die Rache der Katalanen" bezeichnet. Liest man
aber Muntaner etwas genauer, kann man den Gedanken nicht unterdrücken,
dass der Verrat der Griechen im nachhinein eine willkommene Ausrede war,
um ungehindert im Land zu plündern und zu morden. Bei ihren Rachezügen
wateten die Katalanen durch Ströme von Blut, sie erschlugen die Bevölkerung
ganzer Landstriche oder verkauften sie auf dem Sklavenmarkt. In einer Stadt,
in der zuvor einige ihrer Gesandten ermordet und gevierteilt worden waren,
vierteilten sie ohne Gnade Männer, Frauen und Kinder. Als sich die
Alanen kriegsmüde absetzen wollten, setzten sie ihnen nach, überfielen
ihr Lager und erschlugen auch hier alle ohne Rücksicht auf Alter oder
Geschlecht. Aus Muntaners Text spricht pure Mordlust, die lediglich von
der Begeisterung, über die dabei gemachte Beute übertroffen wird:
"Die Beute, die wir in dieser Schlacht gemacht haben, konnte nicht mehr
gezählt werden. Wir blieben acht Tage auf dem Schlachtfeld, um alles
einzusammeln. Man musste nur das Gold und Silber, das diese Leute an sich
trugen, mitnehmen, denn die Gürtel der Reiter und die Schwerter, Sättel
und Zügel, ihre ganzen Rüstungen waren mit Gold und Silber beschlagen.
Und alle hatten Geld bei sich, sogar die Fußsoldaten; und so war
der Gewinn unermesslich."
Nach ihren Siegen führten die Söldner von Gallipoli aus ein
in ihrem Sinne traumhaftes Leben. Sie unternahmen immer ausgedehntere Raubzüge,
plünderten Dörfer, kleine Städte und Klöster, sogar
bis zu den Klöstern am Berg Athos stießen sie vor und erbeuteten
dabei zahlreiche Reliquien, Kirchengeräte und Schmuck. "Wir waren
alle reich und mit allem versehen. Wir säten weder aus, noch pflügten
wir, noch kelterten wir Wein, noch schnitten wir die Bäume; trotzdem
brachten wir jedes Jahr soviel Wein, Getreide und Hafer ein, als wir nur
wollten. So lebten wir fünf Jahre lang von der Hand in den Mund. Die
Streifzüge waren einträglicher, als man sich je vorstellen kann",
beschreibt Muntaner das irdische Paradies eines Söldners. Doch irgendwann
war das Umland erschöpft. "In der Gegend von Gallipoli hatten wir
auf zehn Tagesreisen weit keine Bevölkerung mehr vor uns, weil wir
alle erschlagen hatten, so dass nichts mehr geerntet werden konnte; deshalb
war es dringend notwendig geworden, dieses Gebiet zu verlassen".
Die internationale Gemeinschaft nannte sich jetzt "das glückliche
Heer der Franken in Romania" und ihre Erfolge zogen natürlich auch
andere Glücksritter an. Sogar eine größere Anzahl beutelustiger
Türken aus Kleinasien hatte sich ihnen angeschlossen. Den Kriegern
folgte ein riesiger Tross mit Frauen, Kindern, Sklaven, Viehherden und
Beutewagen. Geführt wurde die Kompanie offiziell zwar von einem Gremium
mehrerer gewählter Hauptleute; es war aber für Rocafort nicht
schwierig, dieses Gremium in seinem Sinne zu beeinflussen, so dass er de
facto das unbeschränkte Kommando hatte. Problematisch wurde dies,
als Berenguer de Entenza, der auf Vermittlung des Königs von Aragon
von den Genuesen losgekauft worden war, wieder mit neuen Freiwilligen aus
Katalonien eintraf. Da Rocafort nicht daran dachte, das Kommando so einfach
abzugeben, kam es zur Bildung von Fraktionen und zunehmenden Spannungen,
sie sich durch die Versorgungsprobleme auf dem Marsch weiter verstärkten.
