Die Kelten oder Gallier
Für und gegen Rom, Karthago und die Diadochen.
Ein wichtiges Reservoir zur Rekrutierung von Söldnern waren für
die alten Hochkulturen schon immer barbarische Stämme gewesen, die
jenseits ihrer Grenzen lebten. So hatten die Ägypter gerne Libyer
und Nubier geworben und die Herrscher des Zweistromlandes Semiten oder
nomadische Stämme, die aus Südrussland und Zentralasien gekommen
waren. Leider ist das Wissen über diese Stämme sehr rudimentär,
da niemand daran dachte, die Taten der Fremden, die ihr Blut für Pharaonen
und Großkönige vergossen, in Inschriften zu verewigen. Das änderte
sich erst, als die Kelten die Bühne betraten. Aber auch hier ist man
auf das angewiesen, was ihre Arbeitgeber oder Gegner von ihnen berichten.
Das Ursprungsgebiet der Kelten, die so genannte La Tène Kultur,
erstreckte sich nördlich der Alpen zwischen den Oberläufen von
Rhone, Rhein und Donau (als Gallier bezeichnet man inzwischen lediglich
die im Gebiet des heutigen Frankreich siedelnden Kelten, während die
Römer meist allgemein von "Galliern" sprachen). In der keltischen
Gesellschaft zählten eigentlich nur die Adligen und Druiden, der
Rest galt nicht viel mehr als Sklaven.
Die Aristokraten waren fast ständig mit Fehden oder Kriegen beschäftigt.
Durch Raubzüge gewannen sie Prestige und neue Anhänger, wodurch
sie wiederum mehr Truppen sammeln konnten. Ein Historiker
hält diese Raubzüge für "essentiell für das keltische
Sozialsystem", und kommt zu dem Schluss: "Der Zwang zu rauben, war ein zentraler
Punkt der keltischen Gesellschaft".
Zu dieser kriegerischen Grundeinstellung kam, dass die Kelten Meister
der Metallverarbeitung waren und ihre Schmiede produzierten eiserne Schwerter,
Helme und Panzerhemden, die allerdings nur von Häuptlingen getragen
wurden. Damit unterwarfen sie ihre Nachbarn und dehnten ihr Siedlungsgebiet
nach und nach über ganz Frankreich, die britischen Inseln und entlang
der Donau aus. So entfernte Regionen wie Galizien in Nordspanien und eine
Provinz gleichen Namens in Südostpolen erinnern noch heute an diese
Zeit. Um 400 v. Chr. überstiegen sie die Alpen und kamen nach Italien.
Dort versuchten gerade die Etrusker, Rom, das griechische Syrakus und auch
Karthago ihren Machtbereich zu vergrößern. Die Kelten scherten
sich nicht weiter darum. Zuerst vertrieben sie die Etrusker aus der Po-Ebene
und ließen sich dort nieder. Dann zogen sie auf der Suche nach Beute
weiter nach Süden. Im Jahr 387 v. Chr. schlugen sie die Römer
vernichtend an der Allia, plünderten Rom und brannten es nieder.
Die Römer konnten nur das Kapitol halten und mussten sich schließlich
einen schändlichen Frieden mit 1.000 Pfund Gold erkaufen.
Dennoch war der Vormarsch der Kelten zum Stehen gekommen. Die Apenninen
bildeten eine Art natürliche Barriere, Römer und Etrusker verstärkten
hektisch ihre Stadtwälle und bildeten mit anderen italischen Völkern
Schutzbündnisse gegen die Keltengefahr. Wahrscheinlich hatten die
Kelten auch mehr als ausreichend gutes Siedlungsland erobert, so dass eine
weitere Ausdehnung nach Süden für sie nicht besonders wichtig war. Sie verzichteten
allerdings nicht auf ihre Raubzüge und die Römer und ihre Nachbarn
mussten sich noch für Generationen mit den Kelten herumschlagen. Für
die eher sieggewohnten Römer wurden die Kelten daher zum Angstgegner
schlechthin. Während sie gegen Etrusker, Griechen oder Samniten tapfer
zu Felde zogen, scheinen sie vor den wesentlich schlechter bewaffneten
Kelten einen regelrechten Horror gehabt zu haben. Die römischen Autoren,
auf die wir ja heute bei unserem Wissen über die Kelten hauptsächlich
angewiesen sind, haben ihnen das übrigens nie verziehen. Immer wieder
berichten sie von Geldgier und Verrat der Kelten, von Zweikämpfen,
die natürlich immer von Römern gewonnen wurden und übertreiben
maßlos bei den Zahlenangaben keltischer Heere. Wenn man dann liest,
dass die Kelten nur im allerersten Ansturm stark gewesen seien, danach
aber schnell den Mut verloren hätten, so entlarvt sich das schnell
als römische Propaganda, mit der man den eigenen Legionären Mut
machen wollte. Denn schließlich standen die Kelten in Hannibals Heer
bei Cannae im Zentrum und hielten dort weitgehend ungepanzert so lange
dem furchtbaren Druck der Legionen stand, bis diese von Hannibals Reitern
eingeschlossen waren.
