
Regie: John Hillcoat
Drehbuch: Nick Cave
Hauptbesetzung: Ray Winstone, Guy Pearce, Emily Watson
Regisseur John Hillcoat und Drehbuchautor Nick Cave liefern mit The Proposition einen düsteren, poetischen und erschütternden Western, der das raue Outback Australiens zu einer Figur für sich erhebt. Der Film, angesiedelt im späten 19. Jahrhundert, erzählt eine Geschichte von moralischer Ambivalenz, familiären Bindungen und brutaler Gewalt.
IMDB
Die Handlung beginnt mit einem intensiven, blutigen Showdown, in dem der Gesetzeshüter Captain Stanley (brillant gespielt von Ray Winstone) die Brüder Charlie (Guy Pearce) und Mikey Burns (Richard Wilson) gefangen nimmt. Stanley stellt Charlie ein grausames Ultimatum: Um seinen jüngeren Bruder Mikey vor der Hinrichtung zu retten, muss Charlie seinen älteren Bruder Arthur (Danny Huston), einen berüchtigten Banditen, aufspüren und töten. Dieses “Proposition” setzt eine Reihe von moralischen und physischen Prüfungen in Gang, die sowohl die Charaktere als auch das Publikum erschüttern.
Was The Proposition von anderen Western abhebt, ist die unversöhnliche Darstellung des Outbacks. Kameramann Benoît Delhomme fängt die rauen, fast außerirdischen Landschaften mit einer visuellen Präzision ein, die sowohl Schönheit als auch Schrecken ausstrahlt. Die Natur ist in diesem Film nicht nur eine Kulisse, sondern eine omnipräsente Kraft, die das Schicksal der Figuren mitbestimmt. Die rohe Gewalt, die den Film durchzieht, wird durch die meditative Ruhe der Wüste noch intensiver.


The Proposition ist mehr als nur ein Western; es ist eine Untersuchung der Zivilisation und ihrer Gewalt. Die britischen Kolonisatoren, verkörpert durch Captain Stanley, versuchen, Ordnung in eine Welt zu bringen, die sich ihnen widersetzt. Es ist geradezu rührend, wie die Stanleys versuchen, in der lebensfeindlichen, barbarischen Wildnis einen europäischen Garten zu installieren oder Weihnachten zu feuern.


Gleichzeitig ist die Gewalt der Burns-Brüder eine rohe, anarchische Kraft, die die scheinheilige Moral der Kolonialherrschaft infrage stellt. Eine interessante Figur ist auch der alte Abenteurer und Kopfgeldjäger Jellon Lamb (John Hurt), der bereits im Kongo, China und Russland sein Glück versucht hat. Angeblich ein Weltbürger und Mann mit Bildung, der zynisch über Darwin philosophiert.
The Proposition erinnert in vielem – Thematik, Härte, Gewaltästhetik – an die Filme von Sam Peckinpah. Aber Australien ist noch ein wenig härter, dreckiger, von der Welt vergessener als Peckinpahs Westen.
Warum ist der Film in unserem Kontext interessant?
In vielen Berichten über Söldner und Abenteurer in den Kolonien während des 19. Jahrhunderts, stolpert man über diesen grundlegenden Gegensatz zwischen zivilisierter Welt und wilder, noch nicht unterworfener Fremde. Manche flüchten vor der Zivilisation und suchen das exotische Abenteuer, andere singen mit Tränen in den Augen rührende Lieder unterm Weihnachtsbaum in den Tropen.
Unser Rating: 9 von 10
man kann den Film eigentlich nur von ganzem Herzen empfehlen.