Schließlich eskalierte der Streit um bessere Quartiere zu einer regelrechten
Schlacht, bei der Entenza und 600 Mann ihr Leben verloren.
Mit der Zeit wurde es jedoch immer schwieriger das wandernde Heer zu
versorgen. Das Land war meistens schnell ausgeplündert, denn viele
Bauern flohen mit ihrem Vieh in die Städte, zu deren Belagerung es
den Söldnern an Geduld und sicher auch an den richtigen Fachleuten
fehlte. Deshalb begann sich die Kompanie nach einem neuen Herrn umzusehen,
der ihnen im Notfall auch mit Nachschub oder Verstärkungen beistehen
konnte. Zuerst wandten sie sich an die Friedrich III. von Sizilien. Der
schickte ihnen zwar auch einen Neffen als Stellvertreter, doch Rocafort
konnte durch geschickte Intrigen verhindern, dass ihn die Kompanie als
Herrn akzeptierte. Auch ein Abgesandter von Karl von Valois, der sich immer
noch Hoffnungen auf den Thron von Byzanz machte, versuchte die Kompanie
für seine Ziele einzuspannen. Ihm gelang es sogar Rocafort zu entmachten,
der dann als Gefangener nach Italien gebracht wurde, wo ihn die Anjou im
Kerker verhungern ließen. Während dieser Intrigen kam es immer
wieder zu bewaffneten Auseinandersetzungen unter den Söldnern. Hauptleute
wurden erschlagen oder suchten ihr Heil in der Flucht.
Die Kompanie bewegte sich langsam nach Thessalien und lebte auch dort
mehr schlecht als recht vom Raub. Die Disziplin ging dabei zunehmend verloren.
Schließlich setzte sich auch Karl von Valois Vertreter, in dessen
Sold sie zumindest offiziell gestanden hatten nachts heimlich ab und überließen
die meuternde Soldateska ihrem Schicksal. Diesen "Verrat" mussten dann
wieder einige Hauptleute mit dem Leben büßen. Dadurch wurde
die Situation natürlich nicht besser. In dem von ihnen verwüsteten
Land war immer weniger Nahrung zu finden und der Widerstand der Griechen
wuchs. So schlug sich die Kompanie von ihren Anführern verlassen,
hungrig und von Feinden bedrängt durch das Land. Da kam 1310 ein Angebot
aus dem Kreuzritterstaat von Athen. Herzog Walter von Brienne wollte die
Kompanie in Sold nehmen, um mit ihrer Hilfe Thessalien zu erobern. Doch
auch Walter unterschätzte die Kompanie, die seit Jahren der Schrecken
Griechenlands war. Nach der erfolgreichen Eroberung Thessaliens entließ
er alle aus seinen Diensten bis auf 200 Reiter und 300 Almogavaren. Dem
Rest blieb er sogar einen Teil des Soldes schuldig und befahl ihm, umgehend
sein Herzogtum zu verlassen. Die Kompanie wollte aber ihr gefährliches
Wanderleben nicht weiter fortsetzen und behielt einige eroberte Burgen
in Thessalien als Pfand. So kam es zum Streit.
Walter sammelte die fränkischen Barone Griechenlands und erhielt
Zuzug französischer Ritter aus Neapel. Insgesamt war sein Heer den
Katalanen an Zahl und an Ausrüstung weit überlegen. Die Katalanen
verfügten nur noch über wenige schwere Reiter und hatten ihr
Fußvolk mit Thessaliern und Türken verstärkt. Ihren Kern
bildeten die alten, in hunderten von Kämpfen erprobten Veteranen,
die Almogavaren. Da sie bei ihren internen Streitereien den ganzen Adel
verjagt oder erschlagen hatten, verfügten sie über keinen einzigen
bekannten Anführer. Aber sie kämpften um Sieg oder Untergang.
Eine willkommene Verstärkung bildeten die 500 Katalanen, die der Herzog
in Sold genommen hatte. Als diese sich geweigert hatten, gegen ihre alten
Waffengefährten zu kämpfen, hatte sie der Herzog geringschätzig
ziehen lassen.