Kelte mit dem Kopf des römischen Generals Gaius Flaminius
Wie erklärt sich nun diese Angst der Römer vor den Kelten?
Zum Teil lag es einfach daran, dass diese einfach größer und
kräftiger waren, was von den antiken Autoren auch immer wieder betont
wird. Dazu kam die ungestüme Wildheit dieser barbarischen Krieger,
mit der sonst niemand in Italien kämpfte. Im Gegensatz zu den Römern
und Etruskern zogen die Kelten meistens zumindest mit freiem Oberkörper
in die Schlacht, manche Stämme scheinen es sogar als Ehrensache angesehen
zu haben, ganz nackt zu kämpfen. Dafür waren viele tätowiert
oder hatten sich Kriegsbemalung angelegt. Wenn sie zum Kampf vorrückten,
machten sie mit ihren Carnyxen (Kriegstrompeten) einen schrecklichen Lärm;
dazu stimmten sie ihre Kriegsrufe an. Und dann stürzten sie sich meistens
ohne größeres Taktieren in einem schnellen Anlauf auf ihre Gegner,
denen sie nach dem Sieg bevorzugt die Köpfe abschnitten, um diese
als kostbarste Siegestrophäen
mit nach Hause zu nehmen. Gefangene
wurden zwar meistens wie überall versklavt, aber manchmal auch von
den Druiden auf grausamste Weise geopfert. Das war es, was den Römern
Angst machte, und weshalb ihre Autoren schrieben, man müsse nur den
ersten Ansturm aushalten.
Da die Kelten über die Apenninen nicht dauerhaft vordrangen, aber
weiterhin nach kriegerischer Beschäftigung suchten, wurden sie zu
einem idealen Söldnerreservoir. Der erste, der sich dort bediente
war Dionysios I. der Tyrann von Syrakus (405-367), der mit Karthago um
die Vorherrschaft auf Sizilien kämpfte. Dionysios verfügte über
eine Handelsniederlassung in Ancona, die direkt an das Siedlungsgebiet
der Kelten grenzte. Dort wurde dann mit unternehmungslustigen Häuptlingen
verhandelt und diese stellten unter ihrer Führung die benötigten
Truppen, die dann mit dem Schiff nach Süditalien oder Sizilien transportiert
wurden. Die Kelten lieferten auch Reiterei, normalerweise dienten sie aber
als schwere Infanterie in der Phalanx. Dort waren sie durchaus in der Lage,
den griechischen
Hopliten, die zu dieser Zeit die begehrtesten Infanteristen
waren, Paroli zu bieten, hatten aber zudem den Vorteil, dass sie aller
Wahrscheinlichkeit nach viel billiger waren. Dionysios verwendete die Kelten
aber nicht nur bei seinen eigenen Kämpfen, er "exportierte" auch mehrmals
größere Gruppen nach Griechenland, die er dort den Spartanern
als Unterstützung gegen Theben zur Verfügung stellte.
Ihr Haupteinsatzgebiet blieb jedoch Italien. In den zahlreichen Kriegen,
mit denen Rom seine Vorherrschaft auf der Halbinsel erkämpfte, findet
man die Kelten fast immer auf der Seite seiner Gegner, als Bundesgenossen
oder als Söldner. Nachdem die Römer dann im 3. Samnitenkrieg
(298-290) alle ihre Gegner in Mittelitalien unterworfen hatten, rückten
die Kelten selbst ins Visier. Zuerst wurden die bei Ancona siedelnden Senonen
besiegt und ins Imperium eingegliedert. Neue Konflikte Roms mit den Griechen
Süditaliens verschafften den Kelten dann noch einmal eine Gnadenfrist.
Nach der Eroberung ganz Süditaliens fielen die Blicke der Römer
fast automatisch auf Sizilien, und sie nutzten einen unbedeutenden Anlass,
um sich in die Generationen währende, furchtbare Auseinandersetzung
mit Karthago zu stürzen.
Im so genannten 1. Punischen Krieg (264-241) kämpften Römer
und Karthager zur See und sonst hauptsächlich auf Sizilien. Hier stellten
die keltischen Söldner nach den Afrikanern das stärkste Kontingent
Karthagos. Man kann annehmen, dass viele über die alten Verbindungen
von Syrakus geworben worden waren, der Solddienst auf Sizilien war für
die Kelten der Poebene zu dieser Zeit bereits ein altehrwürdiges Geschäft.
Zudem war Korsika eine karthagische Kolonie und von dort gab es beste Verbindungen
nach Ligurien und Südfrankreich. Da bei wechselndem Kriegsglück
die Verbindungen mit Karthago manchmal sehr lange unterbrochen waren, blieben
Sold und Verpflegung oft für Jahre aus. Viele Kelten desertierten
deshalb zu den Römern oder versuchten ihnen einzelne Festungen zu
verkaufen. Römische Autoren berichten gerne von diesen "Verrätereien",
aber schließlich kämpften die Kelten als echte Söldner
nicht wie ihre Arbeitgeber um die Vorherrschaft im Mittelmeer, sondern für
bares Geld. Bei den blutigen Kämpfen am Eryx gingen sogar einmal 3.000
Kelten zu Römern über und verkauften ihnen das befestigte Heiligtum
auf dem Berg. Obwohl diese Gruppe für ihre Disziplinlosigkeit und
Raublust berüchtigt war, nahmen sie auch die Römer gerne in Sold,
schoben sie aber am Ende des Krieges nach Epirus ab. Dennoch blieben einige
tausend Kelten bis zum bitteren Ende bei Karthago, die dann im
Söldnerkrieg unter ihrem Führer Autarit
immer noch ein schlagkräftiges Kontingent stellten.
Die Zwischenkriegszeit nutzten die Römer, um nun endlich die Kelten
der Poebene zu "befrieden". Diese warben nun ihrerseits mit reichen Beuteversprechungen
zur Verstärkung keltische Söldner von jenseits der Alpen. Da
sie es aber nach einem ersten Sieg vorzogen, ihre Beute in Sicherheit zu
bringen, wurden sie von den Römern getrennt geschlagen. Schließlich
wurden alle Kelten bis zu den Alpen unterworfen und die neue Provinz "Gallia
Cisalpina" gebildet. Mit dem Solddienst war es damit vorerst vorbei, denn
nun mussten die Kelten wie all die anderen Völker Italiens als Bundesgenossen
Roms ins Feld ziehen. Das rächte sich, als im 2. Punischen Krieg (218-201)
Hannibal in Italien erschien. Ganze Truppenteile desertierten zu den Karthagern,
nachdem sie nachts ihre römischen Begleittruppen erschlagen hatten.
Außerdem war es für Hannibal einfach unter den Kelten Italiens
ständig neue Truppen anzuwerben. Allerdings scheint auch er ihnen
nicht richtig getraut zu haben, denn er ließ sie gerne beim Marsch
von seinen afrikanischen Reitern bewachen und stellte sie in den Schlachten
immer an die Stellen, wo die meisten Verluste zu erwarten waren. So sollen
bei Cannae von den 5.700 Toten auf karthagischer Seite 4.000 Kelten gewesen
sein.
Als Karthago endgültig geschlagen war und Rom alles beherrschte,
verschwanden auch die keltischen Söldner im westlichen Mittelmeerraum
von der Bühne. Im Osten war ihnen dagegen noch etwas mehr Zeit beschieden.
Dort hatten nach dem Tod Alexanders des Großen (323) seine Nachfolger,
die so genannten "Diadochen", damit begonnen, das Riesenreich in endlosen
Kriegen neu zu verteilen. Am Ende bildeten sich dabei mehrere neue Reiche
mit ständig wechselnden Grenzen heraus: Ägypten unter den Ptolemäern,
die asiatischen Provinzen unter den Seleukiden und Makedonien unter den
Antigoniden. Dazwischen gab es noch mehr oder weniger langlebige Königreiche
in Kleinasien wie Pontos, Bithynien und Pergamon. Alle Parteien hatten
einen großen Bedarf an Söldnern, vor allem an schwerer Infanterie,
den die griechischen Städte nur zum Teil decken konnten. Da erschienen
um 280 v. Chr. auch hier die Kelten in großem Stil auf dem Markt.
Wie in Italien kamen sie zuerst als Eroberer und als sie dabei gebremst
wurden, vermieteten sie ihre Dienste. Auf ihren Wanderungszügen waren
einzelne Stämme entlang der Donau immer weiter nach Osten vorgestoßen
und hatten sich angesiedelt und schließlich sogar im Gebiet des alten
Thrakien das Schwarze Meer erreicht. 280 v. Chr. fielen sie dann mit drei
großen Heeren in Nordgriechenland ein. Ptolemäus Keraunos, der kurz
zuvor den Thron von Makedonien an sich gerissen hatte, stellte sich ihnen
zwar entgegen, wurde aber geschlagen und verlor sein Leben. Daraufhin plünderten
die Kelten ungehindert die nordgriechischen und makedonischen Städte,
lediglich einige, die wie Byzanz besser befestigt waren, konnten sich durch
große Summen loskaufen. Eine Gruppe zog sogar unter ihrem Heerführer
Brennus nach Zentralgriechenland, um dort das Heiligtum von Delphi zu plündern.
Den Griechen gelang es, sie an den Thermopylen so lange aufzuhalten, bis
sie durch Kälte und Hunger zum Rückzug gezwungen wurden. Erst
als es dem makedonischen Thronanwärter Antigonos Gonatas gelang, ein
großes keltisches Heer bei Lysimacheia (277) vernichtend zu schlagen,
blieb Griechenland von ihren Einfällen verschont.
Die Kelten hatten wahrscheinlich einfach akzeptiert, dass die Diadochen
mächtige Heerführer waren, in deren Armeen man ebenfalls Beute
machen konnte und zudem noch guten Sold erhielt. Antigonos Gonatas hatte
nach seinem großen Sieg gleich die keltischen Gefangenen rekrutiert,
und bald versorgten sich auch seine Konkurrenten aus dieser Quelle. Sie
dienten den Seleukiden in Asien und den Ptolemäern in Ägypten.
Oft schlugen sie sich tapfer, manchmal meuterten sie. Fast immer waren
sie ein scharfes, aber auch ein zweischneidiges Schwert in den Händen
ihrer Auftraggeber. So meuterten 274 v. Chr. in Ägypten 4.000 keltische
Söldner, die Ptolemäus II. angeworben hatte, als sie dachten,
dieser sei in einer schwachen Position. Vor allen Dingen hatte sie der
Reichtum des Landes dazu verlockt, und sie begannen nach Herzenslust die
Städte zu plündern. Als jedoch Ptolemäus wieder ausreichende
Kräfte gesammelt hatte, trieb er sie auf eine Nilinsel, wo "sie durch
Hunger und ihre Schwerter verschwanden," wie ein Chronist berichtet.
Weitreichende Folgen hatten die Werbungen des bithynischen Königs
Nikomedes, der 279 v. Chr. eine große Gruppe unter 17 Häuptlingen
samt Frauen und Kindern nach Kleinasien holte, die als Galater in die Geschichte
eingehen sollten. Nach ihren Diensten für Nikomedes bildeten sie drei
Stämme und wurden zu einer gefürchteten Landplage in Kleinasien.
Ohne jeden Respekt fällten sie heilige Haine und plünderten Tempel,
brannten ganze Landstriche nieder und trieben von den größeren
Städten Brandschatzungen ein. Durch ihre Grausamkeiten waren sie bald
so gefürchtet, dass ihnen niemand mehr entgegentreten wollte. In manchen
Provinzen wurde eine Galatersteuer eingeführt, die offensichtlich
dazu diente, sich von ihren Einfällen loszukaufen. Möglich war
dies allerdings lediglich, da in Kleinasien mehrere kleinere Könige
ihren Machtbereich auszuweiten versuchten, während die Ptolemäer
von Ägypten und die Seleukiden von Asien aus intervenierten. So konnte
niemand seine Kräfte gegen die Galater konzentrieren, und zudem wurden
sie immer von zumindest einer Seite als Söldner angeworben. Als es
dem Seuleukidenherrscher Antiochos I. gelang, seinen Herrschaftsbereich
nach Kleinasien auszudehnen, sahen sich die Galater dem wahrscheinlich
mächtigsten Herrscher dieser Zeit gegenüber.
Das Reich der Seleukiden erstreckte sich bis nach Indien, und so verfügten
sie über eine große Zahl von Kampfelefanten. Mit deren Hilfe
gelang es Antiochos, zuerst die Reiterei der Galater in die Flucht zu schlagen,
anschließend sollen sich die Elefanten einen blutigen Weg durch die
Infanterie gebahnt haben. Es ist anzunehmen, dass die Kelten noch nie zuvor
solche Tiere gesehen hatten und deshalb nicht wussten, wie sie reagieren
sollten. Antiochos erhielt nach diesem großen Sieg (wahrscheinlich
268 v. Chr.) den Beinamen "der Retter" und ließ ein großes
Monument errichten, das einen Elefanten zeigt, der einen Galater zertritt.
Allerdings dachte Antiochos nicht daran, das Galaterproblem endgültig
zu lösen, sondern er schloss mit ihnen Bündnisverträge und
in Zukunft wurden sie zu einem Hauptreservoir zur Rekrutierung seleukidischer
Söldner.
Da die Seleukiden aber nicht in der Lage waren, Kleinasien auf Dauer
zu beherrschen, blieben die Galater dort weiterhin als Söldner und
auf eigene Rechnung der Schrecken der Bevölkerung. 233 v. Chr. gelang
Attalos I., dem Herrscher von Pergamon, dann ein großer Sieg über
die Galater, an den noch heute der Pergamonaltar und die berühmte
Marmorstatue des sterbenden Galliers erinnern. Doch auch Attolos benötigte
keltische Söldner, die allerdings meistens im europäischen Thrakien
angeworben wurden, wodurch wieder neue Gruppen in Kleinasien erschienen.
Das wichtigste Resultat dieser Niederlagen war, dass das Siedlungsgebiet
der Galater auf Zentralanatolien um das heutige Ankara beschränkt
wurde. Dort blieben sie allerdings ein Unruheherd und eine Geißel
ihrer Nachbarn, bis die Römer ab 190 v. Chr. auch diesen Teil der
Welt unter ihre Herrschaft brachten.
Das Interessante an den Galatern ist, dass sie ihre Söldnerdienste
meistens als wandernde Stämme offerierten. Sie kamen mit Frauen und
Kindern und dabei gelang es ihnen offenbar, sehr lange ihre kulturelle Identität
zu behalten. Wenn man die Statue des sterbenden Galliers betrachtet, erkennt
man deutlich den typisch keltischen Halsreif, der auch in europäischen
Keltengräbern gefunden wurde. In Ägypten hat man keltische Schilde
gefunden, woraus zu schließen ist, dass die keltischen Söldner
dort immer noch auf die gleiche Art und Weise kämpften, wie in Italien,
Spanien oder den britischen Inseln. Das überraschendste aber ist,
wie lange sich die keltische Sprache in Kleinasien gehalten hat. Noch im
4. Jahrhundert n. Chr. (!) wird ihre Sprache als sehr ähnlich mit
der der bei Trier lebenden Kelten bezeichnet. Wenn man dabei an all ihre
blutigen Schlachten denkt und die zahlreichen Söldner, die irgendwo
auf Nimmerwiedersehen in den asiatischen Provinzen der Seleukiden oder
in Afrika verschwanden, so war das sicher nur möglich, wenn sie eine
große Anzahl keltischer Frauen bei sich hatten, die dem Nachwuchs
die Muttersprache beibrachten.
Eine wesentliche Grundlage für den Solddienst der Kelten war immer
gewesen, dass sie sich verschiedenen zerstrittenen, aber zahlungskräftigen
Mächten anbieten konnten. So gesehen bildeten die langen Kriege in
Sizilien, Italien, Griechenland und Kleinasien das ideale Biotop, in dem
sie wirken konnten. Je mehr die Römer allerdings jede Konkurrenz ausschalteten
und den ganzen Mittelmeerraum unter ihre Herrschaft brachten, kam den Kelten
einfach die Kundschaft abhanden. Es blieb eigentlich nur Rom, das zu dieser
Zeit aber nur in Ausnahmefällen Söldner beschäftigte. Es
ist deshalb eine Ironie der Geschichte, dass die Eroberung Galliens
durch Cäsar (58-51) hauptsächlich mit Legionen durchgeführt
wurde, die in den Provinzen "Gallia Cisalpina" und "Gallia Narbonensis"
ausgehoben worden waren. Es waren also meist keltische Legionäre,
mit denen Cäsar die Kelten Galliens unterwarf, die dann ebenfalls für
lange Zeit die Reihen der Legionen füllten.