Im März 1311 trafen die beiden Heere am Fluss Kephissos nordwestlich
von Theben aufeinander. Da die Katalanen mit der Stärke der Ritterheere
vertraut waren, wählten sie eine geschützte Stellung hinter einer
sumpfigen Bachniederung. Die Türken, denen der Ausgang der Schlacht
mehr als unsicher erschien, hielten sich abseits. Der Herzog von Athen
und seine Ritter griffen im sicheren Gefühl ihrer eigenen Unbesiegbarkeit
an. Doch als das erste Treffen im Morast steckenblieb, wurde es dort von
den Wurfspießen der Almogavaren überschüttet. Den ausbrechenden
Tumult, aus scheuenden und sterbenden Pferden, verstärkten die nachdrängenden
fränkischen Ritter. In das immer dichtere Gewühl plazierten die
Almogavaren gezielt ihre Wurfspieße und gingen dann zum Gegenangriff
über, dem sich nun auch die Türken anschlossen. Im Gedränge
erstachen sie die Pferde oder zerrten die Ritter aus den Sätteln.
In dem furchtbaren Gemetzel kam es zur Panik unter den Franken und sie
wendeten ihre Pferde zur Flucht, die aber in dem Chaos im Sumpf nur noch
wenigen gelang. Bis auf zwei sollen alle erschlagen worden sein. Einen
davon machten die Söldner zu ihrem neuen Hauptmann, um zumindest wieder
einen Adligen an ihrer Spitze zu haben,
Die Niederlage der Franken war total, das Herzogtum lag schutzlos vor
den Siegern. Der Adel war fast vollständig gefallen, die von ihm unterdrückten
Griechen leisteten keinerlei Widerstand, und die Witwe des Herzogs floh
mit ihren Kindern nach Frankreich. Die Katalanen überfluteten das
Land und verteilten unter sich die Städte und Burgen der Toten. Um
eine vage Rechtsgrundlage zu schaffen, nehmen sie einfach die Frauen und
Töchter der Erschlagenen zur Frau. Manche erhielten dabei so vornehme
Frauen "denen sie vorher nicht die Schüssel mit Waschwasser hätten
reichen dürfen", schrieb Muntaner über diesen damals unerhörten
Vorgang.
Die katalanische Kompanie verwandelte sich damit wie viele Eroberer
vor ihnen aus einer archaischen Kriegerhorde in eine konservative Feudalgesellschaft.
Ihr weiteres Schicksal ist somit hier nur am Rande von Interesse. Von Anjou,
Byzanz und dem Papst angefeindet, suchten sie wieder Rückhalt in Sizilien
und unterstellten sich nominell dem König von Sizilien. Aber sie unternahmen
weiterhin ihre Raubzüge nach Nordgriechenland und betätigten
sich als Piraten im Mittelmeer. Einen Rückeroberungsversuch, den der
Sohn des gefallenen Herzogs 1331 mit einer starken Armee aus Italienern
und Franzosen unternahm, überstanden sie ohne Schaden in ihren Festungen.
Erst 1376, als die alten Kämpfer längst unter der Erde waren,
wurde die Lage schwierig. Der Franzose Jacob von Baux bediente sich zur
Durchsetzung seiner Ansprüche auf das Herzogtum Athen der so genannten
navarresischen Kompanie, die sich aus arbeitslosen Veteranen des hundertjährigen
Krieges gebildet hatte. Diese neuen, noch hungrigen Söldner eroberten
schnell große Gebiete mit Festungen und Städten. Nur in Athen
konnten sich die Katalanen bis 1387 halten. Danach errichteten die Navarresen
wie ihre Vorgänger einen Militärstaat in der Morea und Athen.
Dennoch gelten die Katalanen als die berühmteste Söldnerkompanie
des Mittelalters, ihre Beutezüge wurden Legende und den größten
Brocken - das Herzogtum Athen - hatten sie von Feinden umringt immerhin
über 70 Jahre halten